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In alpine Regionen zu reisen, ist immer eine Freude für Herz und Auge. Aufwachen mit Blick auf ein wunderschönes Bergpanorama, wandern zwischen blumigen Weiden, grasende Kühe, kleine Bäche, schneebedeckte Wipfel und urige Raststätten mit hausgemachter Jause. Eine Erlebniswelt voller authentischer Tradition und egal ob Allgäu, Südtirol, Vorarlberg oder Tegernsee gibt es immer neue Geheimtipps zu entdecken.
Was all diese Regionen aber vom tiroler Zillertal unterscheidet, ist das Merkmal einer weiteren Lebensart. Das Mediterrane in Südtirol, das Innovative im Vorarlberg, das original Bayerische am Tegernsee oder das waschechte Allgäuerische im – Sie erraten es – Allgäu.
Das Zillertal jedoch ist der Archetyp dieser bergischen Welten. Alpine Idylle ist hier unverfälscht, echt, ehrlich und einfach. Jedes Klischee von grasenden Kühen und kleinen Hütten, an denen in traumhaften Wanderrouten am Fuße beeindruckender Felsen entlang spaziert wird, trifft hier zu. Trotzdem kann das Zillertal immer wieder überraschen. Denn wer meint, mit dem einen Bergsee schon DEN Bergsee gefunden zu haben, täuscht sich schnell. Auf jedem Gipfel, hinter jeder Wegbiegung übertrifft sich das Zillertal noch einmal selbst.
Die gute Nachricht: Sie können hin spazieren, wo Sie wollen. Es wird immer gut. Die Schlechte: Es ist schwer, hier eine klare Empfehlung auszusprechen. Wir tun das natürlich trotzdem und führen Sie nach Klein Tibet.
Wie Klein Tibet zu seinem Namen kam
Inspiration für den Namen war vielleicht auch der klare, türkisgrüne Stausee, der strahlend im Tal zwischen den steilen, schroffen Bergen liegt. Solche findet man nämlich auch in der asiatischen Hochebene. Klar ist es aber, wenn Sie das Ziel unserer Wanderung erreichen: Die Hohenaualm, auch Klein Tibet genannt. Vor der Steinhütte flattern die bunten Gebetsfahnen und man findet sogar hölzerne Gebetsmühlen. Doch wir sind immer noch in Österreich.
Auf der kleinen Terrasse können Sie in der Sonne eine echte Tiroler Brotzeit oder eine Stück Kuchen mit traumhafter Aussicht ins Tal genießen. Bei kälteren Temperaturen lädt eine kleine Stube zum Verweilen ein, wo Sie von der Almwirtin Kathrin Hanser ebenso versorgt werden. Gemeinsam mit ihrer Tochter Rosa, Schwester Carmen und ihren Eltern bewirtschaftet sie einen Bauernhof im Zillertal. Kathrins Vater wanderte eines Tages an der Hohenaualm vorbei und verliebte sich sofort in das urige Steinhäuschen und die zauberhafte Lage. Begeistert von seinen Reisen nach Tibet und Nepal verlieh er diesem besonderen Ort seinen Namen.
Seit 2005 pachtet die Familie die Alm und allsommerlich ziehen Kathrin und einige Tiere vom Hof in die idyllische Bergwelt. Ein Almausschank war zunächst gar nicht geplant, berichtet die Almwirtin. Aber immer mehr Menschen rasteten bei ihren Wanderungen in Klein Tibet und so wuchs auch das Angebot.
Während es anfangs mal ein Käsebrot oder Kaminwurzen für die Gäste gab, finden sie heute eine vielfältige Brotzeit. „Fast ausschließlich hofeigene Produkte, die im Zillertal hergestellt werden” sagt Kathrin und erzählt weiter. „Auf unseren Tierwohl-Kreislauf sind wir sehr stolz. Die Tiere sind bei uns am Hof oder auf der Alm geboren und aufgewachsen. Ohne Anbindehaltung. Wir haben einen Laufstall, also 365 Tage Bewegung für die Tiere.” Geschlachtet wird bei einem Metzger nur zwei Orte weiter und das Fleisch wird am Hof verarbeitet, im Hofladen des Gartnerhofs verkauft oder landen eben auf der Hohenaualm.
Ein besonderer Ort – findet auch Kathrin. „Das wir dort arbeiten und wirken dürfen, ist ein Riesen-Geschenk. Es gibt fast täglich tolle und besondere Momente. Sei es der Sonnenauf- oder Untergang über dem See, oder wenn die Alm angezuckert ist vom Schneeeinbruch. Unglaublich schön ist die Farbenpracht, die uns der Herbst schenkt. Oder wenn eine Gams in den frühen Morgenstunden bei der Hütte vorbeizieht, als ob sie dich begrüßen möchte. Wildtiere so nah zu erleben, das ist einfach jedesmal wieder Gänsehaut pur!”
Neben der wirklich unglaublich schönen Lage und guten Verpflegung bezaubert die Hohenaualm mit ihren tierischen Bewohnern (Kühe, Pferde, Schweine und Hühner) und vielen liebevollen Details wie kleinen Blumensträußen in Milchkannen oder bestickten Kissen. Details, die aufmerksame Wander*innen schon auf ihrem Weg zur Alm entdecken.
Wanderung durch den Zillergrund zur Hohenauer Alm
Los geht es zu Fuß ab der Staumauer des Speichers Zillergründl. Ein halber Kilometer durch einen Tunnel führt Sie in eine neue Welt. Grün bewachsene Hänge, die steil in den See abfallen, Wasserfälle, große Berge mit schneebedeckten Gipfeln, die dem ganzen Idyll einen Rahmen und den langen Blick ins Tal freigeben. Der Pfad führt entlang des Ufers und kleine Raststätten laden zum Ausruhen und Genießen ein.
Nach ungefähr einer Stunde gemütlicher Wanderung durch den Zillergrund erreichen Sie Klein Tibet.
Wanderung erleben
Anfahrt: Mit dem Auto geht es nach Mayrhofen bis zur Bärenbad Alm. Von dort aus geht es nur zu Fuß oder mit dem Bus zur Staumauer (8 km) weiter. Der Bus fährt alle halbe Stunde.
Wer sich für den Fußweg entscheidet, kann auch beim Adlerblick an der Staumauer Rast machen. Ein schönes Gasthaus mit toller Aussicht.
Von der Staumauer aus geht es weiter am See entlang. Der Weg zur Hohenauer Alm ist nicht ausgeschildert, aber wenn Sie dem Weg bis zum Ende folgen (ca 4 km) gelangen Sie nach Klein Tibet.
Lea Biermann
Redaktion
Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen.
Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.
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