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Geheimtipp Allgäu: Alpe Mitterhaus

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Es klingt nach einer Bergromanze: Alljährlich im Mai machen sich der junge Landwirt Bene Beßler und seine Frau Lena, die kleine Janna mit ihren drei Jahren und der fünfjährige Jammes auf den Weg zu ihrer Alpe. Alle laufen, oder zumindest fast alle. Mit kommen die 15 Rinder, Kälber, alle Hühner und zehn Schweine. Eben alle, die zur Familie gehören. Jeden Sommer bis in den späten September wird unser Geheimtipp aus dem Allgäu, das Mitterhaus, bewirtschaftet.

Dann beginnt das Leben auf der Alpe: Morgens um halb fünf werden die Kühe von der Weide geholt und gemolken, danach geht es zum Käsen. Inzwischen wird die Bewirtung für die Tageswanderer vorbereitet, die anderen Tiere versorgt und getan, was eben so anfällt. Denn ein Leben in den Bergen bedeutet vor allem eins: Viel Arbeit. Weidezäune richten, die  Brunnen pflegen, Unkraut jäten und das Heu für den nächsten Winter machen. Durch die Lage muss vieles von Hand gemäht und gerecht werden. Die Aufgaben erstrecken sich jeden Tag bis spät in den Abend, denn bis 17 Uhr werden die Gäste des Mitterhaus bewirtet.

Für die, deren Weg mal zufällig mal absichtlich bei der Alpe vorbeiführt, ist es traumhaft auf der schönen Sonnenterrasse bei einer deftiger hausgemachten Brotzeit die Allgäu Luft und das Almleben zu schnuppern. Denn es ist ein besonderes Plätzchen, das Bene und Lena dort geschaffen haben. Der komplette Kreislauf wird vor Ort abgebildet und man kann zusehen, wie hier alles ineinander greift. 100 Prozent zertifiziert.Transparenz ist das Motto der beiden, denn sie sind stolz darauf, dass sie so konsequent auf Nachhaltigkeit bauen. 

Ein gutes Team

Schon als Kind war für den Allgäuer Bene Beßler klar, dass er einmal Bauer werden will. Direkt nach seinem Landwirtschaftsstudium im Jahr 2010 pachtet er die Sennalpe Mitterhaus. 2014 kommt die aus der Nähe von Köln stammende Lena bei einer Wanderung an der Alpe vorbei vorbei, um Käse zu kaufen und bleibt sozusagen. Noch im gleichen Jahr übernehmen die beiden zusätzlich einen Hof in Hindelang. Sie entwickeln zusammen den Wunsch, alles auf Nachhaltigkeit umzustellen.

Das ist der Einfluss von Lena. Sie hat Geographie studiert, ist viel gereist und zog 2011 ins Allgäu, um hier in der Jugendbildungsstätte des Alpenvereins zu arbeiten. Neugier und ethisches Gewissen prägen ihren Charakter. Bene ist der Landwirt mit Herz und Seele. Ein perfektes Team. So stellen die beiden bald fest, dass sie viel mehr Platz benötigen und sie bauen einen neuen Hof am Ortsrand. Für die gleiche Anzahl an Kühen. 

Klingt im ersten Moment nicht unbedingt logisch. Aber die Beiden brauchen Platz für eine große Scheune, denn Kraft – und Silofutter, um die Milchleistung zu steigern, kommen nicht in Frage.  Ihre Tiere fressen Gras und Heu, somit sind sie auch kein “Futter Konkurrent” für den Menschen, was sonst so umweltbelastend ist. Nun zur Logik: Um das alles wirtschaftlich zu machen, müssen die beiden alles vom Tier nutzen, selbst verarbeiten und direkt an den Konsumenten verkaufen.

Dafür halten sie sogenannte “Zweinutzungsrassen”, so wird sowohl das Fleisch wie auch die Milch des Tieres verarbeitet. In Kombination mit der hohen Qualität der ungedüngten Wiesen, Kräuter, die die Tiere als Nahrung zu sich nehmen ist das Produkt von bester Qualität. Das macht den Unterschied. “Und wir sorgen außerdem dafür, dass die Tiere ein schönes Leben bei uns haben, denn das ist unsere Verantwortung, wenn wir Leben auf die Welt bringen. Das schmeckt man auch”, erklärt uns Lena.

Vorbild sein, statt missionieren

“Ist das normal im Allgäu?” fragen wir. “Leider nein”, meint Lena. “Doch es gibt hier zum Glück einige Landwirte, die andere Wege gehen. Massentierhaltung und Gewinnmaximierung sind immer kurzfristig gedacht. Ob sich nachhaltige Landwirtschaft im großen Stil durchsetzen wird – ich glaube, es ist unsere einzige Chance. Aber wir können es nur selbst so machen,wie wir es für richtig halten.” Andere zu missionieren ist aber auch nicht das Ziel der Beiden. Ihnen geht es um eigene Ideale und die verfolgen Lena und Bene mit Passion und Leidenschaft. Wenn sie durch ihre Ideen andere inspirieren können, umso besser.

Das scheint zu funktionieren. So erhielten sie dieses Jahr bereits eine Auszeichnung als Gewinner in der Kategorie Produkt der “Allgäuer Genussmacher”. Auch ein lokaler Metzger ließ sich überzeugen, das Fleisch ihrer Tiere nach Bio-Maßstäben weiterzuverarbeiten und ein Bäcker aus dem Dorf bäckt extra Bio-Brot für die Alpe. Inzwischen kommen die Leute auch von weit her, um die Produkte zu kaufen oder bestellen über den Online-Shop, da sie die Qualität schätzen.

 “Und dann gibt es noch einen ganz besonderen Glücksmoment für uns”, erzählt uns Lena. “ Wenn die Kälber bei ihren Müttern trinken”. Auch das haben die beiden geändert und dafür so manches Kopfschütteln bei benachbarten Bauern beobachtet. Normalerweise werden die Kälber direkt nach der Geburt von den Kühen getrennt, da man die Kühe sonst angeblich nicht melken könne. So richtig einleuchtend fand Lena das nicht, erst Recht nicht bei der Vorstellung, das wäre ihr mit ihren Kindern widerfahren.

So haben sie das mit einer Kuh getestet und innerhalb kurzer Zeit komplett umgestellt. “Abgesehen davon, dass es sogar weniger Arbeit ist, die Tiere bei der Mutter zu lassen, sind sie auch noch gesünder.” Durch die direkte Rückkopplung mit mit dem Speichel des Kalbes mit der Zitze der Kuh, bilde der  Mutterkörper automatisch Abwehrkräfte für die Kälber, wenn deren Immunsystem Schwäche meldet. “Eine fantastische Symbiose, die sich die Natur da ausgedacht hat”, strahlt Lena. Und wir können an ihren Augen erkennen, dass ihre Reise der (Wieder)Entdeckung noch lange nicht vorbei ist!

Zum Mitterhaus gelangt man per pedes oder mit dem Rad. Hier reichen die Möglichkeiten von gut begehbaren Alpwegen, über Wald- und Wiesenwege bis zu Bergpfaden mit kleinen Kletterpassagen. Dabei sind alle Jahreszeiten spektakulär. Direkt im Frühling nach der Schneeschmelze, wenn der Bergbach Bsonderach plätschert und in der Sonne glitzert und die ersten Blumen sich zeigen. Im Sommer, wo man Enzian, Margeriten, Alpendisteln, Mehlprimeln und Orchideen in Hülle und Fülle bewundern darf und im Herbst mit all seiner Farbenpracht und der goldroten Nachmittagssonne. 

Unseren Geheimtipp im Allgäu erleben?

Sämtliche Produkte, die man auf der Alpe kosten darf, kann man auch mitnehmen oder sogar ganzjährig im Onlineshop bestellen.

Die Anreise, sowie verschiedene Wanderouten zum Mitterhaus sind gut verständlich geschildert.

Noch mehr Geheimtipps erleben? Hier finden Sie unsere Erlebnistipps.

Anja Fischer am Tisch sitzend und schreibend

Anja Fischer

Gründerin und CEO von Glücksmomente Charmingplaces

Anja entdeckte als Reiseveranstalterin über 20 Jahre schöne Orte. Heute teilt sie nicht nur „Charmingplaces“ mit Ihnen sondern auch Insider Adressen, Geheimtipps für spannende Erlebnisse, sie kocht für Sie und erzählt Ihnen von besonderen Begegnungen und Momenten.

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