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Niemals werde ich meinen Besuch bei der Brennerei Rochelt in den 90iger Jahren vergessen: diese unglaublich herzliche Gastfreundschaft und dann die faszinierende Leidenschaft mit der Günter Rochelt seine Vision erklärte, das Kulturgut Schnaps, auf ein anderes außergewöhnliches Niveau zu heben. Leider ist der beeindruckende Gründer der Brennerei Günter Rochelt 2009 viel zu früh verstorben, hat aber über viele Jahre seinen Schwiegersohn Alexander Rainer in die Geheimnisse seiner Brennkunst eingeweiht. Heute führt er gemeinsam mit Günters Ehefrau Daniela und den Töchtern Julia, Teresa und seiner Ehefrau Annia das Familienunternehmen in zweiter Generation.
Angefangen hat alles mit Günter Rochelt´s ersten Versuchen, die bäuerliche Tradition des Schnapsbrennens in Tirol weiter zu entwickeln. Zwanzig Jahre brannte er lediglich für die Familie und Freunde, bevor er 1980 das Schnapsbrennen zu seiner Profession machte. Von diesem Moment beginnt dank seines kompromisslosen Qualitätsanspruchs, seiner Erfahrung und seiner Sensibilität für Hochprozentiges, eine neue Ära für hochkarätige Schnäpse. Sein Credo war stets: Schnaps ist nicht nur etwas Hochprozentiges, es darf, ja muss auch hochpreisig sein.
Seine Grundprinzipien, eine herausragende Qualität der Früchte, das traditionelle zweimalige Brennen und insbesondere die anschließende lange Ruhe- und Reifezeit sind bis heute gleich geblieben.
Jede Marille, jeder Apfel und alle anderen Früchte bleiben so lange am Baum oder Strauch, bis sie die optimale Reife und den höchstmöglichen Zuckergehalt erreicht haben. Denn nur vollreifes und gesundes Obst ist geeignet, um exzellente Schnäpse zu brennen. Die Zusammenarbeit mit den Obstbauern ist eine vertrauensvolle Basis für Alexander Rainer und sein Team, denn die Früchte sind der Stoff, aus dem die Träume der Schnapsbrenner sind.
Der zweite Schritt ist die natürliche Gärung, bei der Fruchtzucker in Alkohol verwandelt wird, ohne Hinzufügen von Gärhilfen, die diesen Vorgang beschleunigen würden. Anschließend wird die Obstmaische so langsam und schonend wie möglich zweimalig im Kupferkessel gebrannt. Hierbei ist Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt. Während dieses Vorgangs werden aus 80 Kilogramm Frucht ein Liter Destillat.
Aber bei Rochelt ist das längst nicht das Ende, es beginnt eine lange Zeit des Wartens. In offenen Glasballons reifen die Destillate bis zu 10 Jahre und Spezialitäten noch viel länger, damit sich die Aromen harmonisch mit dem Alkohol verbinden. Der Teil, der während dieser Reifezeit verdunstet, wird liebevoll Engelsanteil genannt. Durch diese lange Ruhezeit wird der Schnaps trotz des hohen Alkoholgehalts, weich und angenehm zu trinken. Bei Rochelt gilt: Kraft und Geschmeidigkeit sind kein Gegensatz.
Ein verlockender, hochprozentiger Fruchtkorb – so könnte man das Angebot der Rochelt-Schnäpse bezeichnen. Man hat die Qual der Wahl. Da sind zum einen die zehn Rochelt-Klassiker wie der Grafensteiner Apfel, die Marille oder die Williamsbirne, um nur einige zu nennen. Dazu kommen sieben Raritäten, wie die wilde Vogelbeere, Wildpflaume aus dem Piemont oder die Schlehe. Spannend für Genießer sind auch die Schnapscuvees wie das Hollermandl aus gekochten Holunderbeeren und Birnenstückchen oder der Inntaler, eine Mischung aus honigsüßen Quitten, Williamsbirne und aromatischen Waldhimbeeren. Das Highlight für Liebhaber edler Brände ist die Kollektion Naturstark, das sind Brände, die nur in einem Spitzenjahrgang für die jeweilige Frucht in limitierter Menge gebrannt werden und mit einer Reifezeit von 15 Jahren, um mehr exzellenten Wohlgeschmack zu erlangen.
Wer sich so viel Mühe gibt und sich die Zeit nimmt, um Edles zu produzieren, der achtet natürlich auch darauf, dass das Outfit stimmt. Schimmernd grün, der historischen Tiroler Zangenflasche nachempfunden, ist diese Flasche unverwechselbar und für jeden Feinschmecker schon von weitem erkennbar. Die Philosophie der Familie Rochelt: Besonderen Essenzen gebührt eine besondere Verpackung. Natürlich krönt zudem ein ganz spezieller Stöpsel, kreiert vom Karlsruher Goldschmied Otto Jakob, diesen noblen Flakon.
Rochelt Schnäpse erhalten Sie, jetzt wo das Reisen noch eingeschränkt ist, in vielen guten Feinkostgeschäften in ganz Deutschland. Dennoch, wenn Sie auf dem Weg ins schöne Zillertal sind, lohnt es sich, einige Kilometer weiter in Richtung Innsbruck zu fahren (Ausfahrt Wattens), um den Familienbetrieb zu besuchen. Nirgends kann man die Philosophie der Familie Rochelt intensiver erleben als in ihrem hübschen Betrieb in Fritzens.
Rochelt Schnaps kaufen?
Produkte der Rochelt Brennerei können Sie entweder vor Ort erwerben. Bei dieser Gelegenheit empfehlen wir eine Führung durch die Brennerei (bitte voranmelden). Außerdem erhalten Sie den Schnaps bei verschiedenen Vertreibspartner deutschlandweit. Einige Händler haben den Schnapps ebenfalls online im Angebot.
Monika Kellermann
Wein & Genuss – Autorin
Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.
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