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Unser Tipp am Tegernsee: Die Fischer mit der goldenen Badewanne
Alle Bilder in diesem Beitrag: © Fischerei Tegernsee
„Am Tegernsee hat sich schon immer viel Geld getroffen“ sagt Simpert Ernst und spricht damit aus, was eigentlich jede*r weiß. Lago di Bonzo oder Münchner Schickeria sind Begriffe, die sich unweigerlich etabliert haben und den einen anziehen oder andere abschrecken. Und ja, das Geld ist nicht mehr wegzudenken, samt der Uferresidenzen und Edelkarossen. Aber wie Simpert Ernst sagt, “das Geld trifft sich hier schon lange und es wird vermutlich auch bleiben”, wie Simpert Ernst.
Der Fischermeister ist 2003 an den Tegernsee gezogen und hat gemeinsam mit Christoph von Preysing und Thomas Bayer zehn Jahre später eine alte Fischerei übernommen. Ein bodenständiges Handwerk, scheinbar weit weg von der feinen Welt, die es zuweilen umgibt. Scheinbar, denn die drei haben gezeigt, dass das eine nicht das andere ausschließen muss.
Fischen am See
Dass der Fischer-Beruf ein Knochenjob ist, wissen wir alle aus mindestens einer Arte-Doku. Aufstehen mitten in der Nacht, bei Wind und Wetter auf dem Wasser, die Arbeit mit dem Fisch, das Ausnehmen, Filetieren und Verkaufen.
Dazu kommt die Verantwortung, die Simpert Ernst, Christoph von Preysing und Thomas Bayer mit der Fischerei Tegernsee zu tragen haben. Seit 2014 kümmern sie sich auch um den Fischbestand im See und das Bistro, das auf der anderen Uferseite liegt.
Insbesondere letzteres hat dafür gesorgt, dass die Fischerei Tegernsee überregional bekannt geworden ist. Auf den ersten Blick mit etwas widersprüchlichen Bildern. Eine idyllische Wiese am See, ein paar Holztische vor einem rustikalen Haus mitsamt Bergpanorama. Mittendrin steht eine goldene Badewanne, die den Schriftzug Moët & Chandon Champagne trägt.
Auf dem Instagram Account von Christoph von Preysing sieht man den Fischer selbst in dieser sitzen, ein gstandens Mannsbuid wie man hier sagen würde, der scheinbar auch gern die ein oder andere Magnum-Flasche köpft.
Bilder, die manchmal provozieren, wie man der regionalen Berichterstattung entnehmen kann. Über die Jahre gerät er immer wieder in Erklärungsnot, weil man sich gestört fühlt. Von den Partys, dem Klientel und der Lebensart, die da durch die Fischerei plötzlich am Seeufer verkehrt.
Zuletzt im Podcast der Tegernseer Stimme, die Christoph von Preysing zu seinem Image befragt. „Das Schönste ist für mich das Fischen – das andere ist halt ein positiver Nebeneffekt“, versichert er glaubhaft, fast schon unbedarft, auf jeden Fall unbekümmert. Auch Simpert Ernst meint im Gespräch mit uns „Klar polarisiert das, macht aber unser Hauptgeschäft nicht aus.“
Tradition & Realität
In dem geht es nämlich um eins: Richtig guten Fisch. Von Dienstag bis Samstag kann man ihn fangfrisch und nach alter Tradition geräuchert im Ladengeschäft kaufen. Qualität vom Feinsten, das sagen die Fischer. Und den Fisch kombiniert man nun mal mit anderen feinen Dingen, sagen sie auch. Wer das zu schätzen weiß, ist bereit Geld auszugeben, das man freilich haben muss.
Dennoch sind die Bilder der Champagner trinkenden Festgesellschaft nur ein kleiner Ausschnitt des ansonsten sehr bodenständigen Alltags. Auch im Bistro besteht ein Großteil der Kundschaft aus jenen, die eben guten Fisch mögen und dazu ein Helles mit Blick auf das Wasser genießen.
Man könnte nun meinen, die Champagner-Badewanne sei ein geschicktes Marketing-Konzept. „Wenn die Leute von unserem Konzept sprechen, dann schauen wir uns immer an und fragen: Welches Konzept?“ berichtet Simpert Ernst. Denn alles was die drei sind, ist heute die Fischerei Tegernsee. „Wir müssen den Job auch leben, anders schafft man das gar nicht. Wir arbeiten zum Teil um die 100 Stunden die Woche“.
Jedoch wissen die Fischer um ihre Wirkung und darum, einen Beruf vom angestaubten Image befreit zu haben, zumindest am Tegernsee. Mit zwei Meistern, zwei Gesellen und zwei Auszubildenden, sowie dem Gastro-Team, das über zehn Personen zählt, hat die Fischerei seit der Übernahme einige Arbeitsplätze für junge Menschen geschaffen. Mit der Fischaufzucht tragen sie zum Erhalt des Bestandes und damit der “Idylle Tegernsee” bei.
Zudem ist Christoph von Preysing im Gemeinderat von Bad Wiessee, denn “schimpfen allein reicht nicht”, wie er im Podcast der Tegernseer Stimme sagt. Die steigenden Mietpreise und den Fremdenverkehr mag er selbst nicht. Ein anderes Tourismuskonzept würde vielleicht helfen. Weniger Menschen, die dafür mehr Geld ausgeben wollen – und können.
Da ist es wieder das Geld, das sich hier seit jeher trifft. Das aber, wenn man es so macht wie die Fischerei Tegernsee, Althergebrachtes am Leben hält.
Die Fischerei
In der Fischerei Tegernsee können Sie von Dienstag bis Samstag frischen Fisch und guten Wein kaufen. Bei Fragen zum Angebot werden Anrufe gerne entgegengenommen und Sie werden unverbindlich beraten.
Tel: 08022 1561
Seestraße 42
Tegernsee
Das Bistro
Das Bistro am Bad Wiesseer Ufer empfängt normalerweise von Donnerstag bis Sonntag Gäste. Im Sommer wird draußen bewirtet. Rechtzeitig zu reservieren ist zu empfehlen.
Tel: 08022 857495
Überfahrtweg 15
Bad Wiessee
Hinter den Kulissen
Das Podcast Interview der Tegernseer Stimme ist auch von dem Artikel unabhängig hörenswert. Ein spannender Einblick in die Geschichte des Betriebs und die Lokalpolitik am Tegernsee.
Mehr zu der spannenden Aufgabe der Fischaufzucht der Fischerei Tegernsee erfahren Sie in diesem und diesem Artikeln.
Diese Ausgabe von Heimatgschichtn vom Regionalsender München.tv zeigt schöne Einblicke in den Arbeitsalltag der Fischer:
Wer mehr über das Geld am Tegernsee erfahren möchte, empfehle ich diesen Artikel der FAZ.
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Monika Kellermann
Wein & Genuss – Autorin
Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.
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