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Ende der 80er Jahre war das mittelalterliche Borgo im hinteren Val Prino vom Verschwinden bedroht. Die junge Generation zog in die Städte, das durch den Olivenanbau einst so wohlhabende Dorf Valloria entvölkerte sich mehr und mehr.
Nur wenige Fremde erwarben eines der mittelalterlichen Bruchsteinhäuser, um es als Urlaubsdomizil in Italien zu nutzen und somit vor dem drohenden Verfall zu retten. Rund 30 Autominuten von der ligurischen Küste und der Blumenriviera entfernt, schien der abgelegene Weiler für Touristen uninteressant zu sein und nicht einmal als Geheimtipp zu taugen. Sollte Valloria, dessen Name wohl auf das lateinische Vallis Aurea (das goldene Tal) zurückgeht, seinen Glanz endgültig verlieren?
Feiern gegen den Verfall
Es kam glücklicherweise anders: Im Jahr 1991 ergriffen einige in die Stadt abgewanderte Valloriesi die Initiative, ihr Heimatdorf wiederzubeleben. Sie gründeten den Verein Amici di Valloria mit dem Ziel, Valloria für Einwohner und Touristen attraktiver zu machen.
Als erstes initiierten sie eines der heute größten Dorffeste in der Region. „A Valloria fai Baldoria“ – „In Valloria machen sie ein Gelage“ lautet das wörtlich zu nehmende Motto. Seit nunmehr dreißig Jahren wird an jedem ersten Juli- und Augustwochenende im Olivenhain aufgetischt, aufgespielt und aufgetanzt.
Die Familien des Dorfes verwöhnen die zahlreichen Gäste mit hausgemachten Spezialitäten aus Ligurien und regionalen Weinen. Als süßer Abschluss des Festmahls dürfen ein Dessert nach Großmutters Art und ein selbst angesetzter Limoncino nicht fehlen. Aktuell hat Valloria etwa 50 Einwohner, die das historische Ortsbild mit viel Liebe erhalten und die lokalen Traditionen sorgsam pflegen.
1994 wurden während der Sommerfeste die ersten Türen bemalt. Zwei Mailänder Architekten hatten die Idee, Künstler nach Valloria einzuladen und ihnen als Leinwand die Türblätter von Hauseingängen, Schuppen und Ställen anzubieten.
Inzwischen umfasst die „Galerie unter freiem Himmel“ 170 Kunstwerke, die jederzeit besichtigt werden können. Selbst bei Nacht – denn alle Türen sind effektvoll beleuchtet. Ein gekennzeichneter Rundgang leitet durch die verwinkelten Gassen; Schilder neben den Eingängen informieren über den jeweiligen Künstler und sein Werk. Scheuen Sie sich also nicht, von Tür zu Tür zu gehen – das Hausieren ist in Valloria ausdrücklich erwünscht!
So unterschiedlich die Qualität der Arbeiten auch sein mag, so vielfältig und originell sind die Techniken und Themen. Zwischen überwiegend gegenständlicher, teils naiver Malerei finden sich auch hin und wieder abstrakte Gemälde und Reliefs. Manche Künstler haben mit den konstruktiven Türelementen gearbeitet; beispielsweise Fensterausschnitte mit einbezogen oder die Felder von Kassettentüren als gerahmte Bildfläche genutzt.
Viele Sujets beziehen sich auf Valloria und Umgebung. Es gibt verschiedene Darstellungen der Olivenernte zu entdecken, Stillleben mit regionalen Erzeugnissen, Szenen aus dem bäuerlichen Leben oder Landschaftsmotive. Die enge Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat in Ligurien, dem sanften Hügelland zwischen Seealpen und Blumenriviera, spricht aus vielen Kunstwerken.
Da dem Dorf langsam die unbemalten Türen ausgehen, sind in den letzten Jahren auch einige Wandbilder, sogenannte Murales, hinzugekommen. Eine der letzten unbemalten Türen durfte im August 2021 Davide Tolasi gestalten, ein international bekannter Street Artist, der an der Akademie der Schönen Künste in Brescia lehrt.
Sein mit Mineralfarben ausgeführtes Gemälde zeigt einen Tisch, auf dem ein zerbrochener und wieder zusammengefügter Krug steht. Geschickt nutzt der Künstler den Querfries der Tür als Tischkante und lässt die Tischdecke in Falten darüber fließen. Ein mit „Italien“ beschriftetes Etikett am Henkel des Krugs verweist auf die tiefere Bedeutung des Bildmotivs: Tolasi ist der Meinung, dass sein Land kein homogenes Gefüge sein müsse. Die moderne italienische Identität dürfe sich aus verschiedenartigen und interkulturellen Einflüssen zusammensetzen.
Zufall oder nicht – Valloria ist ein gutes Beispiel, dass eine kulturelle Öffnung nach außen mit dem Bewahren von Traditionen harmonieren kann. Das paese delle porte dipinte, das Dorf der bemalten Türen, ist mittlerweile in ganz Italien bekannt und zieht Künstler wie Lebenskünstler an. Viele schätzen die einsame Lage und ziehen die Abgeschiedenheit des Berglands der touristisch geprägten Mittelmeerküste vor.
Und für alle, die der „guten alten Zeit“ hinterher trauern, gibt es im Dorf immer noch das Museum der verlorenen Dinge. Im Oratorium von Santa Croce werden unter anderem bäuerliche Werkzeuge aus der Olivenölgewinnung, historische Haushaltsgegenstände und selbstgebaute Musikinstrumente gezeigt. Sie alle wurden durch technische Geräte ersetzt und dann vergessen. Die liebevoll kuratierte Ausstellung ist ein sehenswertes Raritätenkabinett, das den pragmatischen Erfindungsgeist der Selbstversorger im 19. Jahrhundert vor Augen führt.
Sollte die Neugier zu groß oder der Weg nach Valloria zu weit sein, lassen sich die bemalten Türen auch im Internet bewundern. Etwa in dieser Online-Fotogalerie oder auf der italienischsprachigen Homepage der Gemeinde Valloria. 2019 wurde sogar ein kurzer Dokumentationsfilm produziert, der die ansteckende Feierlaune der Valloriesi zeigt.
Mehr Glücksmomente entstehen aber sicherlich, wenn man selbst vor Ort ist. Ganz sicher bei einer Einkehr in Vallorias einzigem Restaurant: Das Antiche Bontà di Valloria serviert am Wochenende ein ligurisches 5-Gang-Menü; dazu regionale Weine, selbstgemachten Grappa und Limoncino. Außerdem kann man dort Olivenöl aus Eigenproduktion und andere selbstgemachte Spezialitäten kaufen.
Da sich die Sommerfeste solch großer Beliebtheit erfreuen, gibt es nun jeden Montagabend Musik und Tanz auf der Piazza am Ortseingang.
Andiamo a Valloria!
Mareike Dietrich
Textgestalterin – Autorin
Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.
In der Netflix-Doku „Salz. Fett. Säure. Hitze“ besucht die amerikanische Köchin Samin Nosrat Ligurien und begeistert mit ihrer Euphorie für italienische Küche.
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