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Seebühne Lunz: Architekturskulptur zum Klangbaden

Erlebnistipp Seebühne Lunz am Lunzer See in Niederösterreich

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Foto oben: © Theresa Pewal

Eingebettet in dichten Wald, umgeben von den Bergen der Ybbstaler Alpen, wartet ein echtes Naturjuwel auf Ihren Besuch! Für das kulturelle Highlight sorgt dabei die Seebühne Lunz.

Der Lunzer See ist der einzige natürliche Badesee in Niederösterreich – und angeblich auch der kälteste. Selbst im Hochsommer ist sein klares, smaragdgrünes Wasser noch erfrischend. Der durchfließende Bach tauscht den Seeinhalt kontinuierlich aus und sorgt für eine optimale Wasserqualität. Diverse Fischarten bevölkern das bis zu 34 m tiefe und rund 68 ha große Gewässer.

Seine Ufer sind weitgehend unverbaut, nur wenige Häuser reihen sich entlang der Nordseite. Der Lunzer See ist ein Erlebnistipp für alle, die naturnah entspannen wollen und das Besondere suchen.

Am schmalen Ostende, wo die Zuwegung von der rund einen Kilometer entfernten Marktgemeinde Lunz am See einmündet, wurde in den 60er Jahren ein kleines Seebad errichtet. Das vom lokalen Architekten Kurt Pfeiller sachlich-modern gestaltete Gebäudeensemble ist mittlerweile denkmalgeschützt.

Da Lunz um das Jahr 1900 ein beliebter Sommerfrischeort war, wird vermutet, dass es am See damals schon eine Badeanlage gab.

Heutige Badegäste erfreuen sich an rund 4000 Quadratmetern Liegewiese mit kostenlosen Sonnenschirmen, einem Sprungturm und kulinarischen Klassikern aus dem Strandbadkiosk. Und darüber hinaus an der wohl einzigartigen Besonderheit der Lunzer Badekultur: der Seebühne Lunz.

Erlebnistipp Seebühne Lunz

Die Seebühne Lunz ist ein bespielbares Kunstwerk, eine kinetische Architekturskulptur, erdacht vom heimischen Bildhauer Hans Kupelwieser. Das Bauwerk wurde von Anfang an für eine hybride Nutzung konzipiert.

Dank eines ingeniösen Kunstgriffs lässt sich der Badeplatz mit Sprungturm und Sonnendeck bei Bedarf in einen Veranstaltungsort mit Tribüne und Podium verwandeln. Im geschlossenen Zustand dient das 13 x 13 m große Tribünendach als teils ebenes, teils abgetrepptes Sonnendeck.

Bei Veranstaltungen auf der Seebühne Lunz wird die gesamte Fläche hochgeklappt und schützt die darunter liegenden Sitzreihen vor Witterungseinflüssen. Unter dem dreiseitig offenen Pultdach finden etwa 250 Zuschauer Platz, die eine hervorragende Akustik genießen.

Kupelwiesers geniale Idee machte das steile, buschbestandene Hanggrundstück am Ende des Seebads überhaupt erst begeh- und nutzbar.

Bei allen pragmatischen Überlegungen: Der Künstler wäre kein Künstler, wenn er die Verwandlung seines Werks nicht spektakulär inszeniert hätte!

Die architektonische Metamorphose ist sozusagen die Ouvertüre eines jeden Konzerts, die erste Geige spielt dabei der See. In einen Behälter am hangseitigen Ende des Daches wird so lange Seewasser gepumpt, bis das zusätzliche Gewicht die Dachfläche hydraulisch nach oben klappen lässt. Zum Schließen des Dachs wird einfach ein Absperrventil geöffnet. Das Wasser fließt über einen hohen Steg als Wasserfall in den See zurück.

Jedes Bauteil der Seebühne Lunz hat einen Zweitnutzen: Der aufgeständerte Steg wird bei Badebetrieb zum Sprungturm, die schwimmende Bühne zur Badeinsel.

Für Suzie Heger, Gründerin und langjährige Intendantin der Sommerfestivals wellenklaenge, ist die Seebühne ein idealer Spielort. Die ebenfalls in Lunz am See aufgewachsene Bühnenbildnerin initiierte 2003 einen geladenen Wettbewerb, um den Konzertveranstaltungen am See den passenden Rahmen zu geben. Bereits zwei Jahre später konnte die bewegliche Großskulptur Kupelwiesers eröffnet werden.

Als Reminiszenz an frühere Festivals, bei denen die Musiker auf Booten spielten, wurde die eigentliche Bühne schwimmend auf dem Wasser platziert. Sie ist über zwei Laufstege mit der Tribüne verbunden und wartet mit einer weiteren technischen Raffinesse auf.

Da der Lunzer See im Winter zufriert und ein Einholen der 40 Quadratmeter großen Bühne zu aufwändig wäre, werden nach Saisonende die Schwimmtanks geflutet, sodass die Plattform etwa 3 Meter unterhalb des Wasserspiegels überwintern kann.

Auch diese Lösung zeugt vom Einfallsreichtum des interdisziplinären Teams, das an der Realisierung beteiligt war. Künstler, Maschinenbauer und Ingenieure arbeiteten Hand in Hand, um die skulpturale Idee in einer innovativen, wartungsarmen und energieeffizienten Ausführung umzusetzen.

Erlebnistipp Lunzer See

Aber was lässt sich nun mit dieser imposanten Bade-Kultur-Maschine erleben?

Das Lunzer Seebad steht von Anfang Mai bis Ende September allen offen, die Erfrischung im kühlen Nass suchen. Vor allem Kinder oder jugendliche Gemüter haben dann ihre Freude beim Beklettern des geschlossenen Tribünendachs, beim Springen vom Hochsteg oder beim Kapern der schwimmenden Bühne.

Ganz in der Nähe gibt es überdies einen Bootsverleih mit fast hundertfünfzigjähriger Tradition – gleich neben dem nostalgischen Restaurant Seeterrasse, das natürlich frischen Fisch auf den Tisch bringt. Bei einer Fahrt mit den bunt bemalten Ruder- und Tretbooten bietet sich die Seebühne als attraktiver Ankerplatz an.

Allen, die neben sportlichen auch kulturelle Freizeitaktivitäten pflegen, sei das zweiwöchige wellenklaenge-Festival ans Herz gelegt. Es findet immer an den letzten drei Juliwochenenden statt und steht jedes Jahr unter einem neuen Motto. Das kleine, aber feine Festival hat sich ganz der Kammermusik und den visionären Strömungen in der zeitgenössischen Kunst verschrieben. Neben Konzerten stehen Lesungen und Podiumsdiskussionen auf dem Programm.

Im Jahre 2018 lösten Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer Festivalgründerin Suzie Heger in der Intendanz ab. Das charismatische Musikerpaar, das zuvor schon viele Male auf der Seebühne aufgetreten ist, lädt regelmäßig Kreative aus aller Welt nach Lunz am See ein. Künstler:innen, die wie sie selbst neue Wege gehen: grenzüberschreitend, klangvisionär, unverwechselbar.

Es ist aber nicht nur das niveauvolle Kulturprogramm und oder das Setting der Seebühne, was unseren Erlebnistipp so besonders macht. Ohne die umgebende Natur wäre das Kulturerlebnis ein anderes, vielleicht weniger beindruckendes.

Suzie Heger beschreibt die Besonderheit des wellenklaenge Festivals so: „Das ist ganz sicher die Kombination aus den anspruchsvollen Darbietungen und der wilden schönen Natur. Das macht etwas mit einem, wenn man Kultur in so einer Umgebung erlebt. Es geht nicht ohne die Natur.“

Angesichts des Naturbewusstseins der Initiatorin wundert es nicht, dass sich das neue Intendantenpaar sich dafür eingesetzt hat, die Anforderungen des österreichischen Umweltzeichens zu erfüllen. Seit 2019 darf das wellenklaenge Festival das Label „Green Event“ tragen.

Wir finden: Bei so viel Bade-Kultur und Alpen-Natur ist der Lunzer See in den Ybbstaler Alpen Niederösterreichs allemal einen Besuch wert!

Mehr Informationen über Niederösterreich oder das Mostviertel finden Sie in unseren Geheimtipps Niederösterreich.

Mareike Dietrich

Textgestalterin – Autorin

Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.

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