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Die Marken, Italien im Kleinformat

Erlebnistipps in den Marken

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Die italienische Region Marken ist ein charmantes, eindrucksvolles und noch unverfälschtes Fleckchen Erde – unsere Erlebnistipps in den Marken

Header-Foto: Depositphotos

Obwohl die Marken abwechslungsreiche Landschaften, beeindruckende Naturwunder, traumhafte, weite Strände, eindrucksvolle historische Bauwerke, finessenreiche, typische Weine, eine köstliche, ehrliche Küche und aromatische Trüffel in Hülle und Fülle bieten, ist die Region an der Adria – wie schön – noch immer weitgerehend vom Massentourismus verschont geblieben.

Wenn Sie zu den Individualtouristen zählen, wird es Zeit, sich auf den Weg zu machen, um dieses charmante Fleckchen Erde noch so unverfälscht zu erleben. Nachfolgend eine kleine Auswahl meiner Lieblingsorte in den Marken.

Cingoli, eines der schönsten Dörfer Italiens

Das auf einem Hügel liegende zauberhafte Städtchen ist von einer Stadtmauer umgeben und stets weht ein erfrischendes Lüftchen, das besonders an heißen Sommertagen willkommen ist. Wenn das Tal längst im Dunkeln liegt, erstrahlt Cingoli noch lange in der Abendsonne. Deshalb sagt man dort auch landläufig «non è ancor notte a Cingoli» was so viel bedeutet wie «Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben».

Der «Balkon der Marken», wie Cingoli der einzigartigen bella vista auf das Meer, die sanfte Hügellandschaft und den Monte Conero wegen in allen Touristenprospekten gerne genannt wird, ist nicht nur deswegen einen Besuch wert. Als kleiner Tipp, den besten Blick hat man von der Kirche San Francesco aus.

Von dort bummeln Sie einfach weiter durch die heimeligen Gassen in Richtung Corso Garibaldi und dann hinauf zur Piazza Vittorio Emanuele, dem pulsierenden Herz des kleinen Städtchens. Fast alle Häuser sind aus den gleichen Natursteinen erbaut, was dem Stadtbild eine faszinierende, einheitliche Silhouette verleiht.

Schön anzusehen ist das Rathaus aus der Renaissancezeit mit dem viel älteren Uhrenturm. Gleich hinter dem Rathaus, auf der Via del Podestà, kann man den Charme längst vergangener Zeiten am besten genießen.

Zwischendurch laden immer wieder witzige kleine Bars und urige Trattorien zu einer Verschnaufpause ein. Wenn Sie lieber etwas außerhalb des Städtchens eine schmackhafte Cucina Marchesana und dazu den Blick auf den nahegelegenen Lago di Cingoli genießen möchten, dann empfehle ich Ihnen das «Ristorante Lo Smeraldo».

Nach den regionalen Genüssen lockt ein Verdauungsspaziergang entlang des größten Stausees der Marken, der sich über zwei Quadratkilometer erstreckt und 1981 fertiggestellt wurde. Der See mit dem sauberen Wasser ist reich an vielen Fischarten und vielleicht bekommen Hobbyangler auch Lust auf einen entspannenden Angeltag oder sie mieten sich eines der Elektro- oder Tretboote, um die zauberhafte Umgebung vom Wasser aus zu betrachten.

Jesi – ein must für Wein- und Geschichtsliebhaber

Die Kleinstadt Jesi am Fluss Esino ist berühmt für ihre historische Altstadt und den heute weltweit bekannten finessenreichen Weißwein «Verdicchio dei Castelli di Jesi». Bevor sich jedoch Weinfreaks den zahlreichen Weingütern in der Umgebung und den einladenden Weinbars in der Stadt widmen, rate ich vorab zu einem kleinen Stadtbummel.

Am besten startet man auf der Piazza Federico II. – so benannt, weil dieser dort am 26.12.1194 in einem Zelt zur Welt kam. Damals befand sich dort das römische Forum. Auf dem Platz befindet sich der Dom von Jesi, auch Kathedrale St. Septimius genannt, der im 4. Jahrhundert der erste Bischof gewesen sein soll. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte die Kirche verschiedene bauliche Veränderungen. Bischof Fonseca ließ die Kirche abreißen und im 18. Jahrhundert wurde sie größer und im barocken Stil wieder aufgebaut.

Nur wenige Schritte vom Dom entfernt ist die sehenswerte Piazza Angelo Colocci mit den wunderschönen Renaissancebauten, dem Palazzo della Signoria und dem gegenüberliegenden Palazzo Colocci. Von hier aus bummeln Sie am besten weiter zur Piazza della Repubblica, an dem sich das 1796 errichtete Teatro Pergolesi befindet, benannt nach dem gleichnamigen Komponisten. Beeindruckend auch die Fonte dei Leoni, ein Brunnen mit einem Obelisk, der im 18. Jahrhundert für die Wasserversorgung der Stadtbewohner enorm wichtig war und damals auf der Piazza Federico II. stand.

Ein bisschen shoppen? Dann flanieren Sie den schnurstracks durch die Altstadt verlaufenden Corso Matteotti entlang, an dessen Ende der mächtige Arco Clementino in den Himmel ragt, der 1734 zu Ehren von Papst Clemens XII. errichtet wurde. Hier reihen sich unterschiedlich schicke und typische Läden, Bars und Restaurants aneinander und verlocken zum Schauen, Kaufen und Genießen.

Für Kunstfreunde ist der Besuch der städtischen Kunstgalerie zu empfehlen, die sich im Rokoko-Palazzo Pianetti befindet und vor allem im Innern mit seinen grandiosen Stuckarbeiten fasziniert.

Nun aber wird es Zeit, sich dem typischen Weißwein, dem Verdicchio dei Castelli di Jesi, zu widmen. Dazu laden zahlreiche Enoteche ein, mal jung und witzig wie das «La Picca» oder urig in alten Gemäuern, wie die «Cantina del Porticello», um nur einige zu nennen. Besonders viel erfährt man natürlich über diesen vielschichtigen Weißwein, wenn man eine der umliegenden Kellereien besucht und da hat man die Qual der Wahl, denn auf 3000 Hektar DOC-Rebfläche gibt es 472 kleine, mittlere und große Kellereien.

Übrigens befindet sich ganz in der Nähe des traumhaften Boutiquehotels «Casale Tre Gelsi» das Bio-Weingut Tenuta di Tavignano, wo Sie unbedingt den «Misco», einen Verdicchio Castelli di Jesi Riserva, verkosten sollten. Die Philosophie des sehr schönen Weinguts lautet frei übersetzt: «Um einen großen Wein Leben zu verleihen muss man auf den Boden hören, der das Leben gibt.»

Um den Verdicchio dei Castelli di Jesi oder auch den Verdicchio di Matelica, dessen Anbaugebiet westlich, in Richtung Umbrien liegt, in all seinen vielfältigen Facetten zu erleben, rate ich Ihnen, die Weine nicht zu jung, zu trinken. Es ist besser, man lässt ihnen mindestens ein bis zwei Jahre Zeit, sich zu entfalten.

Diese würzigen Weine mit den zarten Fruchtaromen und der salzigen Mineralität sind wie geschaffen zu Fischgerichten jeglicher Art und erwecken, wenn Sie wieder zu Hause sind, Erinnerungen an die liebliche Landschaft der Marken. Siehe auch die Tenuta Santa Barbara in meinem Weintipp Verdicchio dei Castelli di Jesi.

Fano, Kulturstadt mit kilometerlangem Sandstrand

Für mich gleich zwei Gründe, weshalb ich diese Stadt mit den 60.000 Einwohnern so ins Herz geschlossen habe. Himmlisch, der mehrere Kilometer lange, feine Sandstraße an der Adria und beeindruckend, die historische Altstadt, in der die Römer deutliche Spuren hinterlassen haben. Damals hieß die Ansiedlung Fanum Fortunae – Tempel der Fortuna – und bis heute ist die Stadt Fano von Glück beseelt und das strahlen auch die Menschen aus, die hier leben.

Unglaublich eindrucksvoll ist der Arco d’Augusto, das römische Stadttor, das im 10. Jhd. n. Chr. erbaut wurde und sich heute noch so präsentiert, als hätten die Handwerker erst vor kurzem die Baustelle verlassen. Ein bewundernswerter Beweis, wie fortschrittlich die römischen Architekten damals arbeiteten.

Die Adelsfamilie Malatesta bereicherte im Mittelalter die Stadt mit imposanten Palästen und mit einer Festung, in die sich die Familie während der Kriegszeiten zurückzog. Wie furchteinflößend diese Burg war, kann man noch heute an der hohen Burgmauer sehen, die von einem Graben umgeben ist. Das ist aber längst nicht alles, auch der Renaissancezeit verdankt die Stadt unzählige prachtvolle Paläste und sehenswerte Kirchen.

Einen ganz besonderen Reiz hat ein Spaziergang entlang der Molo dei Trabocchi, die gesäumt ist von eindrucksvollen Pfahlbauten. Hier und im Viertel «El Gugul» haben die Fischer gelebt und man erhält einen anschaulichen Einblick in die damalige Zeit, als die Fischer noch tagtäglich aufs Meer fuhren, um ihre Familien zu ernähren.

Bei so viel Meer und Strand bekommt man ganz schnell Hunger auf köstliche Fischgerichte, die natürlich am besten schmecken mit Blick aufs weite Meer. Feine mediterrane Fischküche, ein heimeliges Ambiente drinnen und eine schönen Terrasse bietet das «Cile’s», oder ein wenig außerhalb, aber ebenfalls nahe dem Strand, ist das familiengeführte Fischrestaurant «Alla Lanterna» eine gute Empfehlung. Steht Ihnen eher der Sinn nach traditioneller Küche, so wie sie die Marchigiani lieben, dann ist die «Osteria dalla Peppa» mit ihrem Vintage-Ambiente und dem herzlichen Service in der Altstadt genau das Richtige.  

Die einzigartige Märchenwelt der Grotte di Frasassi

Ich gebe zu, von diesem spektakulären Höhlensystem kann ich Ihnen nur das wiedergeben, was ich von Besuchern gehört und in den zahlreichen Veröffentlichungen gesehen habe, da ich nicht den Mut aufbrachte, meine Klaustrophobie zu überwinden. Obwohl ich weiß, dass in der größten Höhle, mit einer Abmessung von 180 Metern Länge, 120 Metern Breite und 200 Metern Höhe der Mailänder Dom Platz fände, ich wagte es dennoch nicht.

Wer nicht unter Platzangst leidet wird von der über eine Stunde dauernden Führung begeistert sein. In der Sala 200, die rund 200 Meter lang ist, kann man zahlreiche Felsformationen bestaunen. Grandios ein 15 Meter hoher Stalagmit «Obelisk» genannt und der 7,5 Meter lange Stalaktit. Bei einem weiteren Saal, der «Gran Canyon» heißt, befindet sich die Aushöhlung voll und ganz unter Wasser, da sie unterhalb des Grundwasserspiegels des Flusses Sentino liegt. Dieses riesige Naturphänomen wurde im Jahre 1948 von drei Höhlenforschern zufällig entdeckt.

Im Jahr 1966 spürten Speläologen einen weiteren, einen Kilometer langen Gang auf, der den Ausschlag gab, weiter zu forschen. Ein nächstes Forschungsteam machte dann die «Grotta Grande del Vento» ausfindig, ein großes Loch aus dem heftiger Wind wehte. Sie seilten sich ab und stießen auf die riesige Höhle «Abisso Ancona».

Nach weiteren vielen Jahren der Forschung wurde die «Grotte di Frasassi» am 1. September 1974 für Besucher geöffnet. Die Forschungsarbeiten gehen aber weiter und man vermutet noch weitere Höhlengänge und –säle zu finden. Ein Naturschauspiel, das weltweit einzigartig ist und das man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man in den Marken Urlaub macht, es sei denn, siehe Anfang….

Nebenbei bemerkt liegt die «Grotte di Frasassi» im Naturpark «Gola della Rossa», ein über 10.000 Hektar großes Gebiet, durchzogen von Wanderwegen. Zu sehen gibt es über 1250 verschiedene Pflanzensorten, 105 unterschiedliche Vogelarten, 40 verschiedenartige Säugetiere und 29 diverse Arten von Reptilien und Amphibien. Insbesondere aber ist das Naturschutzgebiet ein zauberhaftes Wanderparadies, um sich vom Alltagsstress zu erholen.

Ein Tag am Meer, mit Zwischenstopp in Osimo

Der Blick von Cingoli auf das Meer und den Monte Conero ist zu verlockend um nicht mindestens einen Tag an der Riviera del Conero zu verbringen.

Auf den Weg dorthin liegt auf einem Hügel das zauberhafte Städtchen Osimo, in welchem antike Mauerreste, Brunnen und geheimnisvolle kopflose Statuen an die römische Vergangenheit erinnern. Nehmen Sie sich Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt mit vielen wunderschönen Palazzi aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Sehenswert ist der imposante Dom, der auf den Fundamenten einer antiken Kirche erbaut wurde und die Kirche San Francesco mit dem angegliederten Kloster, das dem Heiligen Giuseppe, dem Schutzpatron der Studierenden gewidmet ist.

Absolut bewunderungswürdig sind die kilometerlangen, unterirdischen Sandsteintunnels und Grottensysteme, die teilweise in der Antike errichtet und später im Mittelalter weiter ausgebaut wurden. In diesen weit verzweigten magischen Labyrinth-Gängen kann man Brunnen und ganz viele Wandreliefs, die Menschen, Tiere und Handlungen darstellen, bestaunen. Einige Inschriften weisen auf den Orden der Tempelritter hin.

Ein wenig außerhalb der Kunst- und Kulturstadt ist die dreischiffige, majestätische Kirche Campocavallo, die schon von weitem sichtbar ist.  Sie ist einen Stopp wert, bevor es dann nach Numana geht, dem hübschen Badeort an der Adriaküste. Numana ist aufgeteilt in eine Ober- und eine Unterstadt, mit einem Hafen und einem bezaubernden feinen Kiesstrand. Diese Oase am Meer ist ideal für Familien, denn die Adria ist flach und daher ungefährlich für Kleinkinder.

Verliebte Pärchen finden ein wenig abseits wildromantische Badebuchten. Jegliche Art von Wassersport wird hier angeboten und leidenschaftliche Golfer können unter mehreren, gepflegten Golfplätze auswählen. Naturliebhaber wandern oder radeln durch den Parco del Conero und erfreuen sich an der Vogelvielfalt und an der Traumaussicht über die zauberhafte Küste.

Noch einige weitere Tipps

Das Städtchen Urbino ist jeden Kilometer Anreise wert

Meiner Meinung nach war man nicht in den Marken, wenn man die Renaissancestadt Urbino nicht gesehen hat. Man fährt zwar von Cingoli aus etwa eineinhalb Stunden, aber alleine die Fahrt, ob entlang der Küste oder durchs Hinterland, ist reizvoll.

Urbino, mit seinem majestätischen Palazzo Ducale aus dem 15. Jahrhundert und den vielen beeindruckenden Kirchen, den malerischen Gassen mit den zahlreichen Cafès, Bars und Restaurants, inmitten einer unglaublichen Landschaftsidylle, sollten Sie sich nicht entgehen lassen.

Trüffelliebhaber zieht es nach Acqualagna

In der Trüffelhochburg Acqualagna hat die wertvolle Knolle ganzjährig Saison, im Sommer erschnüffeln die Hunde die schwarzen, weniger aromatischen Knollen, im Winter dann die besonders kostbaren und aromaintensiven weißen Trüffel.

Ende Oktober bis Anfang November finden in der Città del Tartufo die nationale Trüffelmesse statt, die Besucher aus der ganzen Welt anlockt, nicht zuletzt weil die Trüffel aus den Marken den Piemonteser Trüffel absolut Paroli bieten können.

Die traditionelle Küche der Marken

Sie sollten wissen, dass die Marchigiani gerne Fleisch essen, vor allem im hügeligen Hinterland. Allerdings nur Fleisch von bester Qualität, und am liebsten vom Grill. Häufig findet man auf den Speisekarten auch Piccione ripieno, gefüllte Täubchen und Coniglio, Kaninchen in allen möglichen Versionen, mit Fenchel gegart ist eine typische Spezialität. In manchen Ecken der Region sind Schnecken sehr beliebt.

Und natürlich gibt es überall Pasta, bevorzugt Eiernudeln, mit einem herzhaften Sugo. Eine typische Pasta-Spezialität ist Vincisgrassi, eine Art Lasagne, aber ohne Tomaten. Unbedingt probieren müssen Sie l´Olive all´Ascolana, die großen, ausgebackenen und mit Fleisch gefüllten Oliven und selbstverständlich das fein aromatische Olivenöl der Region.

Klingt alles ein wenig üppig, schmeckt aber immer fantastisch, und man ist ja im Urlaub…

Wenn Sie an der Küste sind, lassen Sie sich mit frischem Fisch, traditionell oder raffiniert zubereitet, verwöhnen. Frischer geht’s nicht und die Köche legen hier sehr viel Wert auf Qualität. Immer verlockend und unglaublich köstlich sind die Spaghetti Vongole oder Spaghetti allo Scoglio (mit Meeresfrüchten).

Restaurant-Empfehlungen

Monika Kellermann Wein & Genuss - Autorin

Monika Kellermann

Wein & Genuss – Autorin

Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.

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