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Maremma, die wildromantische Naturidylle der Toskana

Tipps Maremma

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Die südliche Toskana ist das perfekte Urlaubsziel für Menschen, die Ruhe, Entspannung sowie unverfälschte Natur suchen – unsere Tipps Maremma

«Bittere Maremma» nannte man früher das sumpfige, vorwiegend von Stechmücken bevölkerte Gebiet, das sich auf 5000 Quadratkilometer zwischen Siena und Rom erstreckt. Dank der Trockenlegung der Sümpfe im 19. Jahrhundert hat sich dieser Landstrich zu einem Paradies für Naturliebhaber und Genießer entwickelt.

In dem am wenigsten besiedelten Gebiet Italiens gibt es keinen Massentourismus; hierher kommen Menschen, die Ruhe und Entspannung suchen, Wander- oder Radtouren in der noch unverfälschten Natur und ruhige Sand- und Felsstrände am türkisblauen Meer schätzen. Seit einiger Zeit kommen aber mehr und mehr auch Weinliebhaber, die zu den weltberühmten Weingütern pilgern.

Ein weiterer Pluspunkt: innerhalb einer Stunde Fahrzeit kann man beeindruckende Kulturstätten der Toskana und im nördlichen Latium erreichen.

Grosseto – die Hauptstadt der Maremma

Obwohl die meisten sicherlich wegen der Natur den Urlaub in der Maremma gebucht haben, ist ein Besuch der charmanten und lebendigen Hauptstadt dennoch empfehlenswert. Die historische Altstadt von Grosseto erstreckt sich im Schutz der mächtigen, sechseckigen Befestigungsmauer, die zwischen 1574 und 1598 von den Medici erbaut wurde und noch vollständig erhalten ist.

Mit solch einer perfekten Burgmauer kann in der Toskana nur Lucca aufwarten, weshalb die Einheimischen Grosseto gerne als Piccola Lucca bezeichnen. Auf dieser Befestigungsmauer lässt sich die Altstadt wunderbar umrunden, stets mit herrlichen Ausblicken auf die historischen Palazzi und die zauberhaften Piazze.

Auf der anderen Seite der Mauer sieht man die gepflegten Grünanlagen mit den Neubausiedlungen, die wie ein Grüner Gürtel das centro storico umgeben.

Sehenswert ist der gotische Dom San Lorenzo, erbaut im 13. Jahrhundert auf der Piazza Dante Alighieri und wer sich für die Geschichte der Maremma interessiert, sollte unbedingt das Museo Archeologico e d’Arte della Maremma auf der Piazza Baccarini besuchen.

Für mich ist es aber vor allem der mediterrane Charme dieser Stadt, den man beim Flanieren durch die Gassen der Altstadt mit den vielen schmucken Boutiquen, den verlockenden Eisdielen und Feinkostläden und den liebenswerten Weinbars und Trattorien spürt.

Fast schon Kultstatus hat das herzlich geführte Ristorante & Enoteca «L’Uva e il Malto» im Herzen der Altstadt. Geschätzt wegen der feinen Weinauswahl und den köstlichen Fischgerichten.

Eine sehr schmackhafte Maremma-Küche genießt man im «Ristorante Grantosco» in der Via Solferino 4 und seit dem Jahr 1949 ist das «Ristorante Canapone», direkt an der Piazza Dante eine sichere Adresse für typische Gerichte der Region.

Wer das bunte Treiben auf Märkten liebt, kommt am besten am Donnerstagvormittag nach Grosseto. Auf dem weitläufigen Parkplatz in die Via di Barberi, vor dem Stadttor, findet man neben Kleidung und Haushaltswaren vor allem auch verführerische Essstände. Unglaublich köstlich ist die frisch gebratene Porchetta, dünn aufgeschnitten, in einem Brötchen.

Massa Marittima – Mittelalterliche Schönheit mit traumhafter bella vista

Die Geschichte des bezaubernden Dorfes Massa Marittima zeigt, dass man mit Tatkraft und Innovationsgeist auch die schwierigsten Situationen überlebt. Nachdem die reiche Bergbausiedlung im 18. Jahrhundert von der Malaria heimgesucht wurde und lediglich wenige hundert Menschen überlebten, fassten die Bewohner im 19. Jahrhundert, nach der Trockenlegung der Sümpfe, wieder neuen Mut.

Der Wohlstand kehrte, dank der Erz-, Silber- und Kupferminen, wieder zurück, bis dann im 20. Jahrhundert der Bergbau nicht mehr konkurrenzfähig und rentabel war. Auch dieses Mal warfen die Bewohner die Flinte nicht ins Korn, sie besannen sich auf die Schönheit ihres Dorfes und setzten voll und ganz auf den Tourismus.

Und die massetani taten gut daran, denn die Gemeinde am Rande der Erzhügel ist ein Augenschmaus für historisch interessierte Menschen. Besonders deutlich wird diese Faszination an der Piazza Garibaldi, von der man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie zu den schönsten Piazze der Toskana zählt.

Unterstützt wird diese phänomenale Ausstrahlung durch die weit ausladende Freitreppe, die zum Dom führt und gleichzeitig den Campanile und den Bischofspalast mit einbezieht.

Von den Tischen der Cafés an der Piazza wirkt das Ensemble wie eine großartige Theaterkulisse. Gönnen Sie sich einen Cappuccino oder einen Apero und genießen diese einzigartige Atmosphäre.

Eine weitere außergewöhnliche Besonderheit von Massa Marittima ist, dass die Altstadt nicht, wie allerorts üblich, oberhalb des Städtchens liegt, sondern am Fuße des Berghangs.

Zwischen den Häusern, die zum Teil in den Fels hineingebaut wurden, geht es vorbei an kleinen Läden mit hübschem Kunsthandwerk den Berg hinauf in die Neustadt. Von der Piazza Garibaldi führt der Weg in die Via Moncini, die in eine steile Treppe übergeht und zur Festung und in die Neustadt führt.

Von der Festung aus dem Jahr 1355, die lediglich noch aus einem Turm, dem «Torre del Candeliere» besteht, gelangt man über eine Holztreppe zur Aussichtsplattform. Hier bietet sich ein gigantischer Blick auf die liebliche Umgebung bis hin zum Meer und bei guter Sicht bis zur Insel Elba.

Im Gegensatz zu den engen verwinkelten Gassen der Altstadt spaziert man in der Neustadt auf geraden Wegen. Sehenswert die Piazza Matteotti mit dem beeindruckenden Arco Senese, ein weit ausladender Bogen, der die Festung mit der Altstadt verbindet.

Allmählich hat man sich ein Gläschen Wein und eine kleine Stärkung verdient, dann lassen Sie sich von den kulinarischen und vinophilen Köstlichkeiten in der «Enoteca Il Bacchino», nahe der Via Moncino verführen.

Irgendwie liebt Massa Marittima die Schildkröten. Zum einen ist das Städtchen Mitglied der Cittàslow, ein von der Slow-Food-Bewegung inspirierter Verein, dessen Ziel es ist, die Lebensqualität in den Städten zu verbessern.

Zum anderen befindet sich am Rande der Ortschaft Europas größtes Schildkrötendorf «Carapax». Es ist  ein Naturschutzprojekt zur Rettung aller Arten von Schildkröten. Tausende von Schildkröten leben hier in einem natürlichen Lebensraum und können in ihrer Langsamkeit bestaunt werden.  

Die legendäre Klosterruine der Zisterzienser

Fährt man von Massa Marittima noch etwa ein halbes Stündchen weiter durch das Merse-Tal in Richtung Siena, liegt einsam inmitten von Wiesen, die Ruine der mittelalterlichen Abbazia San Galgano. Der Besuch dieses mächtigen, dachlosen Bauwerks war für mich ein unvergessliches Erlebnis.

Ich erinnere mich an einen strahlend blauen Himmel, der das fehlende Dach ersetzte und statt des festen Bodens spazierten wir auf einer blühenden Wiese. Es ist pures Gänsehautfeeling, wenn man den 70 Meter langen, nach oben offenen Sakralbau mit den hohen, imposanten Pfeilern entlang geht und durch die Spitzbogenfenster die Sonnenstrahlen blinzeln.

Getoppt wird dieser Eindruck nur noch bei einem nächtlichen Besuch, wenn die Kirchenmauern festlich beleuchtet sind und der Mond und der Sternenhimmel diesen unvergesslichen Eindruck verstärken.

Dass man dieses beeindruckende Kloster, das 1224 von den Zisterziensern erbaut und 1783 von Großherzog Leopold geschlossen wurde, heute besichtigen kann, verdanken wir einem Ordensbruder.

Im Jahre 1961 bat ein Zisterzienser-Mönch in Rom um Erlaubnis, in die Klosterruine überzusiedeln, um dem ehrwürdigen Gebäude wieder neues Leben einzuhauchen. Er baute einige Klosterzellen und sorgte für die Wiederbelebung des Klosters, nun jedoch für den Nonnenorden der Olivetaner.

Das wunderschöne, gotische Ensemble der Abbazia San Galgano, inmitten einer unverfälschten Natur, ist so einzigartig und geheimnisvoll, dass es Jahr für Jahr abertausende Besucher anzieht. Mich hat es tief beeindruckt.

Strandjuwelen zwischen Macchia und Meer

Nur wenige Kilometer sind es von der zauberhaften Ortschaft Scarlino zum Meer und dort erwarten Sie herrliche Buchten, einige davon so verwunschen, dass die Macchia bis ans Ufer reicht. Am besten macht man sich mit einem Fahrrad auf den Weg, vor allem wenn man einen einsamen Küstenabschnitt sucht.

Wer Natur liebt, der steuert am besten die Cala Civette an. Hier erwartet Sie kristallklares Meer, das reich an Fischbeständen ist. Ein weiterer wunderschöner Strand ist der 600 Meter lange und etwa 10 Meter breite Strand Cala Martina, steinig aber dank des klaren Wassers perfekt zum Schnorcheln. Von hier aus startete Giuseppe Garibaldi in einem Fischerboot am 2. September 1849 nach Portovenere in Ligurien.

Einzigartig ist die Cala Violina, die deshalb so heißt, weil auf den kleinen Quarzkörnern jeder Schritt eine Melodie zaubert. Derartige Soundstrände sind ein altbekanntes Phänomen, von dem schon Marco Polo berichtete. Cala Violina ist einer von etwa hundert derartigen Stränden weltweit. Der wunderschöne Strandabschnitt ist umgeben von der mediterranen Macchia und nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar.

Die Cala Violina ist ein wunderschönes Naturerbe und daher wird auch sehr darauf geachtet, dass nicht zu viele Menschen den Strand bevölkern. Beachten Sie während der Saison im Sommer daher bitte die Anweisungen auf den Schildern und auf der Website der Gemeinde.

Weitere Ausflugstipps

Quirliges Strandleben in Punta Ala

Wer Strände mit vielen sportlichen Aktivitäten bevorzugt, für den ist Punta Ala genau das Richtige. Alles, was Wassersportler begeistert, ist hier möglich: Surfen, Tauchen, Schnorcheln oder Segeln. Wer lieber festen Boden unter den Füßen hat, spielt eine Runde Golf auf einem der größten Golfplätze Europas – sensationelle Ausblicke auf das Meer sind garantiert.

Die Ortschaft Punta Ala ist umgeben von einem prachtvollen Pinienhain, der sich bis zum Strand hinzieht. Eine berühmte Persönlichkeit von Punta Ala ist Italo Balbo, der von hier aus 1931 als erster Mensch einen Flug über den Ozean startete. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Hafen von Punta Ala ein gefragtes Ziel des internationalen Segler-Jet-Sets.  

Wenn die Wiesen dampfen

So mancher wird sich überlegen, ob er nicht doch ein Gläschen zu viel des guten Weins getrunken hat, wenn er plötzlich ein dampfendes Bächlein sieht. Und waren da nicht Menschen mit Bademänteln, inmitten bäuerlicher Landschaft?

Es ist keine Fata Morgana, sondern Realität. In und um Saturnia sprudeln seit 3000 Jahren aus den Felsen türkisfarbene, 37°C warme Thermalquellen und ergießen sich in breite natürliche Sinterbecken. Dieses heilende, warme, schwefelhaltige Wasser schätzten bereits die Etrusker, später die Römer und heute Touristen aus aller Welt.

Gesundes Badevergnügen zum Nulltarif, es sei denn, Sie wünschen eine individuelle Kur, dann wenden Sie sich an den beeindruckenden Spa-Bereich der Terme di Saturnia.

Parco Naturale Monti dell’Uccellina

100 Quadratkilometer Urwald, wilder Westen und Steppenlandschaft – das ist die wildromantische Faszination der Maremma. In dieser unverfälschten Natur trifft man Wildschweine, Hirsche, Maremma-Rinder und Wildpferde, aber auch Reiher, Bussarde und andere Greifvögel.

Ein besonderes Erlebnis ist es, die Butteri, das sind die Cowboys der Maremma, auf ihren robusten und nicht sehr hohen Pferden zu beobachten. Vielleicht packt Sie auch die Lust, selbst auf den Rücken der Pferde einen Ausritt im Parco Naturale della Maremma, wie der Park offiziell heißt, zu unternehmen.

Roselle, einst eine pulsierende Etrusker-Metropole

Man kann es sich kaum vorstellen, dass hier vor 2600 Jahren eine reiche, riesige Etruskerstadt war, die vorwiegend vom Erzabbau lebte. Wer sich für Archäologie interessiert und gerne auf den Spuren der Etrusker wandelt, für den sind die Ausgrabungsstätten bei Roselle ein idealer Ausflug.

Im Sommer finden in den Theaterruinen Konzerte und Theateraufführungen statt und bei diesen Anlässen ist das ganze Areal mit zahllosen Kerzen geschmückt und der Mond und die Sterne spenden Licht von oben dazu. Ein must do für geschichtsinteressierte Menschen, denn hier erfährt man auf anschauliche Weise viel über das antike Volk der Etrusker.

Das malerische Hafenstädtchen Piombino

Vielen ist die Stadt als Fährhafen für die Überfahrt nach Elba ein Begriff, aber Piombino ist mit seiner mittelalterlichen Befestigungsanlage und der historischen Altstadt auch ohne Elba-Trip einen Besuch wert. Da Piombino nicht zu den Touristenhotspots gehört, kann man hier in aller Ruhe durch die sehr gut erhaltene, mittelalterliche Stadt bummeln.

Sehenswert ist der riesige Uhrturm, typisch für die Toskana, und die prachtvolle Kirche Sant’Antimo aus dem 14. Jahrhundert. Spaß macht es auch am Hafen zuzusehen wie die Touristen nach Elba fahren oder zurückkommen. Die Lage auf einem bizzaren Felsvorsprung gegenüber den Inseln des Toskanischen Archipels verleiht dem Städtchen Charme.

Monika Kellermann Wein & Genuss - Autorin

Monika Kellermann

Wein & Genuss – Autorin

Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.

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