Diesen Beitrag als Podcast hören
Foto oben: Svíčková, Arco0017, CC BY 3.0
Urlaub machen in einem komfortablen Landhotel, umgeben von alten Rebstöcken und in himmlischer Ruhe, ein Sehnsuchtsziel, um sich vom stressigen Alltagsleben zu erholen.
Wenn man zudem noch wunderschöne und unvergessliche Entdeckungen in nächster Nähe unternehmen kann, ist das Urlaubsparadies perfekt. Im Folgenden einige Anregungen für Ausflüge und Erkundungen in der Stadt Arco, am nördlichen Gardasee und schönen Orten im Valle dei Laghi.
Geheimtipps Arco – das mediterrane Blumenparadies
Die malerische Kleinstadt Arco am Flüsschen Sarca ist geschützt von einer 273 m hohen Felswand, auf der eine beeindruckende Burgruine thront, das Wahrzeichen der Stadt. Albrecht Dürer malte diesen herrlichen Anblick als Aquarell, das heute im Louvre in Paris hängt.
Das Flair der autofreien Altstadt ist geprägt von einer üppigen Vegetation, die dem milden Mikroklima zu verdanken ist. Überall in den heimeligen Gassen mit den Arkaden und den plätschernden Brunnen erfreut eine bunte Blumenpracht die Augen.
Mein ganz spezieller Lieblingsort liegt etwas versteckt, weshalb dieser prachtvolle Park auch von Touristenscharen weitgehend verschont ist. «Parco Arciducale Arboretum» heißt das lebendige, botanische Museum, das Erzherzog Albert von Österreich im Jahre 1873 gestalten ließ.
Durch diesen eindrucksvollen Garten mit den alten, ehrwürdigen Bäumen und Pflanzen zu flanieren und die vielen Farben und Düfte auf sich wirken lassen, ist Balsam für die Seele. Mehr als 200 verschiedene Pflanzen, Bäume und Sträucher kann man hier bestaunen, wie grandiose Monterey-Zypressen, Steineichen und einen der ältesten Mammutbäume Europas.
Wenn man sich für Botanik interessiert, findet man auf den Schildern vor jeder Pflanze weiterführende Informationen.
Zauberhaft ist ein Naturteich mit Seerosen, umschwirrt von Libellen und zahlreiche Schildkröten genießen rundherum die wärmende Sonne.
In der Nähe des Teiches setze ich mich gerne auf eine Bank, schaue auf die Burg von Arco und denke an die vielen Dichter und Künstler, die sich hier von so manchem Wehwehchen erholten, und sich von der Schönheit des Städtchens inspirieren ließen.
Der junge Rainer Maria Rilke aus Prag begann hier Gedichte zu verfassen und wurde geradewegs zum Dichter. Die Stadt dankt es ihm mit einem poetisch geprägten Spazierweg, der Rilke-Promenade.
Ein Ausflug in die Bergwelt von Tenno
Im azurblauen, türkis schimmernden kleinen Bergsee von Tenno, auf 570 Meter Höhe, spiegeln sich facettenreich die bewaldeten Berge im kristallklaren Wasser.
Bei diesem zauberhaften Anblick bekommt man sofort Lust in den See zu springen und das empfiehlt sich durchaus, zählt er doch zu den saubersten Seen in ganz Italien. Wasserratten lieben es zu der kleinen Insel, im südlichen Teil des Sees, zu schwimmen.
Die umliegenden Wälder laden zu kleinen Wanderungen ein. In etwa 30 Minuten erreicht man, auf nicht sehr schwierigen Pfaden, begleitet von fantastischen Ausblicken auf das Tal und die Trentiner Bergwelt, das romantische, mittelalterliche Künstlerdorf Canale di Tenno.
Dieses zauberhafte Kleinod haben engagierte Künstler im Laufe vieler Jahre wieder zum Leben erweckt. Heute ist es nicht nur ein «Borghi più belli d’Italia» (die schönsten Dörfer in Italien), sondern auch eine offene Begegnungsstätte für Kunst- und Kulturschaffende.
Auf dem Rückweg nach Riva kommen Sie direkt an der Cascata Varone vorbei, kein Geheimtipp, aber wenn die Schlange der Wartenden nicht zu lang ist, lohnt es sich, das grandiose Wasserspektakel anzusehen. In der gigantischen Schlucht stürzt das Wasser lautstark 100 Meter in die Tiefe.
Stets spürt man dabei einen kühlen Luftzug und man muss damit rechnen, ein wenig nass zu werden. Es ist jedoch unglaublich beeindruckend zu sehen, welche Macht und Geduld die Natur hat, um in 20.000 Jahren so ein Naturspektakel entstehen zu lassen.
Den Tagesausflug lassen Sie am besten mit einem Besuch im Ristorante Acetaia del Balsamico Trentino in Cologna di Tenno ausklingen.
Im Eingangsbereich des Ristorante versteht man sofort den Namen: In acht unterschiedlich großen Fässern aus verschiedenen Hölzern reift der gekochte Most aus Gewürztraminer-Trauben in elf Jahren zu einem einzigartigen, vollmundigen Aceto Balsamico Trentino.
Aber das ist längst nicht alles,was der Besitzer des modernen Bauwerks, Ivo Bombardelli, ein Trentiner Fleisch- und Wurstproduzent, hier oben herstellt. Neben einer Eigenproduktion an feinen Weinen, einem finessenreichen Spumante und hochwertigem Olivenöl extra vergine wird im Keller Käse aus frischer Bergmilch erzeugt.
Fleisch und Würste, allen voran die berühmte «Carne Salada», kommen natürlich auch aus eigener Produktion. Sie waren nicht im Trentino, wenn Sie keine «carne salada» gegessen haben.
Ein echter Spezialist, wenn es um dieses typisch trentinische Fleischgericht geht, ist – dank eines Rezeptes seiner Vorfahren aus dem Jahre 1767, Ivo Bombardelli. Carne salada ist ein mageres Rindfleisch bester Qualität, eingelegt in Salz und mit einer stets geheimen Mischung aus Kräutern und Gewürzen mariniert.
Man genießt es entweder roh, wie ein Carpaccio mit Olivenöl und bestreut es mit frisch gehobeltem Grana Trentino oder gegrillt mit Borlotti-Bohnen.
Das Tüpfelchen auf dem «i» aber ist der atemberaubende Blick vom Restaurant mit der einladenden Terrasse auf Riva und den Gardasee, der hier einem Fjord gleicht.
Fisch-Köstlichkeiten, aus der Not entstanden
Gut essen direkt am Seeufer ist in Urlaubsgebieten immer ein Risiko, im Surferparadies Torbole am Gardasee, ganz besonders. Hungrig stürzen sich die Sportler am liebsten auf Pasta und Pizza.
Ivo Miorelli, Koch und Patrone vom Ristorante La Terrazza hat es vor Jahrzehnten gewagt ein Fischrestaurant an der Seepromenade in Torbole zu eröffnen. «Anfangs war es wirklich schwierig» erzählt der sympathische Ivo «aber im Laufe der Jahre hat es sich herumgesprochen, dass es bei mir wirklich superfrischen Fisch, kreativ zubereitet gibt.»
Ivo wuchs in einer Fischerfamilie auf und liebte die Erzählungen seines nonno und die leckeren Gerichte seiner nonna. Und genau diese alten Fischrezepte, die aus der Not entstanden sind, hat er dem heutigen Geschmack angepasst und serviert sie in seinem lichtdurchfluteten Restaurant.
Dazu werden vorwiegend Weine aus dem Trentino und entlang des Gardasees angeboten, die bestens die köstlichen Fischgerichte begleiten. Abgerundet wird ein genussvolles Mittag- oder Abendessen mit einem traumhaften Blick auf den See.
Das liebliche Valle dei Laghi, Heimat des Nosiola
Entlang des Flüsschens Sarca erstreckt sich von Torbole bis hinauf nach Trento das Valle dei Laghi, ein hübsches Tal, gesäumt von Weinreben, umrahmt von Bergen und dazwischen, aufgereiht wie Perlen auf einer Kette, neun Mini-Seen.
Von Arco bis zum Lago Toblino mit dem romantischen Schloss, sind es etwa 20 Kilometer und man fährt entweder auf dem Fahrradweg entlang der Sarca oder, weniger Sportliche, mit dem Auto auf einer gut ausgebauten Straße.
Wer die zweite Möglichkeit wählt, hat den Vorteil, bei einem der vielen kleinen Weingüter oder im Grappadorf San Massenza den Kofferraum beladen zu können.
Wenn man im Sommer unterwegs ist, sollte man in Dro, einem der ältesten Dörfer im Trentino, unbedingt die Susine di Dro, eine überaus aromatische Zwetschgensorte, probieren. Die Früchte sind ein DOP-Produkt, also herkunftsgeschützt.
Vorbei geht’s am Castel Drena und am eindrucksvollen riesigen Felsengarten, Marocche genannt, der Ende der Eiszeit entstand.
Weinliebhaber finden etwas abseits der Hauptstraße Weingüter, die einen Besuch wert sind, wie zum Beispiel das der Familie Pisoni, die sehr gute Weine, Spumante und Grappe herstellen und das Weingut Pravis, das ich Ihnen in meinem Weintipp näher vorstelle.
Dieses reizende Tal ist die Heimat der feinfruchtigen Nosiola-Weißweine, die hervorragend zum typischen Trentiner Gericht «Strangolapreti» (Brot-Spinatgnocchi in Salbeibutter) passen, und man unbedingt einmal probiert haben muss.
Aus den besten getrockneten Nosiolatrauben wird jedes Jahr in der Karwoche der berühmte Vino Santo gekeltert, der dann jahrelang zu einem exquisiten Süßwein reift. Perfekt zum typischen krümeligen Trentiner Kuchen Torta fregoloti.
Dann taucht es plötzlich, fast mystisch auf, das Castel Toblino, ein auf einer Halbinsel liegendes Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Durch einen Park mit alten Bäumen geht es leicht bergauf zum Schloss mit der bewegten Vergangenheit, heute ein Restaurant und in Privatbesitz.
Schon alleine der Eingangsbereich versetzt die Gäste in ein anderes Zeitalter: ein wunderschöner Innenhof mit Laubengängen und Loggien, elegante Speiseräume und eine kleinen Terrasse über dem Lago Toblino, das ist an Romantik kaum zu überbieten. Nebenbei bemerkt, die Küche ist empfehlenswert und auch die Weinkarte lässt mit 400 Etiketten kaum Wünsche offen.
Nur einen Katzensprung entfernt ist das Grappa-Dorf Santa Massenza, eine Oase der Stille an einem kleinen See und einzigartig, wenn es um Brennereien geht. Derzeit gibt es noch fünf aktive Destillerien im 150-Seelen-Dorf, bis in die 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren es dreizehn.
Bis 1952 das Wasserkraftwerk am See in Betrieb genommen wurde, nannte man Santa Massenza auch «Nizza von Trentino». Damals war der kleine Massenza-See smaragdgrün und die Wassertemperaturen luden zum Baden ein. So wichtig der dort erzeugte Strom für das Valle dei Laghi auch ist, die romantische Schönheit des Dorfes mit dem gleichnamigen See, litt darunter.
Eines hat sich jedoch nicht geändert, es ist das Dorf mit der höchsten Konzentration an Brennereien und bis auf eine Ausnahme heißen alle Poli. In jedem der kleinen Familienbetriebe darf verkostet und gekauft werden.
Ein Füllhorn an Urlaubsentdeckungen
Ein Urlaub in Arco im schönen Valle dei Laghi bietet eine enorme Vielzahl unterschiedlichster Freizeitmöglichkeiten.
Sportlich Ambitionierte werden von den Klettersteigen bei Arco begeistert sein oder mit dem Mountainbike eine der zahlreichen Touren in die Trentiner Berge unternehmen.
Der nur fünf Kilometer entfernte Gardasee lockt Wasserratten zum Surfen oder lädt zu einem Segeltörn ein und Kulturinteressierte fahren über Nago, dem Ort mit dem sensationellen Blick auf den Nordzipfel des Gardasees, nach Rovereto und besuchen das zeitgenössische Museum MART.
Das Museo d’Arte Moderna e Contemporanea zählt zu den wichtigsten europäischen Treffpunkten moderner Kunst mit wechselnden Ausstellungen internationaler Künstler und einer Dauerpräsentation von über 30.000 eigenen Exponaten.
Sehenswert ist aber auch das Bauwerk selbst, mit der 25 Meter hohen Glaskuppel, die sich mit einem Durchmesser von 40 Metern über dem Eingangsplatz wölbt. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde das Meisterwerk des Tessiner Architekten Mario Botta am 20. August 2002 mit einer Ausstellungsfläche von 12.000 Quadratmeter eröffnet.
Nebenbei ist Rovereto ein liebenswertes Städtchen, das bereits Mozart faszinierte, der hier sein erstes öffentliches Konzert in Italien gab. Johann Wolfgang von Goethe war von den Kleidern der Bewohner so angetan, dass er sich sofort ein neues Outfit anfertigen ließ.
Bummeln Sie durch die heimeligen Gassen und hübschen Plätze, dann aber empfehle ich Ihnen, eine kleine Rast etwas außerhalb, im Dörfchen Isera.
Seit 1999 ist das Casa del Vino im beeindruckenden Palazzo de Probizer, mit seinen heimeligen Räumen und der schicken Terrasse mit der himmlischen Aussicht, ein Lieblingsplatz für Weinliebhaber. Hier kann man zur guten, regional geprägten Küche, die Weine von 34 Weingütern der Vallagarina, so heißt das umliegende Weinbaugebiet, glasweise genießen.
Im dazugehörenden Wineshop gibt es neben den Weinen auch heimische Spezialitäten und man erhält die Adressen aller mitmachenden Winzer.
Trento, die bezaubernde Hauptstadt des Trentino, ist für mich immer einen Besuch wert.
Die wunderschönen, bunt bemalten Häuser, die historischen Gassen, der großartige Dom mit dem Neptunbrunnen, das alles überragende Castello del Buonconsiglio, die vielen verlockenden Trattorien, die winzigen Bars und die kleinen Läden vereint mit einem quirligen Leben junger und junggebliebener Menschen, verleihen dieser Stadt ein zauberhaftes Flair.
Es fällt mir schwer aufzuhören mit meinen Ausflugs-Empfehlungen, aber in einem meiner Bücher über den Gardasee, das letzte heißt “Herzstücke Gardasee” erschienen im Bruckmann Verlag, finden Sie viele weitere Tipps. Das Buch können Sie unter anderem hier online oder im lokalen Buchhandel erwerben.
- Parco Arciducale «Arboretum» – Via Lomego Arco – Eintritt frei
- Ristorante Acetaia del Balsamico Trentino in Cologna di Tenno
- Ristorante La Terrazza in Torbole
- Ristorante Castel Toblino
- Museo d’Arte Moderna e Contemporanea in Rovereto
- Enoteca, Ristorante Casa del Vino in Isera
Ein exklusives Boutiquehotel in der Nähe von Arco, des Gardasees und des Valle dei Laghi stellen wir Ihnen hier vor: Vivere Suites & Rooms.
Monika Kellermann
Wein & Genuss – Autorin
Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.
Mehr über Monika erfahren