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Monika Kellermanns sehr persönliche Genuss- und Erlebnistipps für Umbrien

Tipps Umbrien

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Tipps Umbrien: Ausgesuchte Insider-Informationen & Lieblingsplätze

Seit ich vor vielen Jahren einige Wochen in Gubbio verbrachte, um Italienisch zu lernen, bin ich verliebt in das grüne Herz Italiens, wie Umbrien liebevoll genannt wird.

Da ich nachmittags immer frei hatte, nutzte ich diese Zeit, um die wunderschöne, unverfälschte Natur, die zauberhaften Dörfer und Städte, die schmackhaften Produkte, die heimischen Weine und die bodenständigen Menschen kennenzulernen.

Aus diesem Erfahrungsschatz habe ich einige meiner Lieblingsplätze für Sie zusammengestellt, die ich Ihnen gerne verrate.

Das Mittelalter lässt grüßen

“Warum in die Ferne schweifen ist das Schöne doch so nah”, werden Sie denken, wenn Sie das nahe bei unserem Charmingplace Calitardo Suites & Spa gelegene Städtchen Città della Pieve besuchen. Der Ort ist ein wahres historisches Kleinod, das man gerne mehrmals besucht, am besten bei einem Abendspaziergang.

Die traumhafte Lage auf 508 Meter ü.d.M. ist beeindruckend und bietet einen fantastischen Ausblick auf den Trasimenischen See und die umliegende, sanfte Hügellandschaft, die bei Sonnenuntergang in einem magischen Licht erstrahlt.

Die etruskisch-römische Stadt entwickelte sich im 7. Jahrhundert um die Pieve (Pfarrei) des Heiligen Gervasio und Protasio. Die heutige Urbanität verdankt das Städtchen Friedrich II. von Schwaben.

Das Stadtbild hat eine typische mittelalterliche Struktur, die jedoch unterbrochen wird von deutlichen Einflüssen der Renaissance-, der Barock- und Rokokozeit. Neoklassizistische Elemente untermalen die künstlerische Lebendigkeit des Kleinods.

Besuchen Sie auf jeden Fall die Kathedrale der Heiligen Gervasio und Protasio mit den beeindruckenden Gemälden der zwei berühmten Maler «Perugino» und «Pomarancio», beides Söhne der Stadt.

Hingucker sind auch der im 12. Jahrhundert errichtete Stadtturm, der vermutlich im Jahr 1326 erbaute Bischofsturm, sowie die fünf Türme der Festung aus der gleichen Zeit.

Eine echte Besonderheit ist Italiens schmalste Gasse, der Vicolo Baciadonne, die lediglich 50 bis 60 cm breit ist. Lassen Sie sich verzaubern von diesem pittoresken Ort, flanieren Sie durch die Gassen und erfreuen Sie sich zwischendurch immer wieder an den traumhaften Ausblicken auf die umliegende Landschaft.

Genießern empfehle ich jeweils am ersten und dritten Sonntag im Monat einen Besuch des Genussmarktes auf der Piazza Plebiscito im Herzen der Altstadt.

Zwischen 9.00 und 13.00 Uhr bieten hier Händler aus unmittelbarer Nähe lokale, hochwertige und nachhaltig produzierte Köstlichkeiten an, wie aromatische Käse, feine Schinken, würzige Würste, heimische Weine und nicht zuletzt Safran, der hier seit jeher ideale Anbaubedingungen gefunden hat.

Erntezeit der Safranblüten ist im Oktober, dann beginnt die aufwendige Arbeit des Herauszupfens der kostbaren Fäden und die anschließende sorgfältige Röstung.

Rund um Città della Pieve gibt es einige Produzenten, wo man das wertvolle und teure Gewürz kaufen kann und natürlich stehen in allen Ristorante Gerichte mit Safran auf der Speisekarte.

Wie der Namen schon verrät, ist im Ristorante Zafferano, in der Via I. Vanni 1, das Gewürz Safran der Protagonist. Küchenchef Vito Quarto überrascht die Gäste mit einer finessenreichen, regional geprägten Küche. 

Kein Meeresstrand, aber himmlische Badestrände am Lago di Trasimeno

Umbrien ist eine der wenigen Regionen in Italien ohne Meerzugang, aber der Lago di Trasimeno bietet dennoch alles, was Wassersportlern Freude macht. Der See ist mit einer Fläche von 128 Quadratkilometer der viertgrößte des Stiefellandes, mit drei kleinen Inseln, von denen man zwei besuchen kann.

Die Isola Minore ist seit den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts unbewohnt und darf nicht betreten werden. Für Natur- und Kulturliebhaber ist die Isola Polvese, im südöstlichen Teil des Sees, einen Besuch wert.

Graf Giannino Citterio, der damalige Besitzer, ließ 1959 von einem berühmten italienischen Landschaftsarchitekten den Garten, eine Schiffsanlegestelle und einen Naturbadeteich anlegen.

Auf gepflegten Wanderwegen kann man entweder auf eigene Faust durch dieses Pflanzenparadies wandern oder an einer Führung teilnehmen, bei der auch die Burg und die Kirche San Giuliano besichtigt werden kann. In den Sommermonaten bringt eine Fähre die Besucher zur Insel, die auch für Menschen mit Mobilitätsbehinderung zugänglich ist.

Das beliebteste Ausflugsziel am Trasimenischen See ist aber die Isola Maggiore, deren höchste Erhebung 307 Meter ü. d. M. und 48 Meter über dem See liegt. Hier verbrachte Anfang des 13. Jahrhunderts Franz von Assisi seine Fastenzeit, woran eine Bronzestatue erinnert.

Die 24 Hektar große Insel war einst gut besiedelt, wie man heute noch an den drei Kirchen und dem Capitano del Popolo, dem Haus des Stadtherrn, sehen kann.

Sehenswert ist auch das Museo del Merletto in Tuoro sul Trasimeno, in dem man aufwändig hergestellte Häkelarbeiten bestaunen kann, sowie die Kirche San Michele Arcangelo, eine beliebte Hochzeitskirche, auf dem höchsten Punkt der Insel.

Wenn man im Frühling in Castiglione del Lago Urlaub macht, wird die Schönheit des Städtchens nochmal getoppt. Jedes Jahr Ende April findet hier nämlich das Fest der Tulpen und des Frühlings statt. Unter den Einwohnern gibt es einen Wettstreit, welches der Häuser am schönsten geschmückt ist.

Wie gerne die Bewohner von Castiglione del Lago feiern, zeigt sich an den diversen Festen, die das ganze Jahr stattfinden. Im Sommer das Trasimeno Blues Festival, später ein internationales Folkfestival und dann folgt die Sagra del Pesce, bei der sich alles um Fische aus dem See dreht.

Appetit bekommen? Dann lockt das Städtchen, das zu den schönsten Orten in Italien zählt, auch mit einigen guten Restaurants zur Einkehr. Wer richtig gute, traditionelle umbrische Küche genießen möchte, der geht ins gemütliche Ristorante L’Acquario in der historischen Altstadt.

Für die meisten Weinliebhaber steht Umbrien nicht ganz oben auf der Liste der Winzer und Weine die man kennen muss, und wenn, dann ist es der Power-Tropfen Sagrantino di Montefalco oder der feingliederige Orvieto, ein Weißwein aus den Rebsorten Trebbiano und Grechetto.

Ich empfehle Ihnen aber dennoch, den Winzern der relativ jungen DOC Colli del Trasimeno (gegründet 1997) eine Chance zu geben und eines der 16 Familienweingüter entlang des Sees zu besuchen.

Die bis zu 600 Meter hohen Berghänge und das mediterrane Klima bieten beste Voraussetzungen für den Weinbau, das wussten bereits die Etrusker.

Gehen Sie also auf vinophile Entdeckungstour und lassen Sie sich überraschen vom DOC Trasimeno rosso, einer Cuvée aus den Rebsorten Gamay und Sangiovese oder probieren sie den reinsortigen Gamay, der Protagonist dieser Weinregion. Mehr über die Weinstraße und die Winzer finden Sie auf der Website des Weinbauverbandes.

Die auf Tuffstein gebaute Stadt Orvieto

Um diese prachtvolle Stadt zu entdecken, geht’s erst einmal immer bergauf, denn die historische Altstadt liegt auf einem Hochplateau aus Tuffsteinfelsen.

Seit meinem ersten Besuch bin ich dem Charme dieser Stadt erlegen, und, das möchte ich vorab erwähnen, ich spreche von der historischen Altstadt auf 325 Meter Höhe, nicht von der geheimnisvollen Unterwelt Orvietos.

Diese unterirdische Stadt zeigt 2.500 Jahre Stadtgeschichte von den Etruskern, über das Mittelalter bis hin zur Renaissance. Künstliche Höhlen, Kammern, Zisternen und  Tunnels wurden im Laufe der Jahrhunderte auch praktisch genutzt, zum Beispiel für die Taubenzucht, um Oliven zu pressen und für Pferdestallungen.

Wer nicht wie ich unter Klaustrophobie leidet, sollte unbedingt eine Tour, die an der Piazza Duomo beginnt, mitmachen. Gutes Schuhwerk ist absolut ratsam und falls jemand von dieser unterirdischen Kulisse so fasziniert ist, gibt es auch die Möglichkeit, Hochzeitsfeiern oder festliche Essen in den etruskischen Kammern zu buchen.

Alleine der Gedanke daran erzeugt bei mir eine schaurige Gänsehaut, aber wer keine Platzangst hat, der wird das spannend finden.

Gerne begleite ich Sie aber auf einem Bummel durch die oberirdische Stadt, mit den mittelalterlichen Vierteln, den antiken, mit Blumentöpfen geschmückten Mauern, den eng aneinander stehenden Häusern, die aussehen, als ob sie aus dem Tuffstein sprießen und den winzigen, höhlenartigen Werkstätten, mit traditionellen Handwerksbetrieben.

Übrigens, auch hier empfehle ich Ihnen bequeme Sneakers, denn es geht immer wieder bergab und bergauf durch schmale Gassen mit Kopfsteinpflaster.

Eine Augenweide ist der Dom von Orvieto, der weit über die Grenzen der Region berühmt ist. Erbaut im 13. Jahrhundert, mit einer gotischen Fassade, fallen vor allem die filigranen Flachreliefs und die farbigen Mosaike ins Auge. Kunstliebhaber entdecken im riesigen Gotteshaus zahlreiche Werke berühmter italienischer Künstler aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Ein unvergessliches Erlebnis ist der Besuch des Brunnens San Patrizio (1527–1537 erbaut), ein architektonisches Meisterwerk von Antonio da Sangallo dem Jüngeren.

Der Brunnen ist 62 Meter tief mit zwei separaten, spiralförmigen Treppen, auf denen man bis zum Boden des Brunnens hinab steigen konnte, ohne dabei denjenigen zu begegnen, die auf dem Weg noch oben waren.

Viele weitere Sehenswürdigkeiten warten in dieser wunderschönen Stadt auf Sie, lassen Sie sich treiben und planen Sie mindestens einen Tag ein. Suchen Sie unbedingt nach dem Torre del Moro, der nicht so leicht zu finden ist, aber es lohnt sich, denn der Panoramablick von dort aus ist atemberaubend.

Falls allmählich der Magen knurrt, kein Problem, in zahlreichen Trattorien wird die typische Spezialität porchetta angeboten, die schmackhaft den ersten Hunger stillt.

Eine echte traditionelle umbrische Küche wird seit drei Generationen, von stets gleichbleibender Qualität, in der Trattoria La Palomba in der Via Cipriano Manente 16 aufgetischt.

Orvieto ist aber auch für den gleichnamigen Wein berühmt, der eine lange Tradition hat und bereits von den Etruskern gekeltert wurde, wenn auch sicherlich der Wein damals anders mundete.

Der Weißwein Orvieto hat seit 1971 den DOC Status und der Orvieto superiore DOC seit 1997. Gekeltert wird der Orvieto DOC zu 60 % aus Trebbiano toscano und Grechetto, der Rest sind andere weiße Rebsorten wie Malvasia und Verdello.

Die strohgelben, zartfruchtigen Weißweine mit dem leicht bitteren Abgang harmonieren vorzüglich mit Geflügel- und Fischgerichten, sind aber auch perfekt als aperitivo.

Die Qualität der Orvieto-Weine hat sich in den letzten Jahren enorm gesteigert, im Gambero Rosso 2024 haben drei Winzer für den Orvieto superiore die begehrten “3 Gläser” geholt. Es sind dies die Weingüter Palazzone, Barberani und Decugnano dei Barbi, alle nahe der Stadt Orvieto gelegen.

Gubbio – die unbekannte Schöne

Das gilt allerdings nur für ausländische Touristen, Italiener kennen und lieben Gubbio, eine der schönsten mittelalterlichen Städte Italiens. Wenn ich in Italien erzähle, dass ich meinen Sprachkurs in Gubbio gemacht habe, beginnen die Augen zu glänzen und sie strahlen mich an «in Gubbio, che bellissima città»!

Italiener schätzen die Schönheit der prachtvollen Paläste und Kirchen, die sich an den steil aufsteigenden Monte Ingino schmiegen. Umrahmt ist die schmucke Altstadt mit den prächtigen Gotik- und Renaissance-Gebäuden von einem mittelalterlichen Mauergürtel.

Das bedeutendste Bauwerk ist der Palazzo dei Priori, der Priorenpalast, der 1332 als waghalsiges Bauprojekt verwirklicht wurde. Gleich vis-à-vis, an der Piazza Grande, ist der Palazzo Pretorio, das heutige Rathaus und immer weiter die steile Gasse hinauf gelangt man zum prachtvollen Dom aus dem 13. Jahrhundert.

Mich haben in Gubbio vor allem auch die kleinen handwerklichen Keramikwerkstätten begeistert, die es hier an jeder Ecke gibt. Die Keramikkunst geht in Gubbio bis ins 13. Jahrhundert zurück und dieser Ruhm ist vor allem dem Keramikmeister Giorgio Andreoli, Mastro Giorgio genannt, zu verdanken.

Ich habe unzählige Stunden in den unterschiedlichen Keramikwerkstätten verbracht und die handgefertigten Teller, Schüsseln und vieles mehr sind eine liebgewonnene Erinnerung an meine Zeit in Gubbio.

Wohl eines der spektakulärsten Feste in Italien ist das immer am 15. Mai stattfindende Festa dei Ceri, was so viel wie Wachskerzenlauf bedeutet. Es wird zu Ehren des Stadtheiligen Ubaldo veranstaltet, der die Stadt im 12. Jahrhundert vor feindlichen Angriffen verteidigte.

Da die Sieger von Anfang an feststehen – es ist immer die Mannschaft des Sant’Ubaldo – spricht man landläufig vom “Lauf der Verrückten”.

Von Dezember bis Anfang Januar kann man in Gubbio, auf dem Hang des Monte Ingino, den größten Weihnachtsbaum der Welt bestaunen. 1981 wurde er zum ersten Mal erleuchtet und seit 1991 steht er im Guinness-Buch der Rekorde.

Der Baum mit einer Höhe von 650 Meter und einer Breite von 450 Meter wird beleuchtet von 250 hellgrünen und 300 bunten Lichtern. Der Weihnachtsstern besteht aus weiteren 200 Lichtern.

Vieles hätte ich noch zu erzählen über dieses reizende Städtchen, wie etwa, dass man hier kaum ausländische Touristen trifft, aber viele Italiener aus allen Regionen des Stiefellandes.

Empfehlen kann ich auch eine nicht zu anstrengende Wanderung hinauf auf den Monte Ingino zur Basilica San Ubaldo, wo man mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt wird.

Wer nicht so gerne Wanderstiefel anzieht, lässt sich mit der Funivia Colle Eletto hinauf bringen, allerdings ist die Korbgondel eine Herausforderung für alle, die unter Höhenangst leiden.

Leider gibt es mein Lieblingsrestaurant nicht mehr, aber viele urige Trattorien bieten gute traditionelle Küche und damals wie heute isst man in der Taverna del Lupo sehr gut.

Die Fahrt von Città della Pieve nach Gubbio dauert zwar etwa eineinhalb Stunden, aber es geht durch eine schöne waldreiche Landschaft auf gut ausgebauten Straßen mit wenig Verkehr. Und, glauben Sie mir, das zauberhafte Städtchen ist einen Besuch wert.

Die Toskana, nur einen Steinwurf entfernt…

Lediglich einige Kilometer von Città della Pieve entfernt liegt das hübsche Etruskerdorf Chiusi, das bereits zur Toskana gehört. Für Geschichtsinteressierte ist Chiusi ein spannendes Urlaubserlebnis, war es doch zu Zeiten der Etrusker eine der wichtigsten Metropolen dieser Zeit.

Einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Etrusker erhält man im Archäologischen Museum und anschaulich vor Augen geführt wird der damalige Reichtum der Stadt in der Unterwelt.

Genießern empfehle ich, da Chiusi nicht weit von unserem Charmingplace entfernt ist, an einem anderen Tag sich in der sympathischen Osteria e Bottega La Solita Zuppa in der Via Porsenna 21 mit einer traditionellen toskanischen Küche und feinen Weinen verwöhnen zu lassen.

Meine kleine Reise führt mich in die toskanische Thermenlandschaft, zuerst nach Chianciano Terme, wo die heißen Quellen sprudeln.

Umgeben von Weinbergen und Olivenhainen, ist das Kurstädtchen, das auf 475 Metern Höhe liegt, keineswegs ein mondäner Kurort. Hier leben die Einheimischen, die meist Bauern sind, in harmonischer Eintracht mit den Kurgästen.

Weiter führt mich mein Weg zur Kirche Madonna di San Biagio, zu Füßen der reizenden Weinstadt Montepulciano. Perfektion ist das eine, Schönheit das andere. Selten ist beides so elegant vereint wie in der Kirche San Biagio.

Aber nicht nur die Einzigartigkeit dieses Gotteshauses, ein Meisterwerk der toskanischen Renaissance, lockt Touristen aus aller Welt hierher, auch der sensationelle Ausblick auf das südtoskanische Hügelland mit den, von Schafherden bevölkert Blumenwiesen, und nicht zuletzt die feinen Rotweine aus Montepulciano.

Einer alten Weisheit zufolge entstehen gute Weine in schönen Landschaften mit bodenständigen und geselligen Menschen. In Montepulciano trifft das auf jeden Fall zu: Die Stadt ist bezaubernd und die Bewohner feiern leidenschaftlich gerne, wie man an den vielen Festen sehen kann.

Montepulciano thront auf einem 600 Meter hohen Tuffsteinhügel und ist eine Perle der Renaissance. Man spürt, dass es den Menschen hier wirtschaftlich gut geht: der Vino Nobile di Montepulciano ist gefragt, die Landwirtschaft im Umland floriert und im Städtchen der Tourismus.

Im August locken einige weit über die Grenzen hinaus beliebte Feste nationale und internationale feierlustige Menschen an.

Nach diesem Abstecher ins Weindorf, berühmt für den charaktervollen, tiefgründigen Vino Nobile di Montepulcino, den man natürlich in den zahlreichen Enotecen und Weinkellern verkosten kann, geht meine Reise weiter durchs Val d’Orcia nach Pienza, dem Schmuckstück der Renaissance, das bei mir einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen hat.

Papst Pius II. hatte seine Heimat nicht vergessen, als er nach Rom berufen wurde. Deshalb ließ er im 15. Jahrhundert nahe seinem Geburtshaus vom berühmten Architekten Bernardo Rossellino, die «Stadt des Pius» erbauen: Pienza.

Weder Papst noch Baumeister haben die Vollendung ihres Werkes erlebt, die Nachwelt ist jedoch glücklich über seine Heimatliebe – im Jahr 1996 wurde dieses Renaissance-Juwel zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Alles ist klein und sehr übersichtlich, das macht den besonderen Charme des Ortes aus.

Parken Sie das Auto vor der Altstadt und flanieren durch die zauberhaften Gassen, bestaunen den Duomo Santa Maria Assunta, den Palazzo Piccolomini und folgen Sie dem verlockenden Käseduft der den Corso Rossellino durchzieht.

Wer hier nicht schlagartig hungrig wird, dem ist nicht mehr zu helfen. Der unbestrittene Star in den Schaufenstern der zahlreichen verlockenden Feinkostläden ist der Pecorino di Pienza, den es in allen Größen und Reifegraden gibt.

Wenn Sie schließlich genug Pecorino probiert und gekauft haben, empfehle ich Ihnen noch den Laden Aracne. Dort kann man Mattia, dem Sohn von Paula Perugini, zusehen wie er am Webstuhl aus feinsten Materialien wunderschöne Stoffe webt.

Diese farbenfrohen Wunderwerke werden dann von mamma zu Schals, Jacken, Ponchos und anderen schicken Kleidungsstücken verarbeitet. Es lohnt sich, in den kleinen, charmant von Mutter und Sohn geführten Laden reinzuschauen.

Bevor Sie die Rückreise durch die liebreizende Landschaft der Toskana antreten stärken Sie sich noch in einer der sympathischen Trattorien in diesem entzückenden Ort.

Aber denken Sie daran: Fragen Sie niemals nach Parmesan für ihre Pasta, das wäre ein Sakrileg! Pecorino stagionato, frisch gerieben, verfeinert die Pasta – basta.

Perugia – prachtvolle, quirlige Hauptstadt Umbriens

Die größte Stadt Umbriens liegt auf einem Hügel von 450 Meter Höhe und von vielen Plätzen der Altstadt bieten sich fantastische Ausblicke auf die liebliche Landschaft und den Trasimenischen See.

Zeitzeugen der Etrusker-Epoche, im 6. Jahrhundert war Perugia eine der mächtigsten Städte, sind die imposante etruskische Stadtmauer mit der Porta Marzia und der Porta Trasimena, sowie der Arco Etrusco.

Starten Sie Ihren Spaziergang auf der repräsentativen Piazza Grande, wo auch eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten steht, der mittelalterliche Brunnen Fontana Maggiore.

Schlendern Sie dann durch die heimelige, kopfsteingepflasterte Flaniermeile mit schicken Boutiquen, traditionsreichen Cafés sowie Bars und sympathischen Genussläden mit lokalen Spezialitäten.

Trotz der langen Geschichte ist Perugia eine lebendige, junge Stadt, das verdankt sie vor allem den vielen Studenten aus aller Welt, die hier an der Università per Stranieri (Ausländeruniversität) studieren.

Es ist die älteste und renommierteste Institution, die sich der Lehre, Forschung und Verbreitung des Italienischen in der Welt widmet.

Berühmt ist die Hauptstadt mit den vielen Grünanlagen weit über die Landesgrenzen hinaus für die unwiderstehlich süßen Verführungen: die baci perugina, eine Schokoladenpraline mit einer Haselnuss gefüllt.

Am intensivsten spürt man die Liebe der Perugini alljährlich im Oktober, wenn das Eurochocolate-Festival stattfindet. Seit 1993 dreht sich dann eine Woche alles um dolci.

Man hat die Möglichkeit an Schoko-Tastings teilzunehmen, überall in der Stadt gibt es Verkaufsstände mit süßen Verlockungen und zudem stehen Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen auf dem Programm.

Im Juli steht seit 1973, zehn Tage lang, der Jazz im Vordergrund. Das Festival in Perugia gilt als eines der bedeutendsten Jazzfestivals Europas. Im Jahr 2024 findet es von 12. bis 21. Juli statt.

Weitere Erlebnistipps

Genussregion Umbrien

Die bäuerliche Region ist ein wahres Füllhorn bodenständiger, gesunder und schmackhafter Produkte.

Da ist zum einen das finessenreiche Olivenöl, die aromatischen Trüffel, unglaublich aromatische Linsen, Bohnen und Kichererbsen, kostbare Safranfäden und nicht zu vergessen die herzhaften Wurstwaren aus Schweine- und Wildfleisch.

Nahe Città della Pieve ist die Biolandwirtschaft Quinto Sapore eine gute Adresse für nachhaltig produziertes Gemüse und Früchte – frisch und eingelegt in Gläsern – Olivenöl, Trüffel und vieles mehr. Holen Sie sich vorab doch hier schon mal Appetit!

Eine weitere gute Empfehlung für biologisch produzierte Lebensmittel ist Agricola Bittarelli in Castiglione am Lago Trasimeno. Seit meinem Aufenthalt in Umbrien weiß ich, dass Linsen, weiße Bohnen, Kichererbsen & Co. aus Umbrien unvergleichlich aromatisch schmecken. Vergessen Sie nicht sich damit für zu Hause einzudecken, es lohnt sich.

Bittarelli hat ein breitgefächertes Angebot und alles ist biologisch zertifiziert, zum Beispiel auch Olivenöl und lokaler Wein. Wer sich vorab von der Qualität überzeugen möchte, der genießt die Produkte, schmackhaft zubereitet nach alten Familienrezepten, im dazugehörenden Agri-Ristorante.

Vergessen Sie keinesfalls, edlen Safran zu kaufen, denn die Qualität ist in dieser Gegend besonders hochwertig. Adressen von Safran-Produzenten finden Sie hier

Auf den Spuren des Franz von Assisi

Die Geburtsstadt von Franz von Assisi (1181-1226) ist ein weltberühmtes Pilgerziel, also stellen Sie sich auf Menschenmassen ein. Dennoch, die Architektur der Doppelkirche der Basilica San Francesco ist unglaublich eindrucksvoll.

Die mittelalterliche Stadt mit den malerischen kleinen Plätzen, den Gässchen und Treppen und die gut erhaltene Ringmauer wurde zu Recht im Jahre 2000 ein UNESCO-Weltkulturerbe.

Grandios ist das Licht von Assisi bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang, es taucht den Sandstein, aus dem die meisten Gebäude errichtet sind, in warme, unbeschreibliche Farben.

Weinfreaks lockt Montefalco

Obwohl Montefalco eine sehenswerte Kunst- und Kulturstadt ist, pilgern Weinliebhaber vor allem wegen des charaktervollen Rotweins Montefalco Sagrantino dorthin. Der kraftvolle Rotwein ist der König der Rotweine in Umbrien. Die gute Säurestruktur und das ausgeprägte Tanningerüst sorgen für seine Langlebigkeit.

Flaggschiff ist der Montefalco Sagrantino DOCG, der zu 100 % aus der Rebsorte Sagrantino gekeltert wird und 37 Monate reifen muss, vorwiegend im Holzfass, bevor er Weinkenner begeistert. Zugänglicher ist der kleine Bruder, der Montefalco Rosso DOC, der aus 60-70 % Sangiovese und 10-15 % aus Sagrantino sowie anderen zugelassenen roten Rebsorten besteht.

Einer der ersten Winzer, der die Weinwelt mit seinem Montefalco Sagrantino (früher: Sagrantino di Montefalco) begeisterte, war Arnaldo Caprai, dessen Weingut absolut einen Besuch wert ist.

Ebenfalls empfehlenswert ist die Tenuta Castelbuono vom Weingut Lunelli in Trento (Trentino). Es ist zudem ein architektonisches Meisterwerk von Arnaldo Pomodoro, einer der berühmtesten zeitgenössischen, italienischen Künstler.

Er hat als erster ein Weingut als Gesamtkunstwerk errichtet. Versteckt unter einer monströsen Halbkugel befindet sich der Weinkeller mit modernster Technik und einem faszinierenden Barrique-Lager.

Die das Weingut umspannende Halbkugel – auf einem Hügel gelegen – ist eine einzigartige Symbiose aus Natur, Kunst und Architektur. Nicht zuletzt sind auch die Weine beachtenswert.

Monika Kellermann Wein & Genuss - Autorin

Monika Kellermann

Wein & Genuss – Autorin

Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.

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