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Warum hängen die Ostfriesen die Türen aus? Damit niemand durchs Schlüsselloch gucken kann. Witze wie dieser haben in Deutschland eine längere Tradition. Ende der 1960er Jahre entstanden aus einer nachbarschaftlichen Fehde zwischen Ostfries- und Ammerland, lassen diese Flachsereien seither die Charaktere Ostfrieslands fast so flach aussehen wie die nordische Landschaft.
Einmal da gewesen verblasst dieses Bild, denn neben der stoischen Gelassenheit, die den Alltag der Ostfriesen durchzieht, wirkt jede Hektik, Zorn und alle Missgunst ein wenig albern.
Situationen, die andernorts den Menschen bereits die wütende Röte ins Gesicht treiben, entlocken dem Ostfriesen nicht mal eine gehobene Augenbraue. Gemach, gemach – spricht es stattdessen aus jeder Geste. Und wegen der zugelassenen Wortzahl pro Tag verzichtet man auch aufs Tratschen. Das ist gelogen, aber so kommt es einem vor, wenn man über Stunden hinweg nicht viel mehr Dialog belauschen kann, als das allgegenwärtige „Moin“, das übrigens zu jeder Tages- und Nachtzeit gilt.
Die ostfriesische Mentalität scheint sich auch in ihrer Umgebung widerzuspiegeln. Obwohl die Siedlungs- und Kulturgeschichte Ostfrieslands um Jahrhunderte zurückreicht, ist die Region dünn besiedelt und zeichnet sich durch ihre Weite und Ruhe aus. Als hätten die Ostfriesen gewusst, dass sich ihre Art schlecht damit verträgt, wenn man auf allzu engem Raum sitzt. Was einem beim Thema Geheimtipps Ostfriesland umso häufiger begegnet, ist die endlose und grüne Landschaft, Windmühlen, hier und da ein Schaf oder Radfahrer, die der Wind über die langen, geraden Wege schiebt. Dazwischen dürfen sich Faszinierte von Landschaftsformen wie Geest oder Mooren, verschiedenen Flüssen oder Waldgebieten begeistern lassen.
Was wir in unseren Geheimtipps Ostfriesland natürlich nicht verschweigen wollen: Ostfriesland liegt an der Nordseeküste. Neben Wattenmeer und strandkorb-gespickten Dünen empfiehlt sich ein Besuch der Deiche, die das Land und seine Bewohner*innen vor dem Wasser schützen. Und natürlich die Inseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog, die sich touristisch größerer Bekanntheit erfreuen als das Festland. Wer jedoch das weite Ostfriesland erleben will, ist besser beraten, die Inseln während einer Reise nur zu besuchen und ansonsten das Inland und die Küste zu erkunden.
Umso heimeliger wird es dagegen in den Städten Ostfrieslands. Voll von kleinen Backsteinhäusern, schmalen Gassen, gemütlichen Teestuben und charmanten Häfen. Hier muss man sich schon Mühe geben, um dem ostfriesischen Lebensstil nicht alle Nase lang in die Arme zu laufen. Auch an Museen, Schlössern oder Leuchttürmen ist einiges geboten. Und sollte es einem doch langweilig werden, ist die niederländische Grenze nicht weit. Davor ist es jedoch zu empfehlen, ein wenig nordfriesische Ruhe walten zu lassen mit einem guten Buch bei einer Tasse Tee, vielleicht ein seltenes Gespräch auf Platt (hiesiger Dialekt) zu belauschen. Oder einen der berühmten Witze.
Jedoch könnte es sein, dass diese in Ostfriesland etwas anders erzählt werden. Die Ostfriesen haben nämlich, gemäß ihrem Temperament, kein großes Aufsehen um die spöttische Witzkultur gemacht. Stattdessen haben die Einheimischen heimlich, still und leise den Spieß einfach umgedreht, wie etwa so:
Was machen die Ostfriesen bei Ebbe? Sie verkaufen Bauland an die Österreicher.
Unterwegs in Ostfriesland
Die dünne Besiedlung von Ostfriesland sorgt dafür, dass auch der Regionalverkehr weit gestreckt ist. Für Zielstrebige empfiehlt sich also nicht, auf das Auto zu verzichten. Wer ein bisschen mehr Zeit mitbringt, für den ist das Fahrrad ein tolles Fortbewegungsmittel, allerdings sollten Sie darauf achten, immer mit dem Wind im Rücken zu fahren. Auf den langen, geraden Strecken kann die Fahrt ansonsten sehr anstrengend werden.
Wattwanderungen, Moorwanderungen, Dünenwanderungen, Waldwanderungen, Inselwanderungen – zu diesem Thema ist in unseren Geheimtipps Ostfriesland so einiges geboten. Am schönsten sind natürlich die Ecken, die man ganz zufällig entdeckt. Einen guten Einstieg bietet aber der Rundweg um den Pilsumer Leuchtturm. Besonders da dieser im romantischen Fischerörtchen Greetsiel beginnt (und auch endet). Am Leuchtturm selbst entdecken Sie bei genauerem Hinsehen eine kleine Hinterlassenschaft eines bekannten deutschen Comedian.
Laut den Gastgebern im Forsthaus Gödens ist übrigens jeder Ort mit einem „Siel“ im Namen an der Küste sehenswert – wenn auch meist von Tourist*innen hoch frequentiert.
Wussten Sie, dass die Ostfriesen mit (2016 zuletzt gezahlten) 300 Liter Teeverbrauch den Weltrekord halten? Selbstredend, dass dies in unseren Geheimtipps Ostfriesland nicht fehlen darf und man der ostfriesischen Teekultur eigentlich an jeder Straßenecke über den Weg läuft. Besonders charmant kann man das allerdings in dem bezaubernden Städtchen Leer tun.
Neben einem Besuch im Bünting Teemuseum sollten Sie unbedingt eine der Teestuben aufsuchen und bestenfalls an einer der klassischen Teezeremonien teilnehmen. Hier kann man sich erste Sahne in den ganzen Orten durchprobieren. Und apropos durchprobieren und Sahne – die Kuchen- und Tortenauswahl in Ostfriesland kann sich ebenfalls sehen lassen.
Aus dem Meer auf die Hand
Frisch gepulte Krabben direkt aufs Brötchen – in Meernähe ist das in Ostfriesland gar nicht so selten und näher kommt man der authentischen Kulinarik fast nicht. Fragen Sie bei Ortskundigen nach. Die wissen am Besten, wo Sie gerade die besten und frischesten Fischbrötchen bekommen.
Ebenfalls ein großes Thema in Ostfriesland: Grünkohl! Darum seien Sie etwas experimentierfreudig und sagen Sie auch zu einem Pesto aus Grünkohl nicht nein.
Ein besonderes und heiteres Sammelsurium an Geheimtipps in Ostfriesland liefert die Reiseführer-Reihe „Herzstücke“. Neben den Tipps erzählt das Buch auch die Geschichten dahinter und so „warten kleine und große Highlights und Geheimnisse, die Touristen und Einheimischen einen neuen Blick auf die Region ermöglichen“, sagt der Reiseführer.
Lea Biermann
Redaktion
Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen. Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.
Shinrin Yoku, zu deutsch „Baden im Wald“, ist eine Naturtherapie aus Japan, die sich auch hierzulande zunehmender Beliebtheit erfreut – Baden in gesunder Waldluft!
Eine süße Köstlichkeit in Ostfriesland sind Krapfen, hier Prüllkers genannt. Besonders gern isst man diese mit mit Puderzucker überstreuten Bällchen zu Silvester.
Seit rund 150 Sommern heißt es an der Nord- und Ostseeküste: „Ab ins Körbchen!“ Das beliebte Flechtmöbel mit Streifenpolster und Markise gibt es nur an deutschen Stränden.
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