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Glücksmoment: Meine erste Reise

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Ich sitze im Auto, mein Navigationsgerät meldet Ankunft in Bozen in drei Stunden und 59 Minuten. Mich durchflutet ein warmes Gefühl von kindlicher Vorfreude. Eigenartig, denke ich, weil ich diese Strecke auf meinen Reisen doch schon so oft gefahren bin. Aber dieses Mal ist es anders: Die Grenzen sind wieder auf. 

Es ist meine erste Reise nach dem Lockdown. Monate, in denen sich mein Radius auf den Einkauf bei meiner türkischen Gemüsehändlerin reduzierte, die glücklicherweise auch ein kleines Sortiment an italienischer Pasta, Risotto und Käse hat, auf private Zusammentreffen mit besten Freunden und der engen Familie. Mein Kontakt mit der Welt, statt der sonst gewohnten Reisen: In Skype Meetings, unzählige, täglich, stündlich, voller Sorgen, Mitgefühl und Entscheidungen. Doch ich bin auch dankbar, auch diese Zeit hatte ihre schönen Seiten, aber ich kann es nicht verleugnen: Ich habe Heimweh. Nach Italien.

Ich bin fast so aufgeregt, wie damals. Ich war sechs Jahre alt, im Peugeot 504 saßen wir, meine Familie, aneinander gedrängt. Zu siebt, denn Sitzgurte gab es damals nicht. Auf dem Weg in die Toskana. In Deutschland der 70er Jahre ein unbekanntes Terrain. Meine Klassenkamerad*innen hatten nie davon gehört – “Ist das eine Stadt?” Für mich klang es nach einem Paradies, denn ich war bis dahin noch nie im Ausland (Österreich und die Schweiz waren in meiner kindlichen Wahrnehmung noch Inland). Und ich verliebte mich zum ersten Mal. In den Duft, das Licht, die Menschen, das Essen, die Sprache, die Landschaft, die Leichtigkeit und die Andersartigkeit. Eine Liebe, die tief gehen sollte und schicksalshaft für die gesamte Familie war, denn mit dieser Liebe wurde der Grundstein für ein Familienunternehmen gelegt.

Im Lockdown muß ich dann die schwere Entscheidung treffen, dieser 35jährigen Liebesgeschichte ein Ende zu setzen, es gibt keine Alternative, ohne sich selbst zu verlieren. Schwere Momente, doch gleichzeitig voller Zuversicht, denn alles ist möglich, solange Passion da ist. Dann ruft Helene vom Relais Mitterstiller in Oberbozen an. “Komm doch einfach zu mir”, waren ihre Worte. “Ich werde dich ein bisschen verwöhnen.” Wenn Helene so etwas sagt, ist es ein Versprechen für Momente voller Glückseligkeit. Eine Gastgeberin, für die diese Bezeichnung so zutreffend ist, denn sie “gibt” dem Gast wortwörtlich. Gleich nach dem Telefonat packe ich meine Koffer. 

Die Fahrt über die Grenzen ist erhebend, die Sonne scheint, meine Fenster stehen weit auf und ich höre im Radio Gente di Mare von Umberto Tozzi und Raf. Kitschig, Klischee und doch so schön. Schon jetzt hat es sich gelohnt. Ich spüre mein Herz höher schlagen und wie die Last der letzten Monate schon jetzt ein wenig von mir abfällt. Es ist ein altbekannter Weg, den ich da befahre. Und doch scheint mir plötzlich alles neu. Eine alte, neue erste Reise. In ein anderes Leben. Da fällt mir das Gedicht Lebenslauf von Hölderlin ein. 

Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,
Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern’,
Und verstehe die Freiheit,
Aufzubrechen, wohin er will. 

Willkommen bei Glücksmomente Charmingplaces. Ich freue mich, dass Sie Teil dieser Reise sind!

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Anja Fischer am Tisch sitzend und schreibend

Anja Fischer

Gründerin und CEO von Glücksmomente Charmingplaces

Anja entdeckte als Reiseveranstalterin über 20 Jahre schöne Orte. Heute teilt sie nicht nur „Charmingplaces“ mit Ihnen sondern auch Insider Adressen, Geheimtipps für spannende Erlebnisse, sie kocht für Sie und erzählt Ihnen von besonderen Begegnungen und Momenten.

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