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Die Rebsorte Müller-Thurgau ist unter Weinkennern recht unbeachtet, hat aber jede Menge Potenzial, um ein guter Begleiter für einen sonnigen Tag zu werden | Unser Weintipp Bodensee
Wer zwischen Frühling und Herbst zum Wandern, Radeln oder Segeln an den Bodensee kommt, wird mir zustimmen, dass es nichts Schöneres gibt, als nach getaner Arbeit, oder auch mal zwischendurch, ein kühles Achtel Müller-Thurgau am Seeufer sitzend zu genießen. Die unter Weinkennern etwas ungeachtete Rebsorte hat in den Weinbergen zwischen Lindau und Radolfzell ihre perfekte Heimat gefunden und ist unser Weintipp Bodensee!
Auch im Eisacktal in Südtirol erbringt sie ansprechende Weine, gilt aber dennoch landläufig als Massenträger und Lieferant einfacher, unkomplizierter Tischweine mit geringem Lagerpotenzial. Müller-Thurgau ist recht anspruchslos bezüglich Klima und Bodenbeschaffenheit. Er gilt als frühreifend und ertragssicher. Wichtiges Kriterium bei der Standortwahl sind tiefgründige Böden mit guter Wasserversorgung.
Herkunft & Merkmale der Rebsorte
Ein Schwachpunkt der Sorte ist die schlechte Holzreife und die damit einhergehende Winterfrostempfindlichkeit. Bis in die Mitte der Neunziger Jahre war Müller-Thurgau die flächenmäßig meistangebaute Rebsorte in Deutschland, wurde aber zwischenzeitig vom Riesling auf den zweiten Platz verdrängt.
Geistiger Vater der auch als “Rivaner” bekannten Rebsorte war der Botaniker und Pflanzenphysiologe Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau, der 1882 an seiner Wirkungsstätte, der Forschungsanstalt Geisenheim, die Neuzüchtung anmeldete. Die Sämlinge nahm er mit nach Wädenswil an die deutsch-schweizerische Versuchsstation für Obst-, Wein- und Gartenbau.
Nach erfolgreicher Kreuzung war sich der zerstreute Forscher allerdings nicht mehr ganz sicher, welche Sorten er denn nun gekreuzt hatte. Zeitlebens befand er sich im Irrglauben, Riesling und Silvaner wären die Kreuzungspartner seiner Neuzüchtung.
Randnotizen der Geschichte
Erst 1998, lange nach seinem Tod, stellte sich durch eine gentechnische Untersuchung heraus, dass er tatsächlich Riesling und Madeleine Royale miteinander gekreuzt hatte.
Sympathische Randnotiz der Geschichte ist auch, dass sich Hermann Müller weigerte, die Rebsorte in der Schweiz unter dem Namen “Müller-Thurgau” zu vermarkten. Er wollte schlichtweg nicht, dass sein Kreuzungsprodukt in seinem Heimatland unter seinem Namen bekannt wird. Schweizerisches Understatement.
Zwei besonders sortentypische Vertreter des Müller-Thurgau vom Bodensee möchte ich gerne empfehlen. Meine persönlichen Favoriten stammen zum einen vom Weingut Aufricht aus Meersburg und zum anderen vom Weingut Gierer aus Nonnenhorn.
Unseren Weintipp Bodensee – Müller-Thurgau kaufen?
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Florian Fischer
Weinschreiberling & Inhaber des Weinfachhandels Weinhalt
Florian ist unser Weinexperte. Der Sommelier & Weinakademiker weiß worauf es bei einer guten Traube ankommt und hat zu jeder Region einen besonderen Weintipp, den er Ihnen hier empfiehlt.
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