Himmlischer Stiefelsporn Italiens: Erlebnistipp Gargano

Die Gargano-Halbinsel in Apulien formt den Sporn des italienischen Stiefels. Obwohl in der Allgemeinvorstellung die Region Apulien zum südlichen Teil Italiens gehört, liegt die Region geografisch gesehen eigentlich auf der Höhe von Rom.
Dementsprechend ist das Klima mild, doch nicht unerträglich heiß, und ausreichend Niederschläge gießen eine enorme Pflanzenvielfalt.
Die gesamte Küste der Halbinsel Gargano ist von hellen Felsen aus Kalkstein gekennzeichnet. Die bringen die Farben des Meeres besonders zum Strahlen und sorgen für die smaragdgrünen Wunder, die auf unzähligen Fotos festgehalten und zu Smartphone-Screensavern werden, wenn der Winter wieder gnadenlos daherkommt.
Viele Strände sind bequem zu Fuß erreichbar, andere nur übers Wasser, mit dem Boot. Kalkstein-Kliffs ragen hinter geheimen Buchten auf, wie pompöse Szenografien über natürlichen Theaterbühnen.
Der Gargano steht für Sonne, für Adria, für unvergessliche Sommermomente und unbeschwerte Urlaubserinnerungen. Aber auch für Kunst, Kultur, Spiritualität und – ganz nach authentisch italienischer Tradition – für unheimlich gutes Essen.
Die weiße Stadt am Zipfel der Gargano-Halbinsel leuchtet in hellem Gewand, sie scheint auch im Meer baden zu wollen. Der Wind weht hier aus allen Richtungen und schenkt denjenigen Abkühlung, die unter der südlichen Sonne sonst schnell leiden.
Vieste ist ein Traum für Windsurfer aus aller Welt, die den Spot entdeckt haben. Seit Jahrzehnten hat sich auch eine deutsche Community aus Fans dieses Sports gebildet.
Zahlreiche Lokale der antiken Altstadt erwecken den Eindruck, in einem Universum ohne Zeit zu existieren. Vieste hat seit jeher dank der strategischen Lage eine wichtige Rolle, was den Handel betrifft. Griechen, Normannen, Sarazenen und noch einige andere fanden Vieste sehr begehrlich.
Heute ist die Stadt noch immer ein Sehnsuchtsort – doch nicht mehr für Eroberer, sondern für Touristen – und gehört unbedingt zu unserem Erlebnistipp Gargano.
Pizzomunno ist das Wahrzeichen von Vieste: ein 25 Meter hoher weißer Monolith, der vor der Stadt aus dem Wasser ragt.
Vom Herzen Viestes aus führt der Weg direkt zu diesem beeindruckenden Kalksteinriesen, der majestätisch am Beginn der Strandpromenade “Lungomare Mattei” im Süden der Stadt thront.
Um den Pizzomunno-Monolith rankt sich eine traurige Legende, die von einem Liebespaar erzählt. Wer den Felsen noch aus einer anderen Perspektive erleben möchte, genießt das Panorama aus der Altstadt, von der Via Bracco aus.
Ebenfalls auf dieser Seite der Stadt erhebt sich Castello Svevo: Die imposante Festung thront über Vieste und Adria. Leider handelt es sich derzeit um einen Militärstützpunkt, weshalb sie nur zu seltenen Events besucht werden kann. Ein Blick von außen lohnt sich jedoch allemal.
Noch beeindruckender ist das Panorama vom Torre di San Felice, einem alten Wachturm an der Küste, acht Kilometer südlich von Vieste. Er bietet einen wunderschönen Blick auf das Meer und den berühmten Bogen von San Felice.
Der Bogen ist eine natürliche Felsformation, in dessen Nähe auch verschiedene traumhafte Grotten zu finden sind.
Die Bucht von San Felice ist nicht nur wunderschön anzuschauen, sondern auch als Badeort ideal. Mit dem flachen, 100 Meter langen Sandstrand bietet sich der Küstenabschnitt für Entspannungssuchende und Familien an.
Wer den Felsenbogen oder die nahen Meeresgrotten aus der Nähe erkunden will, sollte jedoch lieber ein Boot mieten oder an einem organisierten Ausflug teilnehmen, und nicht auf eigene Faust hinschwimmen.
Starke Strömungen und ein reger Bootsverkehr rund um die beliebte Felsformation machen die Unternehmung nur mit Flossen und Schnorchel bewaffnet zu einem viel zu gefährlichen Unterfangen.
Familienfreundlich ist das nahe Resort Gattarella, das praktisch ums Eck liegt und solche Exkursionen für Groß und Klein organisiert.
Die Gargano-Küste lässt sich perfekt vom Wasser aus erkunden. Sei es, um einsame Buchten zu erobern oder Meeresgrotten zu erforschen. Ein besonderes Erlebnis ist eine Bootstour zu den Tremiti-Inseln: San Domino, San Nicola, Capraia, Cretaccio und Pianosa.
Die teilweise unbewohnte Inselgruppe Isole Tremiti gehört zum Nationalpark Gargano, die Insel Pianosa darf überhaupt nicht betreten werden, das eigene Auto kann auf keine der Inseln verschifft werden.
Unberührte Natur, kristallklares Wasser und eine gewisse Unnahbarkeit zeichnen die Inseln aus. Sie fühlen sich exotisch an.
In einer der paradiesischen Buchten vom Boot aus ins Wasser zu springen ist ein Privileg für wenige Glückliche: Die Inseln sind noch ein Geheimtipp und vom Massentourismus unerschlossen.
Schnorchler und Wassersportler finden hier ein Paradies im Mittelmeer. Bei Cala degli Inglesi können Taucher sogar ein Relikt des Dampfschiffs Lombardo bewundern, mit dem Giuseppe Garibaldi einst zur Geburt Italiens beitrug.
Damit handelt es sich um nur eines der Wracks, die um die Tremiti-Inseln ein Zuhause für Fische mit historischem Interesse darstellen.
Etwa 20 Kilometer nördlich von Vieste liegt Peschici. Allein die Fahrt dorthin, zwischen mediterranen Pflanzen, die aromatisch duften, und einem Meer, das mit kristallklarem Wasser lockt, ist ein unvergessliches Erlebnis.
Peschici selbst, mit nur etwas mehr als 4.500 Einwohnern, ist ein kleines Juwel. Das entspannte Leben am Meer nimmt hier noch seinen Lauf, ohne zu sehr vom Tourismus beeinflusst zu sein.
Dabei sind die weißen Häuser mit den Kuppeldächern, die strahlend blauen Haustüren und der charmante Hafen absolut postkartenreif.
Ein perfekter Ort, um durch die engen Gassen zu flanieren, einen Aperitif zu trinken, oder in einem Restaurant den Sonnenuntergang zu genießen.
Manch einer wurde hier aber auch schon von der Muse geküsst und begann eine Karriere als Maler oder Poet – kein Wunder, bei dieser Atmosphäre!
Entlang der Küste zwischen Vieste und Peschici sind die Trabucchi zu finden. Es handelt sich um antike Vorrichtungen für die Fischerei.
Manche der etwa 30 ehemaligen Fischerei-Systeme der Region sind zu Restaurants umfunktioniert. Hier muss man lange im Voraus reservieren, um sich einen der besten Tische mit unvergleichlicher Aussicht zu schnappen und den frischen Fisch zu degustieren.
Andere der historischen Trabucchi werden von einem gemeinnützigen Verein erhalten.
Dieser hält die Plattformen instand und ermöglicht es begeisterten Anglern, Touristen und Kultur-Interessierten, selbst mit den großen Netzen zu fischen, die Flaschenzüge zu bedienen und mehr über die Geschichte des Fischfangs auf der Halbinsel zu erfahren.
Im Landesinneren erstreckt sich der “Foresta Umbra” über 11.000 Hektar: Ein dichter Wald auf 800 Meter Seehöhe, der zum Nationalpark Gargano gehört.
Die Küste scheint eine ferne Erinnerung zu sein, hier zwischen altem Baumbestand und sattem Grün. Eichen, Eiben, Aleppo-Kiefern, Buchen, Linden, Kastanien, Ginster und Farne stellen den ältesten Baumbestand in ganz Italien dar.
Der älteste Baum hier hat 700 Jahre auf dem Buckel und sogar einen Namen: “Zappino dello scorsone”.
In dieser grünen Oase lebt das Gargano-Reh, eine spezielle Unterart des Italienischen Rehs, die nur auf der Halbinsel vorkommt und besonders bedroht und schützenswert ist.
Das grüne Herz der Gargano-Halbinsel ist ideal zum Wandern, für Naturbeobachtungen und Mountainbike-Touren.
Auf der anderen Seite des Waldes liegt Monte Sant’Angelo. Die Stadt mit gut 11.000 Einwohnern ist berühmt für das Heiligtum von Monte Sant’Angelo: Eine UNESCO-Welterbestätte und einer der ältesten christlichen Pilgerorte Italiens.
In der Grottenkirche soll der Erzengel Michael zwischen 490 und 493 dreimal erschienen sein. Das Heiligtum vereint romanische, gotische und barocke Architekturstile und ist ein bedeutendes spirituelles und historisches Denkmal. Nicht nur für Gläubige ist ein Besuch hier ein Muss.
Im Ort selbst ist alles dem Heiligen Michael gewidmet: Restaurants, Bars und Souvenirshops tragen seinen Namen.
In der Nähe von Monte Sant’Angelo liegt die Abtei Santa Maria di Pulsano. Das Kloster aus dem sechsten Jahrhundert bietet atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Landschaft.
Es beherbergt wunderschöne Fresken, einen friedlichen Kreuzgang und beeindruckt durch die besondere Lage auf einem felsigen Kliff.
In den Sommermonaten werden in der Abtei Santa Maria di Pulsano einige Kurse für Ikonenmalerei angeboten.
Im Kloster bekommen die Kursteilnehmer mehr als nur Maltechniken vermittelt – es wird ein theologisches und spirituelles Erbe weitergegeben, das viele an Kirchengeschichte interessierte Menschen anlockt.
Einzigartig sind auch die zahlreichen Einsiedeleien nahe dem Kloster. Einige davon werden für Ausstellungen, religiöse Zusammenkünfte und als Meditationsorte genutzt. Andere sind nur für Kletterexperten zugänglich, weitere nach Einstürzen nicht mehr erreichbar.
Geführte Besuche dieser besonderen religiösen Stätten sind für Historiker und Gläubige ein Highlight bei einer Reise auf die Gargano-Halbinsel.
Nur etwa 25 Kilometer trennen Monte Sant’Angelo und den Wallfahrtsort San Giovanni Rotondo. Hier liegt das Heiligtum von Pio von Pietrelcina.
Die moderne Basilika ist Padre Pio gewidmet und wurde vom renommierten italienischen Architekten Renzo Piano entworfen.
Im Gegensatz zu den antiken Pilgerstätten von Monte Sant’Angelo ist das Heiligtum ein bedeutender Wallfahrtsort der Neuzeit und vereint zeitgenössische Architektur mit einem Museum, das dem Leben des Heiligen gewidmet ist.
Pater Pio, wie er auf Deutsch heißt, lebte zwischen 1887 und 1968. Seine sterblichen Überreste, heute als Reliquien verehrt, kann man ebenso in San Giovanni Rotondo besuchen.
Obwohl der Heilige wegen Diskussionen um die Authentizität seiner Stigmata und um sein Wirken während der Zeit des Faschismus umstritten ist, gehört er zu den Lieblings-Heiligen der Italiener – ein Star fast.
Kaum ein Fernfahrer hat nicht mindestens ein Heiligenbild von Padre Pio neben dem der Madonna und einem vom Rückspiegel baumelnden Rosenkranz in seiner Führerkabine hängen.
Nahe der Insel Capraia gibt es noch eine weitere kuriose Möglichkeit, Padre Pio zu treffen: Auf dem Meeresgrund steht hier eine fast vier Meter große Bronzestatue des Heiligen, die vom Künstler Mimmo Norcia geschaffen und in den Fluten versenkt wurde.
Umgeben von lustigen Gruppen mediterraner Fische ist Padre Pio hier eine Attraktion für Schnorchler und Taucher.
Die Küche auf der Halbinsel ist überraschend einfach und gehört selbstverständlich zu unserem Erlebnistipp Gargano. Es braucht auch nicht viel, um mit den wunderbaren Zutaten von hier Gourmet-Gerichte zu kreieren.
Exquisite Oliven und erstklassiges Olivenöl, Gemüse und fangfrischer Fisch geben den Ton an. Selbstverständlich fehlen die typischen Orecchiette (die Öhrchen-Nudeln) auf keiner Speisekarte.
Paposcia Vichese, ein traditionelles Pizzabrot, wird mit sonnengereiften Tomaten und Käse belegt. Oder auch mit Nutella gefüllt – schließlich kommt die auch aus Italien und fehlt in kaum einem Vorratsschrank des Landes.
Lydia Stöflmayr
Texterin & Autorin
Lydia ist freie Texterin, Autorin und Dolmetscherin. Sie liebt es, neue Sprachen, Kulturen und Mentalitäten kennenzulernen. Dabei spielt Sprache eine wesentliche Rolle und eben vor allem die richtigen Worte zu finden. Diese Aufgabe hat sie zu ihrer Profession gemacht.
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In der Region Apulien mit ihrer bewegten Geschichte wird die Landschaft dominiert von Olivenbäumen und Weinreben mit Primitivo, Negroamaro & Co.
Das strahlende Weiß der Häuser unter blauem Himmel, die tolle Lage, der traumhafte Blick von der Kathedrale und die heimeligen Trattorien machen das zauberhafte Städtchen Ostuni so einzigartig.
Oliven und Öl, Pasta und Parmigiano sind beliebte Mitbringsel aus Italien. Wie wäre es mit Nahrung für die Haut? Tipp: Naturkosmetik von Natural is better.
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