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Blumenriviera oder die andere Seite Liguriens

Blumenriviera Ligurien

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Satt und strahlend liegt das Wasser um die schroffe Küste. Die beinahe senkrecht abfallenden Felsformationen wirken, als wollten sie alles in Meer abschütteln. Nur die robuste mediterrane Fauna klammert sich mutig an den Stein.

Auf den ersten Blick wollen die Felsen nicht zu dem Meer passen, das sanft die grauen Ausläufer der wilden Seite von Italien streichelt – wie eine zähmende Umarmung. Vielleicht wurden die bunten Dörfer als Ausgleich in den steilen Hängen erbaut. Ein freundliches Lächeln in dem grauen Gesicht, das durch seine Widersprüchlichkeit umso mehr bezaubert.

Die Cinque Terre haben Ligurien bekannt gemacht. Genauso bunt wie die Fassaden ist das allsommerliche Treiben an der Küste im Osten. Ein wenig vergessen ist der Abschnitt im Westen. Aus geografischen Gründen, denn Ligurien streckt sich lang zwischen der Toskana, neben der Emilia-Romagna und dem Piemont, bis an die französische Grenze. Genau dorthin wollen wir Sie führen, an die Blumenriviera.

Der bunte Name wuchs mit der florierenden mediterranen Pflanzenwelt, die das milde Klima im Westen erlaubt hat. Neben dem Anbau von Oliven ist der Küstenabschnitt das Zentrum der italienischen Blumenzucht. Farbkleckse, die mit den Häusern zwischen all dem Stein und dunkelgrünen Gewächs um die Aufmerksamkeit ihrer Betrachter_innen wetteifern. Auch Küstenorte im westlichen Ligurien strahlen in freundlichen Farben. Ein bisschen ausladender gebaut als die Cinque Terre, aber deshalb nicht weniger schön.

Hinter der Küste zieht sich Ligurien fast vertikal in die Höhe. Wer diesen Teil der Region entdecken will, braucht einen langen Atem. Schmale Serpentinen winden sich hinauf und führen in eine verzauberte Berglandschaft. Um die dunkelgrünen Gipfel treiben Nebelschwaden. Darunter, an steilen Hängen, türmen sich mittelalterliche Dörfer. Viele davon sind verfallen, belebte Orte warten in ursprünglicher Aufmachung.

Unsere Empfehlungen für das ligurische Hinterland mit seinen märchenhaften Bergdörfern stellen wir Ihnen noch einmal ausführlich im separaten Artikel über das Hinterland in Ligurien vor.

Schöne Aussicht in Cervo

Zurück an der Küste führen wir Sie zunächst nach Cervo, ein Dorf, das unmittelbar unter unserem Charmingplace I Freschi am Wasser liegt. Typisch ligurisch stapeln sich die bunten Häuser übereinander und werden final mit dem Turm der Barockkirche San Giovanni Battista gekrönt.

Hinter dieser pittoresken Stadtfassade warten zahlreiche kleine Gassen, deren Erkundung immer nach oben führt. Belohnen lässt sich der Aufstieg aber wunderbar mit einem Aperitivo im Restaurant Serafino. Von dessen Balkon haben Gäste einen fantastischen Ausblick auf das Meer.

Gut speisen lässt es sich außerdem im Il Porteghetto. Das Restaurant liegt traumhaft – direkt am Wasser und wer will, kann am hauseigenen Privatstrand noch kurz ins Wasser hüpfen. Auf der Karte stehen frische Fischgerichte und viel Pasta. Ein Besuch ist jedoch nicht so günstig wie in rustikaleren Lokalen.

Alt & Mondän: Imperia

Nicht weit ist es von Cervo aus nach Imperia. Die Stadt ist vor allem einen Besuch wert, da sie sowohl aus dem alten Teil Porto Maurizio, also auch dem neueren, mondänen Oneglia besteht. In Porto Maurizio können Sie das malerische Altstadtflair genießen, frische Fischgerichte speisen, am Hafen spazieren oder im einheimischen Trubel am Markttag (Donnerstag) bummeln.

In Oneglia finden Sie eine langen Flaniermeile zum Einkaufen. Ein Tipp ist außerdem der Hafen, an dem auch zahlreiche Restaurants und Bars liegen. Das Treiben der Fischer und Hafengäste lässt sich hier wunderbar beobachten.

Hinter Imperia erstrecken sich übrigens die Valli dell’ Olivio, das wichtigste Olivenanbaugebiet der Region. Das Öl, das aus den hiesigen Oliven erzeugt wird, zählt zu den besten überhaupt. Anfang November kann man hier viele Olivenbauern bei der Ernte beobachten. Mehr zu der Olivenölproduktion der Gegend erfahren Sie auch im Olivenölmuseum in Oneglia oder in diesem Artikel.

Unsere Restaurant-Empfehlungen für Imperia sind das Nero die Seppia in Porto Maurizio und das Ristorante AGrillo. Im Nero di Seppia wartet neben einem charmanten Service eine tolle Weinkarte und eine Karte mit einer Auswahl an feinen Fisch- und Fleischgerichten. Am besten einen Platz draußen reservieren und einen wunderbaren Sommerabend mit tollem Meerblick genießen!

Das AGrillo bezaubert mit einer ebenso schönen Lage im historischen Stadtzentrum von Porto Maurizio. Mitten zwischen pittoresken Häuserfassaden genießen Gäste moderne Interpretationen klassischer italienischer Küche.

Wer sich einen besonderen kulinarischen Ausflug gönnen möchte, dem empfehlen wir das Sarri. Ligurische Fischspeisen auf höchstem Niveau in moderner Form in gehobenem, aber entspanntem Ambiente. Der Grund: Das Restaurant trägt einen Stern.

Mittags können Sie außerdem einen kleinen Abstecher zum Stadtstrand Spiaggia d’Oro gleich neben dem Hafen von Porto Maurizio machen. Hier findet das tagtägliche Schaulaufen von Urlaubern, aber auch Einheimischen statt. Auch auf dem Wasser, denn das Sportangebot ist groß. Bunt, voll und italienisch.

Von Imperia aus geht es weiter nach San Remo. Die 25 Kilometer kann man auch an der Küste entlang radeln. Vor zwanzig Jahren verlegte man die alte Eisenbahnstrecke einige Kilometer ins Landesinnere und der Weg, an dem die Gleise entlang führten, wurde zur Fahrradstrecke  ausgebaut.

Räder können Sie an unterschiedlichen Stationen des Weges leihen und unterwegs an kleinen Badebuchten halt machen oder in den Ortschaften einkehren. Alle wichtigen Informationen zur Strecke gibt es hier.

Glanz vergangener Tage in San Remo

In San Remo erwartet Sie der mondäne Flair einer Stadt, die in den 50er Jahren den Jetset lockte. Vielleicht weil das Küstenörtchen unweit von Monaco liegt und sich der Ausflug der Adligen nach Italien lohnt. Bekannt geworden ist San Remo insbesondere durch sein Casino, das man bis heute besuchen kann. Der ursprüngliche Glanz der Stadt ist jedoch etwas verblasst. Die hübschen Fassaden der Villen und Hotels erinnern an die einstige Anwesenheit berühmter und reicher Gäste.

Manche der Villen und deren dazugehörigen Parkanlagen haben für Besucher_innen geöffnet. Ein Beispiel ist die Villa Nobel, benannt nach dem Chemiker und Namensgeber des Nobelpreises, der hier lebte. In der Altstadt von San Remo sind typische kleine Gassen zu erkunden, die aus einer Zeit weit vor dem Casino stammen und am Hafen lässt es sich schön in Cafés verweilen.

Wer in San Remo speisen möchte, empfehlen wir das Ittiturismo Patrizia. Ittiturismo bezeichnet in etwa eine Fischerei, die auch Speisen zubereitet. Das macht dieses Restaurant mit Bravour! Die Fischkarte ist vielfältig. Zum Beispiel gibt es die berühmten Gamberi Rossi. Daneben eine tolle Weinkarte samt Franciacorta. Das Ittiturismo Patrizia liegt außerdem hübsch am Yachthafen.

Die Gärten der Riviera

Ein Grund, warum die Küste heute den Namen Blumenriviera trägt, sind jene Gärten, die von immigrierten Adligen gegen Ende des 19. Jahrhunderts angelegt wurden. Das bekannteste Exemplar ist der Hanbury Botanical Garden bei Ventimiglia (ungefähr eine halbe Stunde mit dem Auto von San Remo in Richtung französische Grenze).

Der Hanbury Garten befindet sich auf einem Grundstück, das sich über einen Hang bis hin zum Meer erstreckt und zu herrlichen Spaziergängen einlädt. Gäste finden neben einem Garten der vier Jahreszeiten einen japanischen Garten, einen Garten der Gerüche, einen alten Olivenhain, einen Salbeigarten, einen Palmenhain und viele mehr. Neben der bunten Flora und Fauna finden Besucher:innen den alten Palazzo und kleinere gartenarchitektonische Bauwerke zwischen den Pflanzen. Bezaubernd ist der Ausblick über die Küste. Außerdem gibt es ein Café direkt am Meer.

Ein ganz besonderes Exemplar der Riviera-Gärten lag einst in Bordighera, zwischen San Remo und Ventimiglia. Vincenzo Moreno und sein Sohn Francesco, ein wohlhabender Ölhändler, bauten im Laufe des 17. Jahrhunderts eine Villa an der ligurischen Westküste mit einer aufsehenerregenden Gartenanlage. Dutzende Palmenarten, Oliven, Zitrusbäume und exotische Pflanzen bevölkerten die über 80 Hektar. Die Blütenpracht wurde bald über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ein italienisches Magazin berichtete 1881 “… der Moreno-Garten ist nicht nur der schönste und entzückendste Punkt im Mittelmeerraum, sondern auch einer der prächtigsten und berühmtesten Gärten in Europa.“

Nach dem Tod von Francesco Moreno ging das Grundstück an die Stadt. Diese verkaufte den Garten Stück für Stück – und die Pflanzenvielfalt verschwand zwischen Häusern und Straßen. Heute kann man die einstige Pracht noch auf einigen Monet-Bildern erahnen. Im Laufe der 1880er erhielt der französische Maler die Erlaubnis, den Garten in seinen Bildern festzuhalten.

Teile des einstigen Moreno-Gartens kann man heute außerdem in Bordighera zwischen den Häusern entdecken. Die meisten sind aber privat. Der Garten um die die Villa Mariani jedoch ist für Besucher:innen geöffnet.

Wenn Sie schon in Bordighera sind, lohnt auch ein Abstecher in die Pallanca Gärten. In dem Terassengarten wachsen um die 3000 Arten von Kakteen und Sukkulenten. Anfang des 20. Jahrhunderts spezialisierte sich der Botaniker Bartolomeo Pallanca auf diese Pflanzenart und wurde so bekannt, dass er Gärten auf der ganzen Welt damit bestückte. Seit Ende der 1980er Jahre ist der Garten öffentlich zugänglich und Sie können vor Ort auch Pflanzen kaufen.

Restaurant Tipp in Bordighera: Die Osteria Magiargè. Echt Ligurisch inmitten der Altstadt. Am schönsten isst man draußen zwischen den Häusern. Authentisch und richtig gut!

Ein weiteren sehenswerten Garten finden Gäste der Westküste ein gutes Stück weiter östlich in Alessio um die Villa della Pergola.

Kleine, feine Strände

Den Strand Il Portoghetto in Cervo haben wir bereits oben erwähnt, möchten aber noch einmal auf diese hübsche Badestätte hinweisen.

Wenn Sie den Hanbury Botanical Garden bei Ventimiglia besucht haben, empfehlen wir einen Abstecher zum La Spiaggetta dei Balzi Rossi, auch Eierstrand genannt, wegen seiner runden Steine.

Ein weiterer hübscher Strand liegt weiter westlich bei Santo Stefano al Mare (zwischen Imperia und San Remo).

Eine gute Übersicht aller Strände an der Blumenriviera (und in ganz Ligurien) erhalten Sie hier.

Geheimtipps Richtung Osten

Eine Empfehlung, die uns etwas weiter in den östlichen Teil der Küste führt, wir aber dennoch machen müssen: Das Restaurant Il Muma in Borgio Verezzi, der alten Mühle, in und an der gespeist wird, kommen die Steilhänge der ligurischen Küste zugute.

Der Ausblick ist ein Traum und die Stimmung an diesem Ort einfach zauberhaft, wenn die Abendsonne ihr Lichtschauspiel veranstaltet und eine seichte Brise über die Terrasse weht. Die Fischküche ist toll, das Ambiente wunderschön. Der Ausflug lohnt sich garantiert!

Ein kleines Stück weiter liegt zudem das kleine Strand Paradies Varigotti. Die bunten Fassaden direkt am Sandstrand und davor das türkisgrüne Wasser ist ein Erlebnis.

Und noch ein kleines Stückchen weiter finden Sie das Capo Noli, mit vielen wunderschönen Badebuchten samt weißem Strand und klarem Wasser. Auch den Ort Noli selbst können Sie in einen Besuch einplanen.

Lea Biermann

Lea Biermann

Redaktion

Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen.
Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.

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