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Colline Lucchesi – Erholung vom Strandurlaub

Wein Versilia Calafata

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Die Autostrada A12, auch bekannt als Autostrada Azzurra, verbindet Genua mit Rom. Selbst nach dutzenden Autofahrten in die Toskana vermag es die knapp 270 km lange Schnellstraße Glücksgefühle in mir zu wecken. Beim Anblick der Oleander-Pflanzen, die ab La Spezia zwischen den Leitplanken blühen, hüpft mein Herz und man meint bereits, das Meer riechen zu können. Selbst die Container-Parks und die Marmor-Depots samt ihrer Lastkräne versprühen einen Hauch von Charme, gehören sie doch zum Landschaftsbild wie die Silhouette des schiefen Turms im nahen Pisa.

Dem Tourismus tut dieser „shabby chic“ ebenfalls keinen Abbruch. Lassen sich doch hier Kultur und Badeurlaub auf das Vortrefflichste verbinden. Die schier endlosen, feinkörnigen Sandstrände von Lido di Camaiore oder Forte dei Marmi sind nicht weit von den kulturellen Epizentren Pisa oder Lucca entfernt. Wer italienische Mode liebt, fährt nach Prato zum Shopping und wer stattdessen kulinarische Schlemmerstunden erleben möchte, wird hier sowieso an jeder Ecke fündig.

Hinsichtlich des Weinbaus steht der nördliche Küstenabschnitt im Schatten der bekannten Provenienzen der südlichen Toskana, namentlich Bolgheri und der Maremma. Zwischen La Spezia und Massa liegt die DOC Colli di Luni, die sich Ligurien und die Toskana teilen. Von hier stammen unkomplizierte Weißweine aus Vermentino, die sich zu Tisch als attraktive Speisebegleiter zur mediterranen Fischküche präsentieren. Etwas landeinwärts liegen oberhalb der Stadt Lucca die Colline Lucchesi. Ein Ausflug nach Lucca lohnt sich nicht nur aufgrund der völlig intakten, mittelalterlichen Wehrmauer, die die Stadt umgibt. Auch Weintouristen kommen hier auf ihre Kosten. In den letzten Jahren gesellten sich zu den üblichen Verdächtigen wie Colleverde, Villa Santo Stefano oder Tenuta di Valgiano einige neue, innovative Weinbaubetriebe. Unter anderem der als soziales Projekt gestartete landwirtschaftliche Mischbetrieb namens Calafata.    

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Mauro Montanaro hat mit zwei Mitstreitern in den Hügeln oberhalb von Lucca, 20 Kilometer von der Küste entfernt, ein Herzensprojekt verwirklicht. Brachliegende Weinbergsflächen mit teilweise 90 Jahre altem Rebbestand konnten angepachtet und in mühsamer Kleinarbeit reanimiert werden. Die Akribie und der immense Arbeitsaufwand muss die benachbarten Winzer und Grundbesitzer beeindruckt haben, die daraufhin mit Traktoren, pneumatischen Pressen und anderen Gerätschaften aushalfen und so ihren Teil zum Erfolg des Weinbauprojekts beisteuerten.

Nach und nach konnte mit Gemüseanbau ein weiteres Standbein geschaffen werden. So werden nun, neben den fünf verschiedenen Weinen, auch 50 Hektar Gemüsefelder bewirtschaftet. Vor allem die Tomatensugo sollte hier besondere Erwähnung finden!

Mittlerweile beschäftigt die Kooperative 15 Mitarbeiter, allesamt gesellschaftliche Grenzgänger, ob nun politisch Verfolgte, ehemalige Drogenabhängige oder resozialisierte Straftäter. Calafata leistet Eingliederungshilfe und bietet Menschen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, ein zukunftsträchtiges Refugium.

Degustationsnotiz

Wir haben einen der Rotweine verkostet und waren schon von der Aufmachung und dem Etikettendesign begeistert. Hier unsere Degustationsnotiz zum 2018ner Majulina Toscana Rosso IGT. Ein Cuvée aus Sangiovese, Ciliegiolo und Canaiolo mit 12,5 % vol.

Unfiltriert mit dezentem Trub, mittleres Rubinrot mit zart aufhellenden Rändern und deutlicher Schlierenbildung.

In der Nase sauber und von mittlerer Intensität. Feinwürzige Frucht mit Aromen von reifem Granatapfel, Holunderbeeren und etwas Hibiskus. Vegetale Noten von Strauchschnitt und Brombeerblättern. Ausgeprägte Komplexität und spannende Entwicklung im Glas.

Am Gaumen trocken und mit angenehmer Frische gesegnet. Mittlerer, gut eingebundener Alkohol und mittelgewichtiger Körper. Griffiges, feinkörniges Tannin. Ausgeprägte Intensität mit Aromen von reifer Sauerkirsche, etwas Blutorange, Brennnesseltee und dezent balsamischer Textur. Anhaltend und komplex im Abgang.

Die Qualität ist zweifelsohne sehr gut. Der rustikalen Ouvertüre folgt ein spannungsgeladener Hauptteil mit präsentem Tannin, speichelbildender Frische und einer respektablen Balance von vegetalen, würzigen und fruchtigen Aromen. Majulina verfügt über Opulenz, Finesse und darüber hinaus sicher auch über Lagerfähigkeit für weitere 5 bis 7 Jahre.

Zu guter Letzt möchten wir auch noch einen Restaurant-Tipp aus der Region präsentieren. Im einfach besternten Ristorante Giglio kann hervorragend gegessen und getrunken werden. Die Kreszensen von Calafata sind auf der knapp 600 Positionen umfassenden Weinauswahl ebenfalls gelistet.

Kontaktdaten für Ihre Anfrage

Den Wein können Sie bei zahlreichen Weinhändlern online (wie z.B. hier) oder bei ihrem Weinhändler des Vertrauen erwerben.

Mehr über Calafata.

Florian Fischer

Weinschreiberling & Inhaber des Weinfachhandels Weinhalt

Florian ist unser Weinexperte. Der Sommelier & Weinakademiker weiß worauf es bei einer guten Traube ankommt und hat zu jeder Region einen besonderen Weintipp, den er Ihnen hier empfiehlt.

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