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Ihre Namen kennen engagierte Weinliebhaber rund um den Globus: Martha und Daniel Gantenbein. Ihre Weine sind rar und werden mit gut dreistelligen Beträgen gehandelt. Das ist ein stolzer Preis für eine Flasche schweizer Wein des aktuellen Jahrgangs.
Die Gantenbeins fingen 1982, vor bald 40 Jahren, mit der Weinbereitung in einem Dorfkeller im Zentrum von Fläsch inmitten der Bündner Herrschaft an und verstanden schnell, wie maßgebend die Rebe ist. Also pflanzten sie kleinbeerige Burgunder-Klone in ihre Rebberge und achteten darauf, dass die Trauben auf dem Weg von der Rebe in die Flasche nichts verlieren. So haben die Weinhandwerker 2006 ihren neuen Keller danach eingerichtet: Traubengut und Saft fließen mit Schwerkraft, es wird weder gepumpt noch filtriert.
Fünf Hektare − und damit der große Teil − gehören dem Pinot Noir, ein Hektar gehört dem Chardonnay und 0,2 Hektar schließlich dem Riesling. Die jährlich 25-30.000 Flaschen finden problemlos in die internationalen Märkte und sind gesuchte Raritäten.
Rheintal und Bündner Herrschaft
Die Bündner Herrschaft liegt dort, wo die Autobahnen aus dem Rheintal (München-Lindau), vom Walensee (Zürich) und aus dem Tessin (San Bernardino-Pass) zusammenkommen. Zwar liegt Bad Ragaz noch nicht in Graubünden, es liegt aber sozusagen auf der Schwelle des nördlichsten Punktes von Graubünden.
Von Bad Ragaz fällt der Blick auf die Rebzeilen auf der anderen Seite des Rheins. Dort, auf den der Sonne zugeneigten Hängen, die der Rhein einst aus verwittertem Kalk- und Bergschiefer angeschwemmt hat, liegen die Weinberge der Bündner Herrschaft, die sich von Fläsch, Maienfeld, Jenins, Malans, Zizers, Trimmis über Chur bis nach Reichenau erstrecken. Urkunden belegen den Weinanbau erstmals im Jahr 928. Der Boden hier speichert die Wärme bis tief in die Nacht. So entstehen Weine von großer Eleganz mit einem unerwartet kraftvollen Körper.
Nicht nur deshalb wird die Gegend „Kleines Burgund” genannt, sondern auch weil gut 73% der 421 Hektar Rebfläche mit der Burgundertraube (Pinot noir) bepflanzt sind und die Böden den berühmten Lagen des Burgunds sehr ähnlich sind. Eine uralte, einheimische Sorte ist der weiße Completer, aus dem rassige Weine mit markanter Säure erzeugt werden.
Ein weiterer Einheimischer ist beim Weinmachen beteiligt: Er heißt Traubenkocher oder Föhn und ist die schweizerische Variante des meist stürmischen Fallwindes in Bergtälern – gefürchtet auch als heimtückischer Kopfwehmacher. Ohne Föhn wäre der Weinbau hier gar nicht machbar, denn die durchschnittliche Temperatur in der Bündner Herrschaft liegt übers Jahr noch bei knapp acht Grad – eigentlich zu wenig für die Reben, die erst bei Temperaturen zwischen 12 und 16 Grad ihr Bestes geben.
Wein & Essen
Wo es sehr guten Wein gibt, kann man auch ausgezeichnet essen. Zum Beispiel im Rössli in Bad Ragaz oder direkt im Weingebiet, im Alten Torkel in Jenins oder im Adler in Fläsch. In allen drei Restaurants wird sehr kreativ und nur mit den besten Produkten gekocht. Auch die Restaurants des ständig wachsenden Ragaz-Resorts enttäuschen nicht. Deren Preise stehen allerdings in Relation zu den Übernachtungspreisen des Resorts, das den Anspruch hat ”Europas bestes Gesundheits- und Wellnessresort” zu sein.
Alle Restaurants sind erstklassig sortiert mit den einheimischen Gewächsen und haben die eine oder andere Rarität im Keller: einen Pinot noir oder einen Chardonnay oder eine Riesling Spätlese von Martha und Daniel Gantenbein. Oder einen markanten Blauburgunder (Pinot noir) vom Weingut Eichholz in Jenins, von Shooting-Star Martin Donatsch, von Christian Hermann, Christian Obrecht oder von Peter Wegelin aus Malans. Die Bündner Herrschaft verfügt über zahlreiche talentierte Weinmacher.
Am Weg ins Engadin liegt Schloss Fürstenau, wo Andreas Caminada die drei Michelin-Sterne und seinen Titel als bester Koch der Schweiz mit jedem Jahr und Menü aufs Neue bestätigt. Die Weinkarte führt die besten Gewächse Europas, die Weine aus der Bündner Herrschaft liegen ihm besonders am Herzen. Eine eigene Abteilung hat er den Gantenbein-Weinen gewidmet. Falls der Autoschlüssel besser in der Tasche bleibt: Schauenstein verfügt auch über 9 feine Zimmer und Suiten. Auch zu Schlosspreisen, versteht sich.
Christians Tipps
Essen und Wein trinken
Schauenstein, Fürstenau
www.schauenstein.ch
+41 81 632 10 80
Superstar Andreas Caminada hat Ideen und Power ohne Einschränkungen
Rössli, Bad Ragaz
www.roessliragaz.ch
+41 81 302 32 32
Küche und Keller sind perfekt wie das moderne und geschmackvolle Design
Grand Resort Bad Ragaz, Bad Ragaz
www.resortragaz.ch
+41 81 303 30 30
Hotel und Spa der Superlative mit sieben Restaurants und eigenen Golfplätzen
Adler, Fläsch
www.adlerflaesch.ch
+41 81 302 61 64
Rehrücken mit Polenta und schwarzen Burgundertrüffeln (garantiert ohne Trüffelöl)
Alter Torkel, Jenins
www.alter-torkel.ch
+41 81 302 36 75
Fast vollständiges Angebot der Bündner Crus, erfreulich viele auch glasweise
Wein probieren
(bitte nur mit Anmeldung und Bestätigung!)
Familie Adank-Schnell, Fläsch, +41 81 3026556
Georg und Ruth Fromm, Malans, +41 81 3225351
Thomas und Martin Donatsch, Malans, +41 81 3221117
Martha und Daniel Gantenbein, keine Besucher
Irene Grünenfelder-Hunger, Jenins, +41 81 3004750
Christian Hermann, Fläsch, +41 81 3026665
Christian Obrecht, Jenins, +41 81 3021464,
Peter Wegelin, Malans, +41 81 3221164
Christian Wenger
Wein & Genuss – Autor
Seine Hauptbeschäftigung galt der Verlagsleitung und Geschäftsführung der Wirtschaftswoche, später dem ManagerMagazin und dem SPIEGEL. Heute geht er seiner Passion nach und schreibt über Weine, Weinproduzenten, Restaurants & Hotels und Kulinarisches u.a. für die Financial Times, Feinschmecker, Alles über Wein, den Stern, Manager Magazin und seine eigene Webseite winedine.de.
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