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Unterwegs an der Gardasee-Westküste: Riva – Limone – Tremosine – Tignale – Gargnano | Insidertipps, Restaurants & Aktivitäten | Unsere Tipps an der Riviera dei Limoni
Die Westseite des Gardasees ist geprägt von Geschichte, Kultur und einem unvergleichlichen Flair. Limonaie, so heißen die Zitronengärten, die einstmals für den Reichtum der Region sorgten, säumen das Ufer und verbreiten einen verführerischen Duft.
Zu Recht heißt deshalb dieser zauberhafte Küstenabschnitt Riviera dei Limoni und es lohnt sich, dieses Paradies am Seeufer oder die Hochebene darüber zu entdecken.
Obwohl ich auf der gegenüberliegenden Seeseite zu Hause bin, besuche ich mehrmals im Jahr die wunderschöne Westküste und verrate Ihnen gerne einige meiner Lieblingsplätze.
Riviera dei Limoni – die paradiesische Zitronen-Küste
An den Hängen entlang der Nordwestküste des Gardasees, von Gardone bis Limone, erstrecken sich seit Jahrhunderten Zitronengärten, Limonaie genannt, die nicht nur die Augen, sondern auch die Nase betören.
Im 19. Jahrhundert boomte der Handel mit den aromatischen Zitronen vom Gardasee und es entstanden immer mehr Säulenreihen entlang der Felsküste, die in den Wintermonaten mit Holz verkleidet wurden, um die aromatischen Früchte zu schützen.
Nachdem wegen der immer schneller werdenden Transportwege Früchte aus dem Süden viel günstiger angeboten wurden, verfielen die Zitronengewächshäuser und wurden zu Ferienwohnungen oder Geräteschuppen umfunktioniert.
Vor einigen Jahrzehnten hat man begonnen die terrassenförmig angelegten Zitronengärten zu rekonstruieren, um dem Namen «Riviera dei Limoni» wieder gerecht zu werden und auch die heutige Generation teilhaben zu lassen an der Schönheit dieser prachtvollen Limonaie.
An einer dieser Zitronengärten fährt man auf der Gardesana occidentale, zwischen Gargnano und Limone, direkt vorbei. Die Limonaia Pra de la fam wurde von der Gemeinde Tignale zuletzt zwischen 2007 und 2016 restauriert und ist in den Sommermonaten für Besucher geöffnet.
Nachdem die Nachfrage nach den Zitronen vom Gardasee sank und in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Gardesana gebaut wurde, begannen die wenigen, noch verbliebenen Zitronenbauern, ihre Früchte an Passanten zu verkaufen.
Um sie hübscher zu präsentieren wurden sie mit Schnüren und Lorbeerblättern zu schönen Zöpfen geflochten, die picarele genannt wurden.
Der Name Pra de la fam bedeutet Hungerwiese und stammt aus einer Zeit, als der Gardasee noch stark von Transportschiffen frequentiert wurde.
Im 16. Jahrhundert zwang starker Gegenwind die Seeleute häufig Schutz zu suchen um, nahe der Limonaia, mehrere Tage ohne Lebensmittel auszuharren. Der kleine Strand Pra de la fam ist heute bei Surfern überaus beliebt.
Um mehr über die glorreiche Zeit der Riviera dei Limoni zu erfahren ist ein Besuch der Limonaia del Castèl, im Herzen des pittoresken Dorfes Limone, empfehlenswert. Sie ist Teil einer riesigen Plantage, die Anfang des 18. Jahrhunderts angelegt wurde.
Im Jahr 1995 begann die Gemeinde Limone peu à peu die Limonaia zu renovieren und sie 2004 für die Besucher zu öffnen. Seither wird man dort mit verführerischen Düften von etwa hundert verschiedenen Zitrusarten betört.
Im dazugehörenden Museum erfährt man auf anschauliche Weise viel über die einst mühevolle Arbeit der Zitronenbauern.
Ein besonderes Erlebnis ist ein abendlicher Besuch in den Sommermonaten. Während der Limonaia sotto le stelle darf man, mit einem Gläschen Limoncello in der Hand, bis 23 Uhr durch die Agrumi-Bäume schlendern und sich am Duft der unterschiedlichen Zitrusarten erfreuen.
Wann diese Abende stattfinden und weitere Tipps an der Riviera dei Limoni erfahren Sie auf der Website der Touristeninformation Limone.
Abendlicher Bummel durch Limone
Das pittoreske Dorf Limone ist seit jeher ein absolutes Touristenmagnet und gehört zu den have to see eines Gardasee-Urlaubs.
Malerisch schmiegt sich Limone aus einem Labyrinth von engen Gassen, blühenden Bougainvillea, mediterranen Pflanzen und den faszinierenden Limonaie an den felsigen Berghang.
Davor der tiefblaue Gardasee mit schaukelnden Booten und den bunten Segeln der Surfer. Ein echter Augenschmaus, den sich natürlich zigtausende Tagesbesucher nicht entgehen lassen. Deshalb rate ich Ihnen, am Abend durch die entzückende Altstadt, die viele hübsche Überraschungen bietet, zu bummeln.
Ich starte meinen Spaziergang gerne mit einem aperitivo in der sympathischen Bar Scaloni 20, einem ehemaligen Bauernhaus, das ansprechend renoviert wurde.
Ob drinnen im aparten Gastraum oder draußen entlang einer alten Steinmauer, ein schöner Platz um sich mit einem erfrischenden Limonen-Drink, Bruschette oder anderen kleinen Leckereien für das Flanieren durch die verwinkelten Pfade zu stärken.
Gleich um ein paar Ecken ist der einladende Laden Nonsolovino, in dem man in aller Ruhe rumstöbern kann.
Sicherlich findet man dabei die eine oder andere Spezialität, sei es hochwertiges Olivenöl von Tremosine, Limoncello, Honig, Marmeladen aus heimischen Zitrusfrüchten und vieles mehr, das man als genussvolle Erinnerung mit nach Hause nehmen kann.
Spannend sind aber auch die Weine und das Olivenöl der Azienda Agricola Zanetti in Tremosine. Ihr Rotwein aus der Rebsorte Marzemino reifte 12 Monate in Eichenfässern und der Weißwein wird aus der pilzresistenten Rebsorte Seregol vinifiziert.
Wer Zeit und Lust hat kann nach Voranmeldung im Shop das Weingut besuchen. Weitere Informationen zum Weinanbau auf der Hochebene von Tremosine finden Sie in unserem Beitrag Olivenöl & Wein aus Tremosine.
Nur einen Katzensprung entfernt ist das Salami Haus, das meine Dackeldame Sophie sofort erschnuppert hat. Ob würzige Salami, Speck aus dem Trentino, feinste Prosciutti und herzhaften Lardo, es ist ein Eldorado für Genießer, außer man ist Vegetarier.
Auf Schritt und Tritt laden schicke Schuh- und Modegeschäfte zum Gucken oder Shoppen ein. Ganz besonders ins Auge gestochen ist mir der kleine Laden des Schmuckdesigners Kim Dupond Holdt, der mit seinem Sohn seit 1990 in Limone einzigartige Schmuckstücke herstellt.
Ob Ringe, Ohrringe oder Halsketten, jedes Stück ist faszinierend und ein Unikat. Hier findet man garantiert eine ganz besonders wertvolle Urlaubserinnerung für einen geliebten Menschen.
Bei jedem meiner Besuche in Limone zieht es mich hin zum kleinen bezaubernden Atelier von Gjergj Kola.
Einen Vorgeschmack auf die Werke des international hoch geschätzten Kunstmalers bekommt man bereits, wenn man durch die beiden Fußgängerunterführungen in Limone geht.
Die grauen Betonwände sind Dank des kreativen Künstlers zu großartigen Eyecatchern geworden. Es ist eine wahre Freude diese Wandgemälde zu bestaunen, die alltägliche Lebenssituationen der Bewohner und Touristen von Limone zeigen.
Gjergj Kola wurde 1967 in Durres in Albanien geboren, studierte Kunst an der Academy of Arts in Tirana und nebenher Sprachen und Literatur.
Er lebte viele Jahre in der Türkei, später in Griechenland und schuf viele Werke, die weltweit in Museen zu sehen sind, unter anderem im Louvre in Paris, im Art Museum in New York, Casa Batlò in Barcelona, in der Script Gallery in London und vielen mehr.
Seit einigen Jahren lebt er in Riva und in Limone sul Garda, gemeinsam mit seiner Frau Vjollca, die in Albanien Geschichte studierte und Artikel und Bücher über Kunst verfasst. Lassen Sie es sich keinesfalls entgehen, einen Blick in sein schnuckeliges Atelier & Gallery zu werfen.
Seine Werke kann man auch kaufen und ich habe jedes Mal die Qual der Wahl, denn seine sehr unterschiedlichen Malstile sind faszinierend.
Sehr schön ist auch sein neues Buch «Gjergj Kola – Dialogues with Art», das einen Einblick in sein großartiges Schaffen gewährt.
Nach so einem erlebnisreichen Spaziergang durch das hübsche Dorf ist ein Abendessen im charmanten Casa Bistrot L’Andrunèl oder auf der einladenden Terrasse der Hosteria al Buongusto ein wunderbarer Abschluss. Buon appetito e salute!
- Bar Scaloni 20: Via Castello, 20
- Nonsolovino: Via Antonio Moro, 6
- Salamihaus: Via Antonio Moro, 14
- Schmuckdesign Kim Gioielli: Via Concordia, 5
- Gjergj Kola, Artista pittore: Via dei Ferrari, 2b
- Casa Bistrot L’Andrunèl: Via Concordia, 8
- Hosteria al Buongusto: Via Fontana, 2
Limoncello aus den Zitronen von Limone
Es ist naheliegend, dass es in einem Ort der Limone heißt auch einen Limoncello gibt, obwohl der Ortsname nichts mit den Limonen, die hier seit jeher angebaut wurden, zu tun hat. Limone leitet sich von «limes» ab, dem lateinischen Wort für Grenze.
Auch wenn die Einheimischen hier schon immer für den Hausgebrauch Limoncello herstellten, erst seit einigen Jahrzehnten besinnt man sich darauf den Limoncello und die Marmeladen aus den heimischen Zitrusfrüchten mehr und mehr ins Rampenlicht zu stellen.
Nach dem Motto: Was auf Capri geht, geht auch in Limone!
Neben einigen Familienbetrieben, die Limoncello in kleineren Mengen produzieren, hat sich der junge Gianluca Risatti mit großer Leidenschaft für die Herstellung eines Limoncello made in Limone stark gemacht.
Gemeinsam mit seinem Vater betreibt der engagierte junge Mann einige Restaurants in Limone und stellte dabei fest, dass man noch viel mehr Augenmerk auf die heimischen Produkte legen muss.
Da die Familie in Besitz der Limonaia La Gabera ist, begann er sich intensiv mit der Herstellung eines hochwertigen Zitronen-Likörs zu beschäftigen. Nach zahlreichen Versuchen war es vor wenigen Jahren so weit, mit einer größeren Produktion zu beginnen.
Sein Limoncello ist ein absolutes Naturprodukt, das ausschließlich Aromen der Schale der heimischen Zitronen erhält, die mit osmotischem Druck schonend gewonnen werden. Der Limoncello enthält lediglich die naturreinen Aromen der Zitronen, geringe Mengen an Fruchtzucker, Alkohol und Wasser.
Sobald die Schale von den Zitronen entfernt ist, wird im Laboratiorio Fra Luca in Limone, Sitz der jungen Firma Pura, das Fruchtfleisch zu Marmellata di Limoni oder zu einer Crema di Limoni verarbeitet. Beide Produkte sind erfreulicherweise nicht sehr süß und intensiv aromatisch.
Damit auch alles der frisch geernteten Zitronen verwendet wird, hat Gianluca zudem eine erfrischende Limonade kreiert, die ebenfalls lediglich aus Zitronenfruchtfleisch, wenig Zucker und Wasser besteht. Eisgekühlt ein herrlicher Durstlöscher an heißen Sommertagen.
Im schicken Restaurant L’Andrunel der Familie Risatti wird der hausgemachte Limoncello als Digestif, gut gekühlt oder auf Eiswürfel serviert, und im El Botegher sowie im Fra Luca gibt es die finessenreichen Zitronenprodukte zu kaufen.
Glücksmomente mit Nervenkitzel
Ein echter Glücksmoment war für die Einwohner der Gemeinde Tremosine, die auf über 400 Metern über dem Gardasee liegt, sicherlich der Bau der Strada della Forra im Jahr 1913.
Bis dahin waren die Einwohner dieser Hochlage von der Außenwelt ziemlich abgeschnitten. Alles, was sie nicht selbst produzieren konnten, musste mühsam über steile Felswege nach oben transportiert werden.
Angeregt von Pfarrer Zanini aus Vesio studierte der Vermessungstechniker Arturo Cozzaglio die Möglichkeit, einen befahrbaren Weg durch die tiefen, engen Schluchten des Sturzbaches Brasa zu bauen.
Damals ein enormer wirtschaftlicher Fortschritt für Tremosine und heute ist die Strada della Forra eine Touristenattraktion, allen voran für Auto- und Motorradfreaks.
Die schmale, sich durch Felsenwände schlängelnde Straße ist gefragt für Werbespots und war Drehort für den James-Bond-Film «Ein Quantum Trost».
Ängstlichen Autofahrer rate ich, einen anderen Weg nach Tremosine zu nehmen, wer jedoch gerne enge Kurven fährt und Nervenkitzel liebt, für den ist die Fahrt hinauf ins reizende Dörfchen Tremosine ein unvergessliches Erlebnis.
Welchen Weg Sie auch wählen um nach Tremosine zu kommen, es lohnt sich, denn das Dörfchen mit den gerade mal gut 2000 Einwohnern gehört zu den Borghi più belli d’´Italia, zur Vereinigung der schönsten Dörfer in Italien.
Die Minigemeinde besteht aus 18 Fraktionen, wobei sich das Rathaus in der kleinen Ortschaft Pieve befindet, ebenso wie das Haus von Arturo Cozzaglio (1862 bis 1950) mit den runden Treppen vor der Tür, auf denen er gerne saß. Bis heute sind die Bewohner von Tremosine sehr stolz auf ihn.
Spazieren Sie durch die romantischen Gässchen hin zur Aussichtsterrasse, der Terrazza del Brivido, die in 350 Meter Höhe direkt über dem See liegt und eine atemberaubende Aussicht auf den Gardasee, die Uferstraße und den Monte Baldo gegenüber gewährt.
Tignale – zwischen Himmel und See
Ebenso wie Tremosine liegt Tignale auf der Hochebene über dem Gardasee, ist aber über eine gut ausgebaute Serpentinenstraße leicht zu erreichen.
Beide Dörfer sind ein Eldorado für Wanderer oder Mountainbiker, es gibt unzählige sehr unterschiedliche Touren. Wer es nicht so sportlich mag, dem empfehle ich dennoch das Auto in Gardola Tignale zu parken, um dann zu Fuß zur Wallfahrtskirche Madonna di Montecastello, aus dem 17. Jahrhundert, zu wandern.
Die Kirche, die auf Ruinen eines antiken Tempels erbaut wurde, ist wunderschön, ebenso sehenswert sind die restaurierten Fresken aus der Giotto-Schule des 14. Jahrhunderts sowie Gemälde von Andrea Celesti aus Venedig (1637-1712), aber einzigartig und unvergesslich ist der Blick von diesem Felsenvorsprung, der über 700 Meter aus dem Gardasee ragt.
Von hier aus empfiehlt sich der etwa 20-minütige Aufstieg zum Gipfel des Monte Cas, der gespickt ist mit traumhaften Ausblicken und schönen Rastplätzen. Den Rückweg zur Kirche nimmt man, vor allem an heißen Sommertagen, am besten durch den schattigen Wald mit Steineichen und Kastanien.
Wenn Sie nun richtig Hunger bekommen haben, sind Sie in Tignale genau richtig, denn die Küche auf der Hochebene ist geprägt von bäuerlicher Authentizität, Tradition, heimischen Produkten und großer Gastfreundschaft. Es fällt mir schwer eine der Trattorien besonders zu empfehlen, aber in die nachfolgenden gehe ich immer wieder gerne und wurde nie enttäuscht.
Besonders schätze ich die Osteria La Miniera direkt bei der Kirche von Gardola, in dem Sergio Demonti in einem rustikalen Ambiente die Gäste mit einer herzhaften, heimischen Küche aus besten regionalen Zutaten verwöhnt.
Im Herzen des Dörfchens ist das Il Calderone ein guter Tipp, dort wird eine traditionelle Küche mit modernem Touch aufgetischt.
Wer zum guten Essen auch noch Seeblick genießen möchte, dem empfehle ich das Al Terrazzo, ebenfalls ein familiengeführtes Ristorante mit einer schmackhaften Küche und einer, wie der Name schon vermuten lässt, sehr schönen Terrasse mit grandiosem Seeblick.
Wie wichtig den Bewohnern der Hochebene gutes Essen ist, zeigt, dass es in einem Dorf mit gut 1000 Einwohnern 14 Gaststätten gibt. Übrigens wird an den Sonntagen in vielen Trattorien Lo Spiedo angeboten, ein traditioneller Spießbraten und in der Lombardei «der» sonntägliche Festtagsschmaus.
In den Wäldern der Hochebene gibt es nicht nur viele Pilze, die im Spätsommer und Herbst auf keiner Speisekarte fehlen, sondern vor allem auch köstliche aromatische Trüffel.
Jedes Jahr findet in Tignale im Spätherbst die Sagra del Tartufo statt, wo man an zahlreichen Ständen Trüffel und Produkte, die mit Trüffel verfeinert sind, kaufen kann – und in allen Restaurants ist dann Trüffel der Protagonist.
Noch etwas lohnt sich in Tignale unbedingt zu entdecken: das sensationelle, biologisch hergestellte Olivenöl. In der Ölmühle Latteria Turnaria di Tignale kann man diese aromatischen Öle verkosten und kaufen. Im kleinen dazugehörenden Museum erhält man einen Einblick in die aufwendige Herstellung des Olivenöls auf der Hochebene.
An den steilen Berghängen ist ausschließlich Handarbeit gefragt, um die Oliven schonend zu ernten, und die Wege zur Ölmühle sind kurz, weshalb die Öle so reich an Inhaltsstoffen sind und so unvergleichlich aromatisch schmecken.
- Latteria Turnaria di Tignale: Via Manzoni, 1 in Tignale
- Il Calderone: Via Trento, 1 in Tignale
- La Miniera: Via Chiesa, 9a in Gardola Tignale
- Al Terrazzo: Via Piletta, 5 in Oldesio Tignale
Riva – Touristenmagnet am Gardasee
Das trentinische Städtchen Riva del Garda am nördlichsten Zipfel des Gardasees ist wegen der steten Winde und der hohen Berge der Brenta-Dolomiten ein Hotspot für Surfer, Segler, Mountainbiker und Kletterer, aber nicht nur, es ist auch ein architektonisches Kleinod.
Der zentrale Mittelpunkt und touristisches Highlight ist der Torre Apponale, direkt am alten Hafen. Die zweitgrößten Stadt am Gardasee war schon im Mittelalter stark frequentiert, aber nicht von Touristen, es war die zentrale Anlaufstelle für den Handel vom Süden in Richtung Norden.
Der Turm überragt mit seinen 34 Metern die von der k.u.k.-Zeit geprägten Häuser und engen, mit Touristenshops, Bars und Pizzerien gesäumten Gassen.
Es gibt sie aber auch, die abseits dieser Touristengassen gelegen Plätze wo man unter schattenspendenden Arkaden eine Oase der Ruhe findet, wie in der Via del Marocco. Keine Kitschläden stören die Pfade der Ruhe, nur dann und wann erhascht man einen Blick in die belebte Via Fiume.
Ein weiteres entdeckenswertes Ziel für Menschen, die sich für Architektur und Technik interessieren, ist das Elektrizitätswerk von Riva – Centrale idroelettrica del Ponale. Das monumentale Kraftwerk wurde in den 1920er Jahren von Giancarlo Maroni, dem Hausarchitekt von D’Annunzio, im Jugendstil direkt am Seeufer erbaut.
Es galt gleich nach der Fertigstellung als die leistungsstärkste Anlage in ganz Europa, mit der damals größten Turbine der Welt. Dieses Juwel der Architektur und Technik kann man besuchen und sich einen Einblick verschaffen, wie Wasser zu sauberer Energie umgewandelt wird.
Ein Erlebnis ganz anderer Art, aber perfekt für genussorientierte Menschen, ist der Besuch der Cantina & Frantoio Agraria in Riva del Garda.
Im weitläufigen Laden findet man alles, was die Region Trentino an besonderen Spezialitäten so bietet hat, und zudem die Weine der Cantina. International hat sich Agraria Riva del Garda insbesondere mit stets hoch prämierten Olivenölen einen Namen gemacht.
Unweit davon lohnt sich für Süßschnäbel unbedingt einen Stopp bei Garda Foodie einzulegen. Dort wo jetzt diese köstlichen süßen und herzhaften Köstlichkeiten entstehen und im hübschen Laden verkauft werden, war einst die Rezeption des traditionellen 4-Sterne Resorts Astoria, in dem bereits im 19. Jahrhundert internationale Gäste empfangen wurden.
Im Rahmen der Umbauarbeiten wurde die Rezeption verlegt und somit die Räume frei. Der Besitzer Christian Miorelli und sein Hotelmanager Stefan Vogler überlegten nicht lange, denn, was ihrer Meinung nach in Riva fehlte, war eine außergewöhnliche Pasticceria.
Die Backstube ist vom Laden aus einsehbar und wer möchte, kann zusehen, wie die unglaublich deliziösen Dolce entstehen. Im einladenden Verkaufsraum haben bis zu 6 Personen Platz, um einen Caffè mit den frisch zubereiteten Backwaren zu genießen, die seitlich gelegene Terrasse bietet Platz für weitere 16 Personen.
Spektakulär, neben kleinen Törtchen, den festlichen Geburtstags- und Hochzeitstorten sind im Winter die Panettone und zu Ostern die fluffige Colomba.
Der leidenschaftliche Pasticciere Mario Piol pflegt seit vielen Jahren seine Mutterhefe wie seinen Augapfel und diese, wie auch das nachhaltig produzierte Mehl, sind die Garantie für seine unwiderstehlichen Hefe-Köstlichkeiten. Wer Süßes liebt, sollte da nicht vorbeifahren…
Mein Lieblingsort am Westufer: das charmante Gargnano
Der reizende kleine Hafen von Gargnano ist für mich immer wieder eine willkommene Oase des Runterkommens. Selbst in der Hochsaison findet man garantiert ein Plätzchen in einer Bar oder einem Caffé, um einen Drink zu genießen mit Blick auf den See und die schaukelnden Boote.
Eine Ausnahme ist die Zeit während der Segelregatta «Centomiglia», aber dafür sind dann die unzähligen Segelboote auf dem blauen See ein echter Hingucker.
In den engen Gassen gibt es sympathische kleine Modegeschäfte, Eisdielen und den kleinen Laden Terre & Sapori, ganz in der Nähe des Hafens, an dem ich nie vorbei gehen kann. Für mich gibt es hier die allerbeste Orangenmarmelade, sie ist sehr aromatisch, leicht bitter und nicht zu süß.
Was zudem immer in meinen Einkaufskorb wandert sind die in Salz eingelegten Kapern und die eingelegten Kapernblätter. Sie fragen sich wieso Kapern am Gardasee? Die wenigsten wissen, dass um Gargnano aus den Naturmauern und Felswänden Kapernsträuche wachsen, die gleichzeitig Blüten, Knospen und Früchte tragen.
Besuchen Sie den netten Laden Terre&Sapori und lassen sich erzählen, was es mit den Kapern an der Westküste auf sich hat und wie aufwändig die Verarbeitung ist. Für mich die Fundgrube für kulinarische Erinnerungen von der Westküste.
Ein kulinarisches Highlight in Gargnano ist La Tortuga, ein Sternerestaurant mit familiärer Wohnzimmeratmosphäre, das seit über 44 Jahren mit einem Stern gekrönt ist.
1980 entdeckte der Michelin das Mini-Restaurant in Gargnano und verlieh Maria Filippini für ihre Kochkunst einen Stern.
In den 1990er Jahren fing ihre Tochter Orietta an, ihrer Mutter zur Hand zu gehen, und beide schafften es mit Kompetenz, Auswahl bester Produkte und Herzlichkeit, den Stern seither zu verteidigen.
Rechtzeitig reservieren, das Restaurant ist beliebt und die Plätze knapp.
- Terre & Sapori: Via XXIVMaggio, 14 in Gargnano
- La Tortuga: Via XXIV Maggio, 5 in Gargnano
Was es sonst an der Westküste noch zu sehen gibt
Alle meine Vorschläge befinden sich in nicht allzu großer Entfernung zum Gardasee und sind meine ganz persönlichen Empfehlungen.
Es gibt jedoch entlang der Westküste des Sees noch viele sehenswerte Highlights, wie zum Beispiel:
Das edle Papier von Toscolano: Ein spannendes Papiermuseum in Toscolano, einem Ort, der im 14. Jahrhundert berühmt war für hochwertiges Papier und viele europäische Königshäuser damit belieferte.
André Hellers Garten Eden in Gardone: Dieser Garten André Hellers bietet eine Musterkollektion von Pflanzen aus aller Welt, ist ein Ort der Glückseligkeit sowie ein unvergessliches Erlebnis, um die Seele baumeln zu lassen.
Anfiteatro del Vittoriale: Das Vittoriale degli Italiani von Gabriele d’Annunzio kann man, das Anfiteatro im dazugehörenden weitläufigen Park muss man besuchen. In den Sommermonaten locken, mit Blick auf den See, internationale Künstler aller Musikrichtungen 26.000 Besucher aus 53 Ländern in den großartigen Park des Vittoriale in Gardone. Nebenbei: Vierbeiner sind herzlich willkommen.
Golfplatz Bogliaco: Als dritter Golfplatz in Italien 1912 gegründet, wurde der Golfplatz Bogliaco im Jahr 1928 ein Getreidefeld und später eine Flugzeuglandebahn. Seit 1953 wird auf dem Platz, inmitten einer wunderschönen Naturlandschaft, wieder Golf gespielt. Sensationell der Wahnsinnsblick auf den See vom 4. Abschlag aus.
Unsere Lesetipps zum Gardasee
- Olivenöl und Wein aus Tremosine
- Arco, das nördliche Tor zum Gardasee
- Jenseits der Autostrada Richtung Gardasee
- Garten Eden am Lago di Ledro
- Geheimtipp Gardasee: Gallo delle Pille – Oldtimer-Museum im B&B
- 5 zauberhafte Einkaufstipps rund um den Gardasee
- Einkaufstipp Gardasee: Tortellini di Valeggio
- “O Sardine mio”: Spaghetti con le Sarde di Garda
- Rezepttipp Gardasee: Tortellini di Valeggio selbst machen
- Hoher Genuss aus dem hohen Norden Italiens: Apfel-Zwiebel-Tarte
- Weintipp Gardasee: Die Romanze Le Vigne di San Pietro in Sommacampagna
- Familienweingut Pravis
Monika Kellermann
Wein & Genuss – Autorin
Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.
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