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Geheimtipps Florenz

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Siamo diladdarno – korrekt ausgesprochen «siamo al di là del fiume Arno» – wir sind von der anderen Seite des Arno! Und das sagt man in Florenz mit Stolz, denn für Florentiner spielt sich hier das wahre Leben ab. Vor allem abends liebt man es sich mit Freunden zu treffen, gemeinsam zu essen und Wein zu trinken und hinüberzuschauen auf die Stadt, die im Sommer den Touristen gehört.

Oltrano, das malerische Viertel jenseits des Arno

Die Ponte Vecchio verbindet das centro storico mit dem liebenswerten Stadtteil Oltrano.  Während sich auf der Brücke, eines der Wahrzeichen der zauberhaften Stadt, noch Scharen von Touristen tummeln, wird es auf der anderen Seite des Arno etwas heimeliger. In diesem noch ursprünglichen Viertel entdeckt man in den Gassen zahlreiche kleine Handwerksbetriebe wie Goldschmieden, Mosaikkünstler, Schuhmacher, Papierschöpfer und andere mehr.

Von Oltrano aus hat man zudem sensationelle Ausblicke auf die Altstadt mit den großartigen, weltberühmten Bauwerken. Besonders reizvoll ist der Blick von der Piazza Michelangelo, die man mit einem kleinen Fußmarsch erreicht. Florenzkenner gehen aber noch ein Stückchen weiter nach oben, zur Kirche San Miniato al Monte, setzen sich auf die Treppe, und sehen zu, wie die golden leuchtende Sonne über Florenz untergeht.  

Mercato San Ambrogio – Festival der Sinne

Der Mercato San Ambrogio ist bei den Einheimischen beliebt, weil er nicht ganz so touristisch ist wie der Mercato Centrale, das Angebot aber ebenso vielfältig. Echtes Marktfeeling erlebt man morgens, wenn die Waren gerade frisch aufgebaut worden sind und Hausfrauen und Gastronomen des Viertels zum Einkaufen kommen. Man kennt sich, tauscht Neuigkeiten aus, prüft die Ware und feilscht lautstark! Berge unterschiedlichster Salamisorten, fangfrische Fische und Meeresgetier, duftendes Obst und knackiges Gemüse und Pecorino in allen Reifestufen verführen. Lautes Stimmengewirr und verlockende Düfte machen den Besuch zu einem Festival der Sinne.

Vor der Markthalle bieten Händler den ganzen Tag über Kleidung, Schuhe, Tischwäsche und vieles andere, was man zum Leben braucht, oder auch nicht.

Lassen Sie sich weitertreiben, vorbei an kleinen Antiquitätengeschäften zur Piazza dei Ciompi, wo täglich ein uriger Flohmarkt stattfindet.  Wo immer sich eine Menschentraube bildet, steht wahrscheinlich ein trippaioli  und füllt knusprige panini mit leckerem lampredotto (Kutteln am Stück). Man genießt diese florentiner Spezialität, die semelle heißt, entweder bagnato, mit Brühe, oder asciutto, trocken, auf Wunsch auch mit einer pikanten Soße beträufelt.  

Durch enge Gassen geht’s weiter zur Piazza Santa Croce, benannt nach der majestätischen Kirche. Das prachtvolle Äußere setzt sich im Innern fort. In der Kirche, die 1294 von den Franziskanern erbaut wurde, befinden sich die Grabmäler von Michelangelo, Rossini, Galilei und weiteren Berühmtheiten längst vergangener Zeiten. Für Kunstliebhaber ist nicht nur die Kirche, sondern auch das dazugehörende Kloster, ein kulturelles Highlight.

Modeinteressierte lockt sicherlich viel mehr die gleich ums Eck befindliche Lederschule Scuola del Cuoio. Die Familien Gorri und Casini erhielten nach dem zweiten Weltkrieg von den Franziskanern die Erlaubnis, in den ehrwürdigen Klosterräumen eine Lederschule einzurichten. Heute führen deren Kinder und mittlerweile Enkelkinder dieses sehenswerte Atelier und betreiben die Fachschule für das traditionelle Lederhandwerk. Man kann dort auch Kurse belegen und erfreulicherweise die edlen superschicken Taschen, Gürtel, Schuhe und mehr auch kaufen.

Normalerweise zählt das Bahnhofsviertel nicht gerade zu den schönsten Gegenden einer Stadt, anders in Florenz. Denn hier befindet sich in unmittelbarer Nähe die Basilica di Santa Maria Novella, ein gotisches Kleinod mit einer faszinierenden Fassade. Ebenfalls kirchlichen Ursprungs, jedoch den feinen Düften und der Schönheit zugetan, ist eine der ältesten Apotheken der Welt, die Officina Profumo-Farmaceutica di Santa Maria Novella.

Im Jahr 1221 von den Dominikanermönchen als Apotheke gegründet, verkaufte man bereits im 18. Jahrhundert die dort erzeugten Lotionen und Essenzen nach Russland, China und Indien. Bis heute werden im dazugehörenden Laboratorium nur natürliche Rohstoffe verwendet. Im Mittelpunkt stehen Kräuter, die auf den Hügeln der Toskana gedeihen. In diesem faszinierenden, wunderschönen Laden kann man alles was Frau, Mann, Hund und Katz schöner und glücklicher macht, einkaufen oder einfach nur die Räume besichtigen, die von wohltuenden Düften eingehüllt sind.

Zwei Plätze – Zwei Gesichter der Stadt

Riesig, fast protzig präsentiert sich die Piazza della Republica. 1865 sollte sie Florenz’ Stellung als Zentrum Italiens werden. Der Aufwand war jedoch vergebens. Die Stadtverwaltung zog es vor, am geliebten Wohnzimmer der Stadt, der Piazza della Signoria, zu residieren. Im 19. Jahrhundert waren die Stadtväter überzeugt, dass Florenz der Nabel des neu gegründeten italienischen Königreichs werden würde und ließen, um diesen Platz prunkvoll zu gestalten, alle Türme, Häuser und Kirchen abreißen. Als 1871 Rom zur Hauptstadt erklärt wurde, blieb den Florentinern dieser, für die charmante Stadt, überdimensionale Piazza della Republica, wo sich heute Cafés und Bars angesiedelt haben und zu überteuerten Preisen Drinks und Snacks anbieten.

Dennoch, der Platz ist ein idealer Treffpunkt, wenn man die Via de Tornabuoni, die absolute Flaniermeile der Stadt, entlang bummeln möchte. Hier reihen sich die edlen Läden aller namhaften Modedesigner aneinander. Auch wenn das Budget für das Einkleiden bei Prada, Gucci, Versace und Co. nicht reicht: Alleine ein Schaufensterbummel ist ein wahres Vergnügen. Im Palazzo Spini Feroni, Via de Tornabuoni 2, lohnt es sich im zweiten Stock das Museum Ferragamo zu besuchen. Über 10.000 Modelle, die der berühmte Modeschöpfer von 1920 bis zu seinem Todesjahr 1960 entworfen hat, kann man hier bestaunen und zudem zahlreiche Fotos, Entwürfe und hölzerne Fußnachbildungen seiner berühmten Kunden. (www.museoferragamo.it)

Spaziert man am Ende der Modestraße weiter Richtung Arno, durch aparte Gassen mit hübschen Geschäften, erreicht man  die Piazza della Signoria, die zu den schönsten Plätzen Italiens zählt. Dort spiegelt der prägnante Palazzo Vecchio mit seinem hohen Turm immer noch die Macht und den Reichtum vom Florenz des 14. und 15. Jahrhunderts wider. Eine Augenweide ist der gegenüberliegende Neptunbrunnen und Michelangelos «David» am Eingangsportal des Palazzo Vecchio, auch wenn es sich dabei nur um eine Kopie handelt. Suchen Sie sich ein Plätzchen in einem Straßencafè, möglichst mit Blick auf die Fontana di Piazza, und genießen Sie das beeindruckende, historische Flair dieses bezaubernden Platzes.

Florenz, nicht nur Kultur- auch Genussstadt

Ein Stadtbummel macht hungrig und die vielen Ristoranti, Enotece, Bars und Trattorien laden zum Verweilen ein. Wer Florenz bereits mehrfach besucht hat, wird festgestellt haben, dass die Florentiner Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen und freundlich sind. Die Offenheit für fremde Kulturen ist historisch gewachsen und hinzu gesellt sich, dass die Einheimischen viel Wert auf gutes Essen und feine Weine legen, denn gut gesättigt sieht man die Welt gleich viel gelassener. Das ist ein Grund, weshalb es in dieser herrlichen Stadt in allen Gassen und auf allen Plätzen einladende Ristoranti, Trattorien oder Osterien gibt.  Viele haben ihre Gasträume in alten Palazzi, die fast einem Museum gleichen, wie z. B.  Fishing Lab.

Alle Murate und einige der berühmten Toskana-Winzer, wie Antinori oder Verrazzano,  haben in der Altstadt ihre Enoteca, wo zu ihren Weinen die passenden herzhaften Gerichte serviert werden. Nachfolgend lediglich eine winzige Auswahl an guten Adressen, ich rate Ihnen aber, lassen Sie sich einfach treiben und überraschen. Florenz bietet zuhauf wunderbare Gaumenfreuden für jeden Geschmack und Geldbeutel.

Einige Geheimtipps zum Essen und Trinken

Vivoli – Traditions-Gelateria, gegründet 1926. Köstliches Eis aus besten Zutaten im stilvollen Ambiente – Via dell´Isola delle Stinche, 7, Tel. 055 29 23 34, www.vivoli.it

Ristorante Fishing Lab – Alle Murate  – köstliche Gerichte in einem sensationellen Palazzo, der einem Museum gleicht. – Via del Proconsolo, 16 R , Tel: 055 24 06 18, www.fishinglab.it

La Cantinetta dei Verrazzano. Gemütliches, stilvolles Bistro des gleichnamigen Weinguts im Chianti mit freundlichem Service  -Via di Tavolini 18/r , Tel. 055 26 85 90, www.verrazzano.com 

Cantinetta Antinori. Im Erdgeschoss des Palazzo (15. Jh. ) der Adelsfamilie Antinori erhält man kleine Gerichte, große Weine in einem prachtvollen Ambiente –  Piazza Antinori, 3, www.cantinetta-antinori.com

Die Adressen der Shopping-Tipps

Officina Profumo di Santa Maria Novella. Hier findet man exquisite Düfte, Seifen und Cremes, Heilmittel und vieles mehr aus natürlichen Rohstoffen –  Via della Scala, 16, www.smnovella.it

Vestri Cioccolato. Liebevoller Laden mit großartiger Schokolade, hergestellt in Arezzo, dem Sitz des Schokoladenmanufaktur. Das Schokoladeneis ist einfach nur zum Hinknien… – Borgo degli Albizi, 11/R, Tel. 055 234 03 74, www.vestri.it

Scuola del Cuoio. Hochwertige handgefertigte Lederwaren und die Möglichkeit der Besichtigung der Fachschule für Leder – Via San Giuseppe, 5, Rückgebäude, Tel. 055 24 45 33-4, www.ScuolaDelCuoio.it

Mercato San Ambrogio – ein Erlebnis für Genießer – von Mo bis Sa von 7–14 Uhr auf der Piazza Ghiberti

Monika Kellermann Wein & Genuss - Autorin

Monika Kellermann

Wein & Genuss – Autorin

Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.

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