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Bock auf Boca!

Weintipp Lago Maggiore

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Der Tourismusverband des Lago Maggiore wirbt mit dem pfiffigen Slogan: „Lago Maggiore – mehr als ein See!“ Diesem Statement muss man vorbehaltlos zustimmen, bietet der zweitgrößte italienische See doch neben einer atemberaubenden Landschaft fast schon kitschig wirkende Inseln und pittoreske Täler wie dem Verzascatal, unzählige Sehenswürdigkeiten und ein Höchstmaß an Kulinarik, Wein und Erholung.

Nicht weniger attraktiv ist der nahegelegene Ortasee! Honoré de Balzac hat den Ortasee als “den stillen Nachbarn des Lago Maggiore” bezeichnet. Eingebettet in die herrliche Hügellandschaft des Piemont wirkt er etwas verträumt und scheint weit weg von der Hektik der Welt.

Unser passender Charmingplaces-Tipp für den Ortasee sind die wunderschönen Ferien-Apartments “La Darbia”.

Einzig dem Weinbau fehlt es, gelinde gesagt, etwas an Glamour. Aber Italien wäre nicht Italien, gäbe es nicht einen oder zwei Steinwürfe entfernt eine ansehnliche Provenienz für qualitativ hochwertige Weine.

Den Lago Maggiore teilen sich die beiden norditalienischen Regionen Lombardei und Piemont. Die Grenze verläuft in Form einer waschechten Bananenflanke nahezu mittig im See. Während die westliche Hälfte dem Piemont zugeschrieben wird, auf dessen Seite auch der Ortasee liegt, zählt der östliche Teil des Gewässers zur Lombardei.

Von den Südzipfeln beider Seen aus bis zum nächstgelegenen, interessanten Weinbaugebiet sind es mit dem Auto je circa 20 Kilometer. Mit dem Fahrrad ist die Strecke in einer guten Stunde zu schaffen.

Unser Ziel lautet Boca, eine zugegebenermaßen eher leidlich prestigeträchtige, piemontesische Appellation, aber immerhin bereits seit 1969 mit dem DOC-Status als “Boca DOC“gesegnet.

Die Rebflächen für den Anbau der Nebbiolo-Trauben, die hier den Namen “Spanna” tragen, gelten als die höchstgelegensten des gesamten Piemont. Zwischen 400 und 520 Metern über dem Meeresspiegel wird hier Weinbau betrieben.

Die Porphyrböden sind vulkanischen Ursprungs und verleihen den Weinen Länge, Tiefe und mineralische Opulenz.

Wichtiges Unterscheidungskriterium zu den weltbekannten Nebbiolo-Kreszenzen aus dem südlichen Piemont, namentlich Barolo und Barbaresco, ist die Tatsache, dass für die Weine der Boca DOC auch die roten Rebsorten Uva Rara (Bonarda Novarese) und Vespolina zugelassen sind.

Die beiden autochthonen Rebsorten, die faktisch nur in Norditalien in den Regionen Piemont und der Lombardei anzutreffen sind, und in den beiden DOCGs Gattinara und Ghemme wohl zur wahren Größe heranreifen konnten, werden häufig im gemischten Satz angebaut und auch so vinifiziert. Das trägt zur Ertragssicherheit bei und verleiht den Weinen herrlich rustikale Nuancen.

Das Weingut Le Piane am Ortsausgang von Boca in Richtung Grignasco geht noch einen Schritt weiter und kultiviert neben den genannten Sorten auch Croatina und diverse andere autochthone Varietäten. Das rief mittlerweile selbst die Universität von Mailand auf den Plan, deren Ampelographen in den dortigen Weinbergen schon einige uralte Rebsorten wiederentdecken konnten.

Wir verkosten den 2019 „Maggiorina“ von Le Piane aus Boca. Das Weingut des Schweizers Christoph Künzli gilt mittlerweile als Primus der Region und wird regelmäßig mit hohen Bewertungen in den einschlägig bekannten Fachzeitschriften und Weinführern ausgezeichnet.

Die Namensgebung für den „Maggiorina“ bezieht sich auf die gleichnamige, alt-römische Erziehungsmaßnahme, bei der sich drei Rebstöcke aus einem Strunk in jede der vier Himmelsrichtungen ausdehnen, und so vor kräftigen Winden schützen und obendrein eine schattenspendende Wirkung bieten.

Ein Nachteil dieser Methode der Reberziehung ist die obligatorische manuelle Bewirtschaftung. Traktoren und Vollernter stoßen bei dieser urtümlichen und äußerst komplexen Bestockung an ihre Grenzen.

Der „Maggiorina“ stellt den roten Basiswein der Azienda dar und bietet einen perfekten Einstieg in die fabelhafte Welt der Le Piane-Kreszenzen. Darüber hinaus gibt es einen reinsortigen Croatina und diverse Cuvées auf Nebbiolo-Basis.

Verkostungsnotiz Wein Maggiorina

2019 Maggiorina Vino Rosso, Le Piane

80% Nebbiolo, des weiteren Croatina, Vespolina und 10% diverse autochthone Varietäten

Klares, mittleres Rubinrot mit zarter Randaufhellung und dezenter Schlierenbildung

Maggiorina präsentiert sich in der Nase sauber und von mittlerer Intensität. Die Frucht ist komplex und mit Noten von Granatapfel, Blutorange, Pomelo und reifer Pflaume äußerst ansprechend und mit respektabler Entwicklung. Würzige Nuancen von weißem Pfeffer und Sandelholz, als auch vegetale Aromen von Tabakblatt und kaltem Hibiskus-Tee unterstreichen die Vielschichtigkeit der Aromen.

Am Gaumen ist der Wein trocken, mit frischer Säure und präsenter, feinkörniger Gerbstoffstruktur. Der Alkohol ist mit seinen 13% Vol. sehr gut eingebunden und verleiht dem Maggiorina einen mittelgewichtigen Körper.

Die ausgeprägte Intensität bringt Frucht, Würze, vegetale und balsamische Noten auf die Geschmackspapillen. Granatapfel, weißer Pfeffer, grüner Paprika, Earl Grey und Rooibos-Tee kommen mir in den Sinn. Der Abgang ist anhaltend.

Bezugsmöglichkeit für diesen Wein: Maggiorina Vino Rosso

Fazit

Maggiorina ist qualitativ als „sehr gut“ zu bewerten. Die bemerkenswerte Komplexität, die Entwicklung der Aromen und der ansprechende Trinkfluss sind zu erwähnen. Die elegante Tanninstruktur und das harmonische Gesamtbild machen Lust, noch tiefer in die Weinwelt von Le Piane aus Boca einzutauchen.

Florian Fischer

Weinschreiberling & Inhaber des Weinfachhandels Weinhalt

Florian ist unser Weinexperte. Der Sommelier & Weinakademiker weiß worauf es bei einer guten Traube ankommt und hat zu jeder Region einen besonderen Weintipp, den er Ihnen hier empfiehlt.

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