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Weltkunst aus Kristall in fantastischen Wunderkammern

Kulturtipp Tirol - Swarovski Kristallwelten

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Kulturtipp Tirol: Die Swarovski Kristallwelten in Wattens – ein funkelndes Reich der Fantasie

Header-Bild: Swarovski Kristallwelten, Wunderkammer “Chandelier of Grief”, CC BY-SA 4.0

Manche Dinge sind ein zeitloses Faszinosum – sie verlieren nie an Anziehungskraft. Das Funkeln eines perfekt geschliffenen Kristalls gehört wohl dazu. Seit fast 30 Jahren gibt es die Swarovski Kristallwelten bereits und noch immer kommen die Menschen in Strömen. Im Juni 2022 wurde der 16-millionste Gast gezählt. Die Markenerlebniswelt am Firmenhauptsitz in Wattens hat die kleine Gemeinde bei Innsbruck international bekannt gemacht.

1995, anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums, nahm die Erfolgsstory ihren Anfang. Der österreichische Allroundkünstler André Heller ersann eine für ihn typische Märchenwelt mit fantasievoller Hintergrundgeschichte. Ein Riese habe sich auf Weltreise begeben, um alle Wunder der Erde zu entdecken. Seinen Ruhesitz fand er schließlich im Tiroler Wattens, wo er seine mitgebrachten Schätze hortete.

Kristallkunst im Bauch des Riesen

Gemäß Hellers Konzept wurde das Ausstellungsgebäude als begrüntes Erdhügelhaus gestaltet, über dessen Eingang der efeubewachsene Kopf des Riesen schwebt. Ein Wasserfall ergießt sich aus seinem Mund, seine Augen funkeln den Gästen geheimnisvoll entgegen. Geheimnisvolles gibt es dann auch zu entdecken im Körper des grünen Giganten: Mittlerweile 18 Wunderkammern, reich gefüllt mit Kunstwerken und Rauminstallationen, die sich mit dem Thema Kristall auseinandersetzen.

Ein Ort zum Staunen sollte es werden, wie die Kunst- und Wunderkammern der Renaissance – von denen sich eine im nahen Schloss Ambras befindet. Und so sammelte André Heller für die Kristallwelten Kunst und Design wie einst Erzherzog Ferdinand II. die Kuriositäten und Exotica seiner Zeit. In der Yves-Klein-blauen Eingangshalle werden Werke von Salvador Dalí, Niki de Saint Phalle, Andy Warhol und Keith Haring präsentiert. Auch die folgenden Räume tragen die Handschrift namhafter Künstler, Designer und Architekten. Darunter altbekannte Meister, wie der Lichtkünstler James Turell, und Vertreter der jungen Avantgarde, wie beispielsweise der mexikanische Architekt Fernando Romero.

Als „Herz des Riesen“, könnte man den mit 595 Spiegeln ausgekleideten Kristalldom betrachten, unter dessen Kuppel man sich wie im Inneren eines Kristalls fühlt. Brian Eno komponierte die zum Gefühl passenden Ambient-Klänge. Der britische Musikkünstler schuf für die Kristallwelten außerdem das audiovisuelle Kunstobjekt „55 Million Crystals“, welches eine verblüffend meditative Wirkung entfaltet. Wie ein Kaleidoskop wechselt das Arrangement aus LED-Screens langsam sein Erscheinungsbild, in Harmonie mit der Musik entstehen einzigartige Kompositionen aus digital erzeugten und handgemalten Elementen.

Ein begehbares Kaleidoskop

Enos Rauminszenierung erinnert an André Hellers Absicht, mit den Kristallwelten „eine Art begehbares Kaleidoskop“ zu erschaffen. Auch in anderer Hinsicht trifft das zu: So wie sich das Muster eines Kaleidoskops ständig verändert, wurden auch die Kristallwelten seit ihrer Eröffnung mehrfach umgestaltet und erweitert. Inzwischen ist Carla Rumler, Cultural Director bei Swarovski, für die Kuratierung und die künstlerische Leitung verantwortlich.

Unter ihrer Regie wurde die Erlebniswelt zum 120-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2015 von 3,5 auf mehr als 7,5 Hektar vergrößert. Rund um den Riesen entstand eine weitläufige Parklandschaft mit neuen Kunstinstallationen und Bauwerken. Ein internationales Kreativteam ließ sich abermals vom Thema Kristall inspirieren und entwickelte ein ganzheitliches, äußerst facettenreiches Besuchererlebnis.

Das Künstlerduo CAO PERROT (dafür bekannt, die Grenzen zwischen Kunst und Landschaftsarchitektur aufzuheben) plante die Gartenanlage als Wunderkammer unter freiem Himmel. Herzstück des Gartens ist ihre „Kristallwolke“, eine Installation aus mehr als 800.000 handgesetzten Kristallen, die über einer Wasserfläche schwebt. In diesen sogenannten „Spiegelsee“ führt eine abfallende Rampe, die trockenen Fußes begehbar ist. Am Ende ist man auf Augenhöhe mit den kristallinen Lichtreflektionen auf der Wasseroberfläche – der Mensch fügt sich ein in die von ihm geschaffene Kunstnatur.

Das Kristalline in der Architektur

Snøhetta, eines der derzeit einflussreichsten Architekturbüros weltweit, steuerte das viergeschossige Kinder-Spielgebäude mit facettierter Fassade und den organisch geformten Restaurant-Pavillon bei. Die 2018 eröffnete Swarovski Manufaktur, ein laborartig anmutendes Firmengebäude für die Produktentwicklung, stammt ebenfalls von der interdisziplinären Gestaltergruppe mit Hauptsitz in Norwegen. Weiß ist die verbindende Farbgebung fast aller Neubauten auf dem Firmengelände – weiß wie das Licht, das erst durch die Brechung im Kristall sein buntes Farbspektrum zeigt.

Weiß sind auch die Birkenstämme, die das weit auskragende Vordach des Foyers tragen. In dem lichtdurchfluteten Gebäude befindet sich neben dem Eingangsbereich zu den Kristallwelten ein rund 1.500 Quadratmeter großer Swarovski Store. Die frei zugängliche Einkaufslandschaft ist bereits eine Erlebniswelt für sich – denn auch hier gibt es Kunst, die mit allen Sinnen erfahren werden kann.

Es gibt also viel zu erkunden in den Swarovski Kristallwelten von Wattens. Und das nicht nur für Kunst- und Architekturinteressierte oder Fashionistas. Seit der letzten Umgestaltung ist das Ausflugsziel bei Innsbruck noch attraktiver für Familien geworden. Unser Kulturtipp Tirol richtet sich an alle, die das Staunen nicht verlernt haben. An alle, die sich verzaubern lassen wollen von der menschlichen Fantasie, Schöpfungskraft und dem Streben nach Schönheit. Das Traditionsunternehmen Swarovski hat in seiner Markenerlebniswelt Kunst und Kultur, Entertainment und Shopping zu einer beeindruckenden Gesamtinszenierung verbunden. Erleben Sie es selbst!


Mareike Dietrich

Textgestalterin – Autorin

Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.

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