Die Weine der Toskana im Wandel

Sanfte Hügel, malerische Zypressenalleen und der Duft von Zedern in der warmen Abendluft – die Toskana ist für viele der Inbegriff italienischer Lebensfreude. Und doch verbirgt sich hinter der romantischen Postkartenidylle eine faszinierende und oft widersprüchliche Geschichte der Weinproduktion.
Vom einfachen „Fiasco“-Chianti in der Bastflasche bis hin zu legendären Supertoskanern, die heute in einer Liga mit den großen Bordeaux-Weinen spielen: Die Entwicklung der toskanischen Weine ist geprägt von Höhen und Tiefen, von Traditionsbrüchen und Neuanfängen.
Was der Sangiovese, die große Traube der Region, wirklich kann, zeigt sich erst jetzt – vielleicht stehen die Weine der Toskana heute am Beginn ihrer spannendsten Ära.
Dabei hatte es doch so gut angefangen. Bereits im Jahr 1716 wurde der Chianti in Bezug auf zugelassene Traubensorten und Anbaugebiet per Dekret vom Medici-Fürsten Cosimo III. definiert. Eigentlich hätte diese Grundlage, kombiniert mit Leidenschaft und etwas unternehmerischer Initiative, ausgereicht, um den Chianti zum besten und begehrtesten Wein der Welt zu machen.
Doch nein, es sollte anders kommen. Mittelmaß und Streben nach möglichst großen Ernten bestimmten bis vor wenigen Jahrzehnten das Denken der meisten Winzer – nicht gerade förderlich für eine Verbesserung der Qualität des Weines mit dem wohlklingenden Namen.
Darüber hinaus war dieser mit einer Kinderkrankheit behaftet, die erst im Jahr 1992 mit der Reform der DOC-Gesetze “geheilt” wurde: Das Disziplinar sah vor, dass Chianti-Weine zu 5 % aus der weißen Traubensorte “Trebbiano Toscano” bestehen müssen. Abgesehen davon, dass es nicht gerade logisch ist, einem Rotwein weiße Anteile beizumischen, ist der Trebbiano eine eher bescheiden anmutende Traubensorte – im besten Fall ergibt sie mittelmäßige Weine.
Davon kann man sich noch heute überzeugen, indem man in einfachen toskanischen Gasthöfen offenen Weißwein bestellt, meist wird dann eine leicht oxidierte, schlecht schmeckende Flüssigkeit serviert.
Nun gut, all das wirkte natürlich auf die Weinproduzenten im Bordeaux-Gebiet geradezu wie eine Einladung, sich als bessere Weinregion darzustellen und man nutzte diese Chance. Das Bordeaux wurde zum wichtigsten Weinanbaugebiet der Welt und setzte Maßstäbe, denen sich die Konkurrenz aus der ganzen Welt beugen musste.
So verwundert es nicht, dass gerade die teuersten und prestigereichsten Weine der Toskana (Solaia, Ornellaia, Masseto, Redigaffi, Sassicaia usw.) dem französischen Vorbild in Geschmack und Stil nacheifern, ja sogar zum Verwechseln ähnlich sind. Zwar sind diese Weine großartig und stehen qualitativ den berühmten Crus aus Frankreich in nichts nach, dennoch fehlt die eigene Identität und ein unverwechselbarer Stil.
Das gilt leider bisher auch für den Chianti: Manche Winzer produzieren kraftvolle, konzentrierte und sehr moderne Weine, andere elegante und süffige Produkte, roten Burgundern ähnlich. Dabei hat der Sangiovese, die große und wichtige toskanische Traubensorte, ein unglaubliches Potenzial. Sie vereint in sich intensive Fruchtnoten, eine lebendige Säure und bildet ein edles Gerüst an Tanninen.
Gut gemachte Sangiovese-Weine werden gerne zwanzig bis dreißig Jahre alt und gewinnen mit fortschreitender Reife ungemein an Eleganz und Komplexität.
Wer hingegen stets saubere Arbeit geleistet hat, waren die Weinbauern aus Montalcino. Schon immer wurde der Brunello sortenrein ausgebaut und niedrige Erträge wurden für ein exzellentes Ergebnis in Kauf genommen. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts produzierte “Biondi-Santi” einen Wein, der es mit den ganz Großen der Welt aufnehmen konnte.
Diese Beständigkeit und der wissentliche Umgang mit den natürlichen Ressourcen – Traubensorte und Terroir – zahlte sich selbstverständlich aus: Der Brunello di Montalcino ist heute unangefochten die Nummer Eins unter den toskanischen Weinen, hoch gelobt und geliebt von Experten in aller Welt und durchaus sehr rentabel für die Hersteller, rangiert der Brunello doch im hochpreisigen Bereich.
Wird es ein solches Happy End auch für die übrigen Weine der Toskana geben? Die Toskana ist ein klassisches Rotwein-Land, die Weißen werden es immer schwer haben. Die einzige nennenswerte Weißwein-Sorte, die Vernaccia di San Gimignano, ergibt, ehrlich gesagt, trotz DOCG-Status eher mittelmäßige Weine.
Die Cabernets und Merlots aus Bolgheri und der übrigen Toskana werden immer dazu verdammt sein, ihren Vorbildern aus Saint-Émilion und Pomerol hinterher zu laufen. Auch wenn sie diese qualitativ immer wieder mal überholen – der Stil ist und bleibt französischer Prägung.
Die Hoffnung ruht nun auf Chianti, Morellino di Scansano und Nobile di Montepulciano – allesamt Sangiovese-Weine.
Nach einer Phase, in welcher übermäßig barriquelastige Weine von den Meinungsmacher des “Gambero Rosso” und Ähnlichen in den Himmel gelobt wurden (mit katastrophalen Folgen, da jeder Winzer meinte, solche Weine produzieren zu müssen), werden diese inzwischen abgestraft. Vielmehr sind die Weinexperten von Fachzeitschriften sowie der Slow Food-Bewegung bemüht, den entstandenen Schaden zu reparieren und prämieren sortentypische, das Terroir widerspiegelnde Weine.
Die Zukunft des Sangiovese ist ungewiss. Die Weinfreunde auf der ganzen Welt wünschen sich aber einen unverwechselbaren, typisch toskanischen, aber durchaus mit modernen Methoden und sauber gemachten Wein. Denn wer schon einmal einen wirklich guten Sangiovese genießen durfte, weiß, dass es kaum einen besseren Begleiter zu den Mahlzeiten gibt.
Anja Fischer
Gründerin und CEO von Glücksmomente Charmingplaces
Anja entdeckte als Reiseveranstalterin über 20 Jahre schöne Orte. Heute teilt sie nicht nur „Charmingplaces“ mit Ihnen sondern auch Insider Adressen, Geheimtipps für spannende Erlebnisse, sie kocht für Sie und erzählt Ihnen von besonderen Begegnungen und Momenten.
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