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Glücklich wie die Dänen – Erlebnistipp Nationalpark Thy!
Die Dänen sind ein glückliches Volk. Schon wieder haben sie es beim World Happiness Report der UN 2023 aufs Podium geschafft. Als zweitglücklichste Nation der Welt ist Dänemark dem nördlichen Nachbar Finnland dicht auf den Fersen und seit Jahren ganz oben in der Top-Liste der Zufriedenheit.
Kein Wunder, denn in Kopenhagen gibt es sogar das dänische Glücksforschungsinstitut. Hier wird die dänische Kultur des Glücks wissenschaftlich analysiert. Es sind Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen, die den Menschen guttun. Und selbstverständlich leckeres Essen, Familienbande und Freunde.
Eine Umfrage von Ernst & Young besagt, dass nur vier Prozent der Dänen für ihren eigenen Vorteil Regeln brechen würden. In Dänemark herrscht Gemeinschaftssinn. Richtig Hygge! Das dänische Wort für Gemütlichkeit gilt nicht nur für kuschelige Abende bei Kerzenschein. Vielmehr geht es um das typisch dänische Lebensgefühl – ein bisschen so, wie La Dolce Vita in Italien.
Hygge lässt sich auf vieles anwenden, was Glücksmomente bringt und dänisch ist: Unbeschwertheit, eine gute Work-Life-Balance und die Freude an den einfachen Dingen im Leben. Mit einer guten Mischung aus Wildnis und gemeinsamen Momenten ist der Nationalpark Thy authentisch, abenteuerlich und dabei so richtig hyggelig.
Nationalpark Thy: hier regiert die Natur
Weite, Meer, Wind, Sand und Salz. Daraus ist der Nationalpark Thy gemacht. Er erstreckt sich über 60 Kilometer von Agger Tange bis nach Hanstholm. In der nordwestlichsten Ecke Dänemarks herrscht Mutter Natur, Nashornvögel und Kraniche sind hier zu Hause.
Nordjütlands Wilder Westen ist ein wahres Paradies für Erholungsbedürftige und Aktivurlauber. Viel frische Luft, kein Gedränge. Und die einzigen Geräusche kommen von Wildvögeln und dem Rauschen des Meeres.
Der Nationalpark Thy ist das größte zusammenhängende Dünengebiet Europas und bietet gefährdeten Tieren ebenso Schutz wie zahlreichen Pflanzen.
Die unberührte Dünen- und Heidelandschaft schenkt dem Grauen Felsenblümchen, verschiedenen Enzian-Arten und dem Steppenaschekraut den idealen Lebensraum. Wer die Augen offen hält, entdeckt die fleischfressende Venusfliegenfalle am Wegesrand.
Es ist die artenreichste Gegend in Dänemark. Ein raues Ambiente, Wind und Wetter ausgesetzt.
Anderswo mehrere Meter hohe Bäume, wie Birken und Weiden, sind kaum zu erkennen – sie kriechen als Gebüsche am Boden entlang, um sich vor den Umwelteinflüssen zu schützen. Es ist ziemlich hart hier ein Baum zu sein.
Unberührte Seen, Wild- und Vogelreservate bieten eine Oase für die Wildtiere. Eine Wildnis, die sich vom Rest Dänemarks abhebt. Hier bestimmt die Natur und lässt sich nicht in Zaum legen.
Es weht ein scharfer Wind und Sand ist überall. Manchmal gibt es Sandverwehungen bis tief ins Land, die den Bauern das Leben schwer machen.
Von 1450 bis 1850 schrieben die Bewohner der Gegend sogar Briefe an die Regierung, in denen sie sich wegen des harten Lebens und der kargen Böden beklagten. Den Menschen war nicht bewusst, was für eine Besonderheit ihre Heimat darstellte.
Dann wurde die Region 2008 zum Nationalpark erklärt und zur Ressource Dänemarks. So wurde es möglich, diese Dünen-Heiden zu bewandern, ohne der Natur zu schaden. Heute sind es nicht nur Touristen, sondern vor allem die Dänen selbst, die immer mehr über den Reichtum der Natur ihres Landes erfahren wollen.
Zahlen zum Nationalpark Thy
2008: Gründungsjahr
55 Kilometer Küstenlinie
200 Seen
59 Wanderwege
2.000 Rothirsche
365 verschiedene Flechten-Arten
5 Mountainbike-Routen
5 Besucherzentren
56 Meter: höchster Punkt über dem Meeresspiegel
Reich gedeckter Tisch
Zum natürlichen Reichtum der Region kommt, dass auf dem staatseigenen Land jeder für den Eigenbedarf sammeln und verzehren darf, was die Natur bietet. Und das ist einiges!
Steinpilze, Pfifferlinge und Röhrenpilze sprießen in erstklassiger Bio-Qualität. Sanddorn, Kranbeeren und Moosbeeren wollen ebenfalls gepflückt werden. Nichts geht über das reiche Aroma von Wildpflanzen!
Für die Gourmets geht es zum Austern-Sammeln. Von Anfang Oktober bis Ende März können die Austern am Limfjord und in Agger Tange bei Ebbe direkt mit der Hand gesammelt werden. Solange das ohne Hilfsmittel geschieht, ist keine Genehmigung notwendig.
Wer sich auf die größeren Pazifischen Austern beschränkt, tut der Umwelt auch noch etwas Gutes. Die sind nämlich eine invasive Art und wurden in den 60er-Jahren nach Dänemark eingeschleppt, wo sie jetzt den Bestand der einheimischen Blaumuscheln gefährden.
Also Guten Appetit beim Schlürfen der Austern aus ökologischer Sammlung, und zwar zum Nulltarif!
Nationalparkzentren Thy: Tore zur Natur
Die fünf Besucherzentren des Nationalparks Thy bieten nicht nur reichlich Info-Material, sondern sind schon für sich gesehen Sehenswürdigkeiten. Eines davon ist der Leuchtturm Ljodberg, über den wir später noch mehr erzählen.
Das erste Nationalparkzentrum liegt in Vorupør, das Gebäude wurde behutsam in die Dünenlandschaft integriert und bietet mit seinen 700 Quadratmetern reichlich Raum für Aktivitäten, die von Freiwilligen geleitet werden.
Ein kleineres, aber dafür umso malerisches Besucherzentrum, befindet sich in einem der kleinen Fischerhäuser am Landeplatz Stenbjerg. Im Bootshaus am Leuchtturm von Hanstholm warten nicht nur interessante Ausstellungen, sondern auch zahlreiche Infos.
Und das Svaneholmhus auf der südlichsten Spitze im Nationalpark Thy ist vor allem der Ornithologie gewidmet.
In allen Besucherzentren gibt es öffentliche Toiletten und man kann seine Wasserflasche auffüllen. Kostenlose Broschüren, Ausstellungen und viel persönlicher Einsatz der Freiwilligen aus der Region machen den Besuch in den Zentren zu einer herzerwärmenden Erfahrung.
Cold Hawaii: Surfen im Nationalpark Thy
Von Agger Tange im Süden bis etwas nördlich von Hanstholm im Norden sind einige international anerkannte Surf-Spots zu finden. Sie können mit berühmten Wellenreiter-Locations in Australien mithalten. Surfer aus aller Welt wissen die raue Nordsee des Nationalparks zu schätzen – Cold Hawaii ist ein Surferparadies.
Die Jagd nach der perfekten Welle kitzelt die Abenteuerlust. Weder Segel noch Leinen: Nur ein Brett und die Wellen. So einfach kann das Leben sein.
Auch weniger sportliche Besucher des Strandes haben ihren Spaß. Ein langer Spaziergang schenkt unvergleichliche Panoramen und es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Kleine Fischerdörfer, deren Seele sich nie Touristenströmen beugen musste, werden schnell zu Herzensorten. Und mit den halsbrecherischen Surfern ist am Strand immer etwas los.
Der Name Cold Hawaii kommt übrigens daher, dass die Surf-Gegebenheiten an diesem Küstenabschnitt denen von Hawaii ähneln sollen – es ist nur etwas kälter.
Baden im Nationalpark Thy
Nicht alle Strände an der Küste sind zum Baden geeignet. Starke Winde und gefährliche Strömungen verlangen nach großer Vorsicht.
Sicher ist der Badespaß auch für Familien mit Kindern auf Agger Tange, zwischen den langen Buhnen 71 und 72. Hier ist die See ruhiger und es gibt gute Infrastrukturen.
Unter den zahlreichen Seen im Nationalpark empfehlen sich vor allem Nors Sø und Vandet Sø. Sie gehören zu den saubersten Dänemarks und locken mit kristallklarem Wasser und einer Unterwasser-Sichtweite von bis zu sieben Meter.
Wandern im Nationalpark Thy
Einige der schönsten Wanderwege Dänemarks befinden sich im Nationalpark Thy. Die nordische Dünenlandschaft ist eine Seltenheit und genau hier, in Thy, besonders reich vertreten.
Einige der zahlreichen Wanderpfade sind einstige Rettungspfade für die Schiffbrüchigen. Denn der Küstenabschnitt ist der gefährlichste in Dänemark und vor dem Bau der Leuchttürme erlitten zahlreiche Schiffe entlang der Küste Schiffbruch.
Pferde zogen die Rettungsboote über das Land, zu den Orten, wo die Unglücke nur allzu häufig geschahen. Heute sind diese Schneisen Wanderwege mit Kulturgeschichte.
Es ist eine dynamische Landschaft, in der Wasser und Sand ständig neue Varianten des Weges kreieren. Deshalb ist es eine gute Idee, wasserfeste Wanderstiefel anzuziehen. In der Ferne zeigt der Leuchtturm Lodjerg die Richtung an.
Leuchtturm Lodbjerg
Seit 1883 weist der Leuchtturm Lodbjerg den Schifffahrern den Weg nach Norden durch die gefährliche Nordsee. Er ist einer der sieben Leuchttürme an der Küste von Jütland. Ein kleines Museum erinnert an die schwierige Aufgabe des einstigen Leuchtturmwärters.
Heute bewegen sich die Linsen dank eines elektrischen Motors, der Leuchtturm ist jedoch weiterhin von großer Wichtigkeit für die Sicherheit der Seefahrer. Was für ein Ausblick von hier oben!
Im einstigen Wohnhaus des Leuchtturmwärters ist jetzt eine Cafeteria untergebracht, die von Frühling bis Herbst geöffnet ist. Da gibt es warme und kalte Getränke, hausgemachtes Gebäck und eine Extraportion dänischer Authentizität.
Dann gesellen sich auch gerne die freiwilligen Leuchtturmwärter zum Kaffeekränzchen und erzählen Geschichten rund um Thy und die Historie der Leuchttürme. Jeden Tag um 11:30 Uhr wird dann noch eine kostenlose Führung organisiert. Richtig hyggelig!
Kunst im Leuchtturm von Hanstholm
Als ältester Leuchtturm Dänemarks war der 1843 fertiggestellte Leuchtturm von Hanstholm früher auch der hellste der Welt, 23 Meter ist er hoch. Der König kam damals höchstpersönlich zur Einweihung, obwohl der Weg hierher sehr beschwerlich war.
Noch heute ist der Leuchtturm der hellste Dänemarks und als der Hafen von Hanstholm 1967 eingeweiht wurde, mussten seine Leuchtlampen gedimmt werden, um die einlaufenden Kutter und Schiffe nicht zu blenden.
Ein Wunderwerk der modernen Technik, auch nach über 180 Jahren! Immer noch orientieren sich die Fischer an seinem hellen Licht.
Der Leuchtturm ist seit 1970 vollautomatisiert und kann jeden Tag besucht werden – und zwar von allen, er ist nämlich barrierefrei.
Künstlerateliers sind in den Nebengebäuden untergebracht. Hier wohnen professionelle Kunstschaffende aus aller Welt kostenlos und stellen im Hanstholm Kunstraum anschließend ihre in den Ateliers entstandenen Werke aus.
Tved Kirche: von der Wüste zum Wald
Am östlichsten Punkt des Nationalparks Thy steht die Kirche von Tved. Im 12. Jahrhundert erbaut, liegt sie etwa zehn Kilometer im Landesinneren und war Zeugin großer Veränderungen.
Sandverwehungen zerstörten im 16. Jahrhundert große Teile der Gemeinde Tved, bis nur noch die Kirche übrig war. Um dem Sand Einhalt zu gebieten und die Wüste zurückzudrängen, wurde der Wald gepflanzt, der heute die Gegend charakterisiert.
Hirsche, Rehe und zahlreiche Wildvögel haben das Gebiet besiedelt, das sich landschaftlich einzigartig zeigt.
Wohnen in Thy
Wer jetzt Lust bekommen hat, die Dannebrog, die rot-weiße Nationalflagge Dänemarks, zu schwingen und selbst zu erleben, wie hyggelig wilde Natur sein kann, der sollte sich am besten gleich an die Reiseplanung machen.
Unser Tipp für die Unterkunft: TheNordicX. Die Designer-Villa im skandinavischen Stil liegt direkt am Nationalpark und bei offenem Fenster ist das Tosen des nahen Meeres zu hören.
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Lydia Stöflmayr
Texterin & Autorin
Lydia ist freie Texterin, Autorin und Dolmetscherin. Sie liebt es, neue Sprachen, Kulturen und Mentalitäten kennenzulernen. Dabei spielt Sprache eine wesentliche Rolle und eben vor allem die richtigen Worte zu finden. Diese Aufgabe hat sie zu ihrer Profession gemacht.
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