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Wenige Orte am Lago Maggiore erlauben eine echte Begegnung mit dem einst so mondänen Flair | Unsere Geheimtipps
Der Lago Maggiore ist eine Berühmtheit. So eine, die man nicht mehr erklären muss. Wer selbst nicht da war, kennt mindestens mehrere, die das große Gewässer besucht haben. Seltsamerweise entsteht dabei nie das Bedürfnis zu fragen, wie es dem großen See denn so geht. Wie man nie den entfernten Verwandten fragt, den man trotzdem immer zu kennen glaubte, bis er sein Hab und Gut in eine Garage verstaut, um zu einer Weltreise aufzubrechen.
Derartige Überraschungen sind vom Lago Maggiore tatsächlich nicht zu erwarten. Zu viele Jahrzehnte, eigentlich kann man sagen Jahrhunderte, sind ins Land gezogen, in denen der große See eine verlässliche Anlaufstelle für jene war, die das Schöne und Exotische suchten, ohne dabei weit reisen zu müssen. Es ist eine der Besonderheiten des Sees, dass sobald man die Grenze zu Italien passiert, sich vor einem eine neue Welt erstreckt. Und von Deutschland aus sind es gerade mal wenige Stunden Fahrt.
Auf der einen Seite steile Hügel mit hübschen Villen, die man hinter verwachsenen Eisenpforten und großen Palmen erahnen kann. Auf der anderen Seite der See, der auffällig ruhig für seine Größe, am blühenden Ufer liegt. Ein warmer, süßlicher Duft liegt über allem und vervollständigt das Bild von einem anderen Land. „In einem anderen Land“ lautet auch der deutsche Titel von Hemingways Roman, dessen Handlung er in den 1940ern am Lago Maggiore platzierte.
Der Autor nächtigte damals länger in einem der berühmten Grand Hotels am See, dem Grand Hotel Des Iles Borromées in Stresa. Knapp hundert Jahre zuvor wurde das Hotel eröffnet, um den erwachenden Tourismus, bestehend aus italienischem Adel und europäischem Wohlstand, angemessen unterzubringen. Doch auch diese Generation folgte bewanderten Pfaden.
Die Borromäer, ein altes Adelsgeschlecht aus Italien, siedelten sich bereits im 15. Jahrhundert am Lago Maggiore an und verhalfen der Gegend nicht nur zu ein paar eindrucksvollen Palazzi, sondern luden Gäste aus ganz Europa zu rauschenden Festen ein. So gaben sich in den folgenden Jahrhunderten Napoleon und Co. bereits gerne die Klinke in die Hand.
Mit den Borromäischen Inseln, fünf Inseln, von denen drei touristisch erschlossen sind, beginnt die Zeitreise. Auf der Isola Bella beispielsweise platzierte einer der Borromäer einen riesigen Palast für seine Frau Isabella, die der Isola di sotto daraufhin einen neuen Namen gab. Auf kunstvoll gefertigten Terrazzoböden, zwischen schweren Barockmöblen und dem strengen Blick zahlreicher großnasiger Borromäer-Portraits, kann man selbst dem damaligen Lebensgefühl nachspüren.
Eine Schiffsstation, wenige Minuten weiter, setzt sich die Zeitreise fort. Im Stadtbild von Stresa spiegeln sich die Jahrzehnte des vergangenen Tourismus, eingefangen in Schriftzügen, die Hoteldächer, Bars oder Geschäfte zieren. Manches lässt erahnen, welch mondänen Charakter dieser Ort einst hatte.
Diese Ahnung hat man fast überall am Lago Maggiore. Meistens ist es jedoch zu voll, um der Vergangenheit in Ruhe nachzuträumen. Ein Ort, an dem das gelingen kann, ist unser Charmingplace, das Grand Hotel Majestic.
Ebenfalls charming ist der alte Teil von Pallanza, jener Ort, an dem auch das Grand Hotel beheimatet ist. Dort können Gäste an der Promenade durchaus entspannt einen Aperitivo unter blühenden Magnolien genießen. Etwas ruhiger als sonst geht es hier zu und man begegnet dem Lago Maggiore für einige Minuten das erste Mal etwas privater.
Wenn dann der Blick so über das Wasser schweift, kommt man fast auf die Idee zu fragen, wie es dem See denn so geht. Vermutlich würde er dann leise lachen und sagen: Ich bin eine Berühmtheit, aber danke, dass du fragst.
Besuch der Borromäischen Inseln
Auf einer Fährroute zwischen Pallanza und Stresa liegen die touristisch erschlossenen Inseln der Borromäer. Mit einem Tagesticket können Gäste bequem aus- und wieder zusteigen. Von Pallanza aus macht das Schiff als erstes an der Isola Madre halt, die größte der Inseln. Die Palastanlage beheimatet ein Museum und wird von einer großzügigen Gartenanlage mit exotischen Pflanzen umgeben, die zu den ältesten in ganz Italien zählt.
Nächster Stop ist die Isola dei Pescatori, also Fischerinsel. Das Flair des einstigen namensgebenden Fischerdorfes ist erhalten, obwohl die Insel heute hauptsächlich touristische Gastronomie beheimatet. Ich empfehle einen Besuch am frühen Morgen, der die Gelegenheit schenkt, die kleinen Gassen alleine zu erkunden und einen Cappuccino in aller Ruhe am kleinen Hafen zu genießen.
Die dritte Insel ist die Isola Bella. Hier lohnt sich – wie erwähnt – die Besichtigung des großen Palazzo, an den ebenfalls ein riesiger Garten angrenzt.
Essen in Pallanza
Während uns die Gastronomie auf den Inseln oder in Stresa nicht besonders angesprochen hat, gibt es in Pallanza durchaus die ein oder andere empfehlenswerte Adresse, von denen wir zwei gerne an Sie weitergeben möchten.
Wer die Gassen der Altstadt von Pallanza erkundet, kommt untertags an einem unscheinbaren Holztor vorbei. Dahinter liegt jedoch ein hübscher Innenhof, der zur Osteria degli Specchi gehört. Sehr gemütlich und ein guter Tipp, wenn man nach bodenständiger italienisch-lombardischen Küche sucht.
Eleganten Belle Époque Flair versprüht dagegen das Milano, welches allein mit seiner wunderschönen Lage direkt am Wasser einen Anziehungspunkt hat. Das historische Lokal erlebt bereits die dritte Generation an gastronomischer Bewirtung.
Die Küche ist klassisch, der Chef Agostino Sala wagt jedoch moderne Akzente, die von seinem speisenden Publikum begeistert aufgenommen werden. Das Interieur macht außerdem Freude und draußen sitzt man entweder auf der überdachten Terrasse oder (fast noch schöner) im angrenzenden Terrassen-Park.
Zuletzt empfehlen wir noch einmal das hauseigene Restaurant in unserem Charmingplace Grand Hotel Majestic. Im La Beola können auch Gäste von außerhalb sehr gut speisen und das tolle Ambiente dieses Ortes für einen Abend genießen.
Große Gärten mit großer Geschichte
Wen die Gartenkunst auf den Borromäischen Inseln begeistert hat, dem kann man guten Gewissens den Besuch der Villa Pallavicino in Stresa und der Villa Taranto in Verbania (fußläufig zu Pallanza) empfehlen. Beide werden von Gärten gesäumt, die das Herz aller Botaniker*innen höher schlagen lassen.
Während die Villa Pallavicino und ihr Garten zum Eigentum der Borromäer zählt, ist für die blühende Gartenkunst ein schottischer Kapitän verantwortlich, der sich in den dreißiger Jahren entschloss, diesen anzulegen. Beides gute Gelegenheiten, um ein wenig der mondänen Geschichte am Lago Maggiore nachzuspüren.
Unsere Charmingplaces & Lesetipps zum Lago Maggiore
- Grand Hotel Majestic: Belle Époque in Ruhe genießen
- Boutiquehotel Villa Chiovenda: Eine Traumvilla aus anderen Zeiten im Val d’Ossola
- Erlebnis-Tipps Lago Maggiore & Piemont
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- “Keine Termine und leicht einen sitzen”
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Lea Biermann
Redaktion
Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen.
Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.
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Ein Kommentar
Meine Erfahrung: je kleiner und abgelegener die Orte, desto besser die Kulinarik 🙂 In Pallanza gibt es tatsächlich einige sehr tolle Restaurants, etwas weiter nördlich in Cannobio auch. Schaut Euch mal Vino & Divino im Cannobinatal an, eine ganz kleine Osteria mit herausragender Küche, fast schon auf Sterne-Niveau. Ich suche nur noch in verlassenen Tälern und abgelegenen Orten, und probiere das aus wo die Einheimischen auch hingehen.