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Das Weingut Pravis, wunderschön über dem Valle dei Laghi nördlich des Gardasees gelegen, haben Domenico Pedrini, Mario Zambarda und Gianni Chistè vor 40 Jahren gegründet.
Die wichtigsten Prinzipien für die drei Winzerfreunde waren: Geduld und Vertrauen in die Kraft der Natur. Von Beginn an waren sich alle drei einig, dass der Boden mit seinen charakteristischen Eigenschaften die Vorgaben gibt, welche Reben sich wo am wohlsten fühlen.
Einig waren sie sich auch, dass der önologische Einfluss auf ein Minimum reduziert wird, und man den Weinen die jeweils nötige Zeit zum Reifen lässt.
Die zweite Generation, Erika und Giulia, die Töchter von Domenico, stehen voll und ganz hinter der Philosophie der Gründer, die den Schwestern weiterhin tatkräftig zur Seite stehen.
Erika und Giulia sind Önologinnen und von Kindesbeinen mit der Arbeit im Weingut vertraut. Die Söhne von Gianni Chistè, Alessio und Silvio, kümmern sich um die Distilleria und um die Landwirtschaft der Azienda Agricola Pravis.
Keine Innovation ohne Tradition
«Zu einer erfolgreichen, önologischen Zukunft gehören die Erfahrungen der Vergangenheit» erzählt Erika und fährt fort:
«Ein respektvoller Umgang mit dem Boden und eine hohe Wertschätzung der Reben ist für uns das A&O. Wir prüfen sehr genau, welche Rebsorte sich wo auf den 32 Hektar Rebflächen am wohlsten fühlt. Dabei steht nicht der Ertrag, sondern die optimale Lage für die jeweilige Rebe im Vordergrund. Seit es das Weingut Pravis gibt, widmen wir den autochthonen Rebsorten besondere Aufmerksamkeit, allen voran der im Valle dei Laghi heimischen Nosiolatraube».
Aber auch unbekanntere Sorten wie die rote Negrara, ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, hat man wiederbelebt und keltert daraus, als einziges Weingut im Trentino, einen rubinroten, delikaten Wein.
Eine weitere rare Rebsorte ist Franconia, die in Österreich als Blaufränkisch bekannt ist, und die auf einer Höhe von 450 m ü.d.M. spannende Weine hervorbringt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Schwestern kein Interesse an internationalen Rebsorten haben.
Pinot Grigio, Chardonnay, Merlot und Cabernet stehen selbstverständlich auch im Portfolio des Weingut Pravis und sind für den Verkauf im Ausland wichtig.
Ihr Blick in die Zukunft gilt schon seit einiger Zeit den PIWI-Sorten. Pravis war die erste Kellerei in Italien, die diese pilzwiderstandfähigen Reben gepflanzt hat. Die Weine aus dieser Linie hießen «Zero Impact» und man sollte auf keinen Fall versäumen, sie zu verkosten.
Der Erfolg des Weinguts ist der Leidenschaft der Winzerfamilie zu verdanken, aber auch, und darauf legen sie großen Wert, dem Terroir. Das Geheimnis ihrer ausdrucksstarken Weine ist die steinige, kalkhaltige Erde und der stetige Wind im Valle dei Laghi.
Diese Ora del Garda, die stets am Nachmittag vom Valle dei Laghi Richtung Gardasee bläst, schätzen die Surfer und noch mehr die Winzer, denn der täglich auftretende Wind sorgt für eine optimale Belüftung der Reben.
Das neue Weingut Pravis wurde vor etwa 20 Jahren am Fuße des Castel Madruzzo erbaut. Es ist umgeben von Kalksteinfelsen und so gestaltet, dass die Trauben im freien Fall in die Presse gelangen.
Die moderne Struktur des Hauses mit dem Blick auf das Brenta-Gebirge, das die Weinberge schützt, ist harmonisch in die Natur integriert. Die Tradition ist aber dennoch spürbar, wie etwa in den arele, so heißen im Valle dei Laghi die Trocknungsräume für die Trauben.
Weine geprägt von Intuition und Natur
Das Weinangebot ist in fünf Gruppen unterteilt: Pavone, I Vigneti, Impatto Zero Naran, Espressioni und Süßweine. Hinzu kommen die edlen Grappe, die Alessio und Silvio erfolgreich brennen.
Der Name «Pavone» steht für Weine aus internationalen Rebsorten, während unter «I Vignetti» die Weine aus autochthonen Rebsorten die bäuerliche Tradition des Valle dei Laghi widerspiegeln.
Darunter findet man neben einem exzellenten Spumante metodo classico, also Flaschengärsekt aus 100 % Pinot nero, auch einen Wein aus der Rebsorte Kerner, der in dieser Höhe besonders ansprechende Weine hervorbringt.
Der wichtigste Wein im Weingut Pravis aber ist der Nosiola «Le Frate». Die Trauben gedeihen auf den charakteristischen Terrassen, frate genannt, daher der Name, mit Blick auf die kleinen Seen Toblino und Cavedine. Es ist ein geradliniger, leicht zugänglicher Wein, ohne banal zu sein.
Beim berühmten Weinführer Gambero Rosso kam dieser Wein mit dem Jahrgang 2020, der derzeit im Verkauf ist, in die Endausscheidung um die begehrten Drei Gläser. Die erhielt aber dann doch der Nosiola L’Ora Jahrgang 2018, der teils aus getrockneten Trauben gekeltert wird und in Akazienfässern reift.
Der Wein, der bei der Gambero Rosso Drei-Gläser-Verkostung in München viele meiner Kollegen ins Staunen versetzte, auch diejenigen, die Nosiola als angenehmen Trinkwein schätzen oder ihn als Vino Santo, ein Süßwein aus getrockneten Nosiola-Trauben, Hochachtung zuteil werden lassen.
Der goldgelbe Nosiola L’Ora ist mit seinen exotischen Fruchtnoten, Aromen von frischen, wild wachsenden Haselnüssen und weißen Blüten, vereint mit einer aufregenden Salzigkeit ein beeindruckender Weißwein.
Ideal, um feine Gerichte aus Fisch und Meerestieren zu begleiten, aber vor allem können sie mit diesem feinen Tropfen so manchen Weinkenner überraschen.
Weingut Pravis
Azienda Agricola Pravis, Loc. Le Biolche, 1, 38076 – Lasino (TN)
Öffnungszeiten: Mo.-Freitag von 8.30-12 Uhr und 14-18 Uhr, Samstag von 9-12 Uhr
Die Weine von Pravis sind in Deutschland unter anderem in folgenden Weinhandlungen erhältlich: “Prosecco Wein und mehr” in Iserlohn und “Johannes Müller” in Germering. Zum Online-Shop der Azienda Agricola Pravis gelangen Sie HIER.
Foto-Hinweis: Alle Fotos in diesem Artikel stammen von der Website Weingut Pravis.
Monika Kellermann
Wein & Genuss – Autorin
Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.
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