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Tipp Allgäu: Spaziergang durch Wangen

Ich bin sieben Jahre alt und marschiere an der Hand meiner Großmutter durch das Martinstor in die Altstadt von Wangen. Es ist Sommer. Wie immer verbringe ich eine Woche der Ferien bei ihr im Allgäu. Unser Spaziergang folgt einem genauen Ritual: Wir laufen am Gasthaus Walfisch vorbei und ich bewundere wie immer das Fresko auf der Hausfassade, das die Jonasgeschichte zeigt. Meine Oma hat mir diese unzählige Male erzählt: Der Prophet wird auf seiner Flucht vor Ninive barfuss von einem Walfisch verschluckt und später wieder an Land gespien, mit Stiefeln aber. Ich stelle mir vor, wie es wohl im Bauch des Fisches aussehen mag. Ob es da wohl ganze Regale voller Schuhe gibt? 

Dann geht es weiter, in ihrem typisch wackligen Gang stapft meine Oma mit mir an der Seite über das Kopfsteinpflaster am Martinsbrunnen vorbei in die Unterstadt, wo sie verschiedene Besorgungen macht und wie immer darf ich mir wünschen, was sie uns fürs Abendessen kochen wird. Krautkrapfen stehen vermutlich auf dem Plan. Meine Top Eins ihrer weltbesten Allgäuer Hausmannskost. 

Die Fachwerkhäuser, verwinkelten Gassen, etlichen Brunnen und die turmbewehrte Stadtmauer strahlen eine Behaglichkeit aus, die mir schon als Kind das Gefühl geben, als wäre sie aus der Zeit gefallen. Zum Abschluss der Einkaufstour folgte stets das Highlight: Ein Einkehr im Fidelisbäck. Zum einen findet man hier die besten Seelen der Welt. Unter einer Seele versteht man ein schmales, circa ellenlanges Gebäck, das mit Salz und Kümmel gewürzt ist. Jeder emigrierte Schwabe, der seine Heimat besucht, geht nicht ohne ein paar Seelen im Gepäck nach Hause. Das ist Stammesehre. Anstehen ist beim Meister daher meistens Programm. 

Außer den besten Seelen der Welt gibt es im Fidelisbäck auch den besten Leberkäse der Welt. In der holzvertäfelten Gaststätte setzt man sich hin, wo Platz ist. Auch hier ist Warten durchaus Programm, vor allem am Samstag, wenn sich auch die Einheimischen auf Leberkäse, Weißwurst und Bier treffen. Auch die Laugenhörnle sind einfach nur fantastisch. Im tiefsten allgaierisch wird schnell gefachsimpelt und die sonst übliche Skepsis vor preussischer Attitüde hat hier keine Bedeutung. Danach wackeln wir heim – das heißt meine Oma in ihrem typischen Gang und ich glücklich an ihrer Seite.

So habe ich Wangen im Allgäu in meiner Kindheitserinnerung und noch immer präsentiert sich die historische Kleinstadt in der gleichen Nostalgie. Heute ist ein Großteil der Altstadt verkehrsberuhigt. Die ehemalige Reichsstadt ist malerisch gepflegt. Geranien schmücken die Erker der Fachwerkhäuser mit Staffelgiebeln, dazwischen befinden sich stolze Amtshäuser und Häuser mit bunten Wandbildern. Auf dem Marktplatz säumen verschiedene Cafés die Strasse, im Sommer mit schöner Außenbestuhlung. Auf jeden Fall einen Besuch wert!

Unsere 7 Tipps für einen Besuch in Wangen im Allgäu

Gasthaus Fidelisbäck

Auch Einheimische treffen sich auf Leberkäse und Weißwurst mit Laugensemmel. Wer einen Platz ergattern kann, kommt schnell ins Gespräch mit den Einheimischen am Tisch. Außerdem ist der Kauf von ein paar Seelen in der angeschlossenen Bäckerei Pflicht.

Stadtspaziergang

Ein historischer Stadtrundgang ist eine große Empfehlung für alle Besucher dieses pittoresken Städtchens. Hinter den Fresken oder zwischen den Torbögen verbergen sich wunderbare Geschichten. 

Die Brunnen von Wangen

Die vielen ausgefallenen Brunnen der Stadt  sind eine Freude für Groß und Klein. Am nordöstlichen Ende des Marktplatzes befindet sich z.B. der Spuckbrunnen. Wer im Sommer hier vorbeiläuft und eventuell nicht auf ihn achtet, kann dagegen schon mal einen Schockmoment erleben, denn kaltes Brunnenwasser “bespuckt” den Passanten. Spätestens dann begutachtet man die “sechs verdruckten Allgäuer”, die hier zu sehen sind. Ganz unten liegt ein Geistlicher, darüber sind Figuren wie der Leisetreter oder der Kartenspieler.

Patisserie “Chez Pierre”

Eine original französische Patisserie mitten in der Altstadt. Kleine Kunstwerke, fürs Auge und erst Recht für den Geschmack! Jedes der Backwerke ist ein Highlight. Es ist wahrhaft schwierig, sich zwischen der großen Auswahl an Tartelettes, Petit Fours und typisch französischer Kuchen zu entscheiden. Müssen Sie aber auch nicht. Nehmen Sie einfach ein Törtchen für daheim mit, denn die wunderschöne Verpackung gebührt den Kunstwerken den passenden Respekt. Sollten Sie am gleichen oder nächsten Tag nach Hause fahren – das perfekte Mitbringsel für die Daheimgebliebenen oder für Sie selbst. Ein Glücksmoment – versprochen!

♥ Gemüse und Feinkost Wild

Viele leckere Spezialitäten und bestes Gemüse. Allein aber wegen des Eigentümers Michael Wild lohnt sich ein Besuch. Immer gut gelaunt und charmant begrüßt er die Gäste und unter Garantie verlassen Sie das Geschäft mit einem Lächeln im Gesicht!

Blumen Kaspar

Schönes Interieur und wunderschöne Blumen. Einfach auch nur um sich inspirieren zu lassen. Ich bin es jedes Mal, wenn ich die schön zusammengestellten Blumensträuße sehe.

Restaurant Adler in Deuchelried

Wer es typisch mag, aber doch etwas feiner: Wenige Kilometer außerhalb von Wangen. Allgäuer Küche, etwas gehobener und schönes Ambiente. 

Noch mehr im Allgäu erleben? Schauen Sie sich gerne unseren Tipp zu einem Ausflug zur Alpe Mitterhaus an.

Anja Fischer am Tisch sitzend und schreibend

Anja Fischer

Gründerin und CEO von Glücksmomente Charmingplaces

Anja entdeckte als Reiseveranstalterin über 20 Jahre schöne Orte. Heute teilt sie nicht nur „Charmingplaces“ mit Ihnen sondern auch Insider Adressen, Geheimtipps für spannende Erlebnisse, sie kocht für Sie und erzählt Ihnen von besonderen Begegnungen und Momenten.

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