Glücksmomente in Lykien: Sonne, Mond und Schildkröten
Fotos für den Beitrag “Glücksmomente in Lykien”: Lydia Stöflmayr
Warum auf der Türkischen Flagge der Mondstern prangt, wird mir während meines Aufenthalts in Lykien schnell klar. Die Himmelskörper und deren Bahnen prägen den Tagesablauf.
Wenn um Punkt acht Uhr hinter dem Berg bei der Bucht von Kabak die ersten Sonnenstrahlen hervorblitzen, gehe ich jeden Morgen sicher, in der ersten Reihe dabei zu sein.
Und während ich zu Hause meistens keine Ahnung habe, in welcher Mondphase wir gerade sind, gehört der Mondaufgang auf der Terrasse des Restaurants des Kabak Avalon Beach Resort zum allabendlichen Ritual.





Manager Burak erklärt die Sternenbilder und Maître de Plaisir Emre erzählt, dass er sich in die Bucht von Kabak verliebt hat, als er hier das erste Mal den Vollmond aufgehen sah. Ich glaube ihm sofort und beobachte mit Spannung von meinem Logenplatz auf der Restaurant-Terrasse aus, wie der Mond jeden Abend dicker wird und seinen silbernen Schein auf die Meeresoberfläche wirft.
Auch bei Neumond soll der nächtliche Himmel begeistern, versichert man mir, wenn unzählige Sterne um die Wette funkeln, dabei ist im Hintergrund immer das Rauschen der Wellen zu hören.
Abends erscheinen viele der Gäste barfuß im Restaurant, leise Musik spielt, die Mitarbeiter sind diskret und gleichzeitig unheimlich aufmerksam. Dazu leisten die junge Hündin Princess und die Katzenbande Gesellschaft. Zusammen ergibt sich eine ungezwungene Atmosphäre, die sich trotzdem luxuriöser und gleichzeitig einladender anfühlt als in jedem Fünfsternehotel.
Serviert wird ein dreigängiges Menü, wobei der Hauptgang noch von unzähligen Beilagen und Salaten begleitet wird. Emre geht sicher, dass ich die Grillabende nicht verpasse, die jeden zweiten Tag stattfinden. So eine gegrillte Dorade mit Blick auf das vom Mondschein beleuchtete Mittelmeer ist wirklich nur schwer zu übertreffen.




Am Morgen klettere ich den staubigen, roten Weg durch den Pinienwald hinunter zum Strand. Türkische Urlauber genießen hier die Ruhe, für die die Bucht von Kabak bekannt ist. Da wird gebadet, mit dem Gaskocher gekocht und geschnorchelt.
Große Fische schwimmen in einer Unterwasserlandschaft zwischen Kieseln, Sand und rotem Marmor. Am Strand suchen sich die Badenden einen Platz zwischen den Nestern der Meeresschildkröten, die durch Metallpyramiden geschützt sind.
In diesem Teil der Türkei ist die Caretta caretta (Unechte Karettschildkröte) zu Hause und während ich im Schatten der Pinien vor mich hin döse, frage ich mich, ob ich wohl jemals eine dieser wunderschönen Meeresschildkröten in freier Wildbahn sehen werde.



Einige wenige Wanderer aus dem Ausland verirren sich an den Strand von Kabak, denn der Lykische Weg führt hier vorbei. Der Likya Yolu, wie er auf Türkisch heißt, startet in der etwa 30 Kilometer entfernten Hafenstadt Fethiye und führt ungefähr 500 Kilometer bis nach Antalya. Als Fernwanderweg wurde das Netzwerk aus antiken Wegen, die einst der Kamelwanderung dienten, dank der Engländerin Kate Clow bekannt.
Selbst will ich mich bei den Anfang September noch immer hohen Temperaturen nicht überanstrengen und entscheide mich gegen die Erkundung des Lykischen Wegs. Mir reicht der Aufstieg vom Strand zurück zu meinem Bungalow am Hang.
Etwas Bewegung brauche ich, schließlich benötigen zwei Kellner jeden Morgen mehrere Minuten, um die vielen Teller an meinen Frühstückstisch zu servieren – der Nachschub an Leckereien scheint nicht aufzuhören. Am ersten Tag glaube ich, nie so viel essen zu können, belehre mich selbst aber schnell eines Besseren. Frisch, leicht und köstlich ist das Frühstück und die Aussicht dazu einfach nur himmlisch.



Die Kabak Avalon Bungalows sind ein kleines Paradies, eine Oase der Ruhe und der Harmonie. Ich habe trotzdem, oder gerade deshalb, Lust, das Land und die Leute besser kennenzulernen. Emre erklärt mir geduldig, wie ich mit dem Bus nach Fethiye komme und fährt mich am nächsten Tag sogar zur Hauptstraße, damit ich nicht bergauf schwitzen muss.
Es ist Dienstag, Markttag in Fethiye, und der Dolmuş bringt mich in einer abenteuerlich kurvigen Fahrt ans Ziel. Unterwegs wird die Straße von Ziegen blockiert, die schwindelfrei mit ihren Hufen auf den roten Felskliffs am Wegesrand balancieren. Viele Meter geht es da in die Tiefe, ich wage es kaum, aus dem Fenster zu schauen. Zum Glück scheint der Busfahrer tiefenentspannt und scrollt durch Instagram, während er gelassen die Kurven nimmt.
Auch an Ölüdeniz geht es vorbei. Der Küstenort ist bekannt für seinen Strand und die Paragliding-Weltmeisterschaft. Nie zuvor habe ich so viele Paraglider auf einmal am Himmel gesehen, die bunten Schirme schweben durch die Luft, davor die türkisblaue Bucht.

Der Grand Bazaar von Fethiye begeistert mit einer großen Vielfalt an Obst und Gemüse und ich koste mich durch alle Sorten von Lokum, von dem ich auch eine ordentliche Portion als Souvenir mitnehme. Natürlich schafft es die türkische Süßigkeit aus Zucker, Stärke, Rosenwasser und Nüssen nicht bis nach Hause, viel früher habe ich alles vernascht.
Am Fluss, der den Markt durchquert, probiere ich Pancakes, die mit Salat und eingelegtem Gemüse serviert werden und bekomme bequem vom Mittagstisch aus zum ersten Mal in meinem Leben eine Meeresschildkröte in freier Wildbahn zu sehen. Das Gewässer ist sogar voll von den Reptilien. Die kleineren Tiere machen Jagd auf Fische, ein sehr großes Exemplar knabbert an den vorbeischwimmenden Algen.
Allein für diesen Anblick hat sich die Reise in die Türkei für mich gelohnt. Das Stadtzentrum von Fethiye ist zwar ganz nett, aber die Meeresschildkröten bleiben definitiv die Stars der Show.
An der Bushaltestelle komme ich mit dem Kioskbesitzer ins Gespräch. Er sucht mir die Fahrzeit für meinen Dolmuş zurück nach Kabak heraus, lädt mich ein im Schatten zu sitzen, und trinkt seinen Tee, während er mit mir plaudert und dabei seine Deutsch- und Italienischkenntnisse auffrischt.
Bei dieser Gelegenheit erfahre ich nicht nur Klatsch und Tratsch aus der Umgebung, sondern auch, dass „Kabak“ so viel wie Flaschenkürbis bedeutet. Ich habe keine Zeit, die Hintergründe zu erfragen, denn der Ruf zum Gebet des Muhedins aus der nahen Moschee unterbricht uns und dann ist mein Minibus auch schon da.



Meine Abenteuerlust ist gestillt und die letzten Tage im Kabak Avalon Beach Resort verbringe ich mit einem Buch am Pool. Ab und zu kommt jemand aus dem Restaurant, bringt kühles Wasser vorbei und nimmt Getränkebestellungen auf. Granatäpfel wippen in der leichten Brise und bunte Blumen bilden einen kunstvollen Kontrast zum Blau des Mittelmeeres.
Die Entspannung ist total – bis es aus einem Oleanderbusch raschelt. Neugierig schaue ich nach und entdecke eine wilde Landschildkröte, die mich mit ihren schwarzen Augen vertrauensvoll anschaut. Ich füttere ihr eine Hibiskusblüte, die gierig verspeist wird. Dann kommt auch schon jemand von der Bar und nimmt die Schildkröte mit, um ihr etwas zu trinken zu geben. Hier wird für alle gesorgt.




In jeder Hinsicht wurden meine Erwartungen in der Türkei übertroffen. Besonders berührt hat mich aber die Gastfreundschaft der Menschen. Und zwar nicht nur der Mitarbeiter des Kabak Avalon Beach Resort, die ihre Arbeit mit so viel Herzlichkeit und Fürsorge machen, sondern auch die Selbstverständlichkeit, mit der mir von Zufallsbekanntschaften Mitfahrgelegenheiten, Schattenplätze und Lächeln geschenkt wurden.
Als ich bei Sonnenaufgang am Hafen auf meine Fähre warte, an einem Sesamkringel knabbere, und schon Nostalgie nach der Bucht von Kabak habe, bin ich sicher, dass ich bald wiederkommen werde.




Lydia Stöflmayr
Texterin & Autorin
Lydia ist freie Texterin, Autorin und Dolmetscherin. Sie liebt es, neue Sprachen, Kulturen und Mentalitäten kennenzulernen. Dabei spielt Sprache eine wesentliche Rolle und eben vor allem die richtigen Worte zu finden. Diese Aufgabe hat sie zu ihrer Profession gemacht.
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Nicht allzu weit vom belebten Antalya entfernt liegt an der Türkischen Ägäis ein kleines Paradies. Antike Spuren, spektakuläre Natur & besondere Gastfreundschaft in einem Landstrich, den es zu entdecken gilt.
Der Lykische Weg zählt zu den schönsten Fernwanderwegen der Welt. Trotz dieses Titels hat sich der Weg seine ursprüngliche Seite sowie antike Spuren erhalten können. Auch kurze Etappen sind ein lohnendes Abenteuer.
Çılbır sind eine beliebter Bestandteil des türkischen Frühstücks – die Zubereitung ist einfach und der Genuss soll glücklich machen…
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