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Weintipp Bozen – Peter Dipoli

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Man kann Weine aus der Rebsorte Sauvignon Blanc in zwei Varianten unterteilen. Zum einen die etwas grünen, fast grasigen Versionen, die floral duften und im Bukett von Holunderblüte, Tomatenrispe über Stachelbeere bis zu Rhabarber und Cassis reichen können. Die wortgewaltigen Franzosen nutzen hier gerne treffend und ganz unverblümt den Begriff  „pipi du chat“ – Katzenpipi!

Die zweite Variante des Sauvignon Blanc schlägt leisere Töne an. Mineralische Noten nach Feuerstein und Schwarzpulver bestimmen hier das Aromenspektrum. Beide Varianten werden häufig mit Eichenfass-Ausbau konterkariert. Dann kommen Röstaromen und Noten von Kokos, Vanille oder Rauchfleisch ins Spiel.

Ich bin, ehrlich gesagt, kein allzu großer Bewunderer der Rebsorte. Bin häufig schnell genervt vom Potpourri an Aromen und speziell von denen als Variante Nummer eins beschriebenen Vertretern. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Didier Dagueneau aus Pouilly-Fumé, die Weine der Familie Vacheron aus Sancerre oder die Einzellagenabfüllung „Zieregg“ der südsteirischen Winzerikone Tement fallen mir spontan ein. 

… und dann natürlich der  Sauvignon Blanc „Voglar“ von Peter Dipoli aus dem kleinen Ort Neumarkt in Südtirol. Seine Trauben wachsen auf Terrassenlagen bei Kurtatsch auf 500 bis 600 Meter. Dolomitgestein bestimmt hier die Böden. Die Hangausrichtung reicht von Nordosten bis Süden, mit der zerklüfteten Felswand im Rücken. Das erklärt auch die kühle Stilistik des fertigen Weins.

Der “Voglar” – ein leiser Vertreter des Sauvignon Blancs

Was mich fasziniert, ist das hervorragende Reifepotenzial des Voglars. Auch ein Jahrzehnt der Lagerung scheinen ihm nichts anzuhaben. Frische, Nerv und Körper lechzen förmlich danach, mit Würde zu altern und dies auch dem Weinfreund präsentieren zu wollen.

Der Voglar ist ein leiser Vertreter des Sauvignon Blanc. Keine Effekthascherei sondern blankes Understatement, mit Ecken und Kanten, zunächst unnahbar und fast verschlossen wirkend, aber stetig auf seine Raffinesse und das enorme Entwicklungspotenzial hindeutend – der Wein als formvollendetes Ebenbild seines Winzers. 

Auf den ersten Eindruck mag der Mittsechziger Peter Dipoli dem Klischee des grantigen, leicht korpulenten Südtiroler Weinbauern entsprechen. Wer jedoch einer von ihm geleiteten Verkostung beiwohnen darf oder gar das Glück hat, ihn auf seinem Weingut besuchen zu dürfen, ändert schnell seine Meinung.

Peter Dipolis Vita liest sich spannend. 1954 in Leifers in der Provinz Bozen geboren. Nach der Ausbildung am Istituto Agrario di San Michele und  fünfjähriger Tätigkeit am Versuchszentrum Laimburg kehrt er auf den elterlichen Obsthof zurück und verfolgt gleichzeitig sein Ziel, ein eigenes Weingut zu gründen.

In derselben Zeit beginnt er mit dem Vertrieb hochwertiger Weine und gründet 1994 die Firma Fine Wines. Der Kosmopolit organisiert Genussreisen und schreibt Fachbücher. Seine Meinung als Weinverkoster hat international Gewicht.

Bei Peter Dipoli trifft Weitsicht auf Präzision, verschmelzen kaufmännisches und kellerwirtschaftliches Geschick und so entstehen außergewöhnliche Weine die Ihresgleichen suchen.

Da es äußerst schwierig ist, beim umtriebigen Sauvignon Blanc-Papst eine Audienz zu erhalten, muss ich Interessierte an dieser Stelle an gutsortierte Weinhändler in Bozen, Meran und Umgebung verweisen. In Deutschland wird der Voglar für ca. 22 € unter anderem hier vertrieben. 

Um das Ganze abschließend auch noch um einen persönlichen Glücksmoment abzurunden, möchte ich Ihnen ein ganz besonderes Reiseziel in Südtirol ans Herz legen.

Oberhalb von Kurtatsch liegt auf knapp 1000 Meter Höhe der Fennberger See. Das zehn Hektar große Biotop, von Einheimischen kurz und knapp Fenner genannt, spendet Lebensraum für über 35 Orchideenarten, Seerosen und Flusskrebse. Ein kleiner Steg bietet die Gelegenheit, im seidigen Moorwasser mit Panoramablick auf die kleine Kirche und die umliegenden Berge zu schwimmen.

Mit charmanter Begleitung saß ich dort eines schönen Frühsommertages, mit Schüttelbrot, Stilfser Käse und Südtiroler Speck bewaffnet und köpfte eine eisgekühlte Flasche „Voglar“ vom obengenannten Tausendsassa. Ein Glücksmoment in seiner reinsten Form!

Kontaktdaten

Weingut Peter Dipoli
Villnerstraße 5
I-39044 Neumarkt

Zur Webseite

Florian Fischer

Weinschreiberling & Inhaber des Weinfachhandels Weinhalt

Florian ist unser Weinexperte. Der Sommelier & Weinakademiker weiß worauf es bei einer guten Traube ankommt und hat zu jeder Region einen besonderen Weintipp, den er Ihnen hier empfiehlt.

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