Beeindruckt beobachte ich die Fischverkäuferin, wie sie geschickt einen Pulpo nach dem nächsten aus dem Eis zieht, um einen passenden für mich auszusuchen. Ein ganz schöner Brocken, denke ich mir, während die schlackernden Tentankel in die Höhe gerissen werden, um dann wieder leblos auf ihr kaltes Bett zu sinken.
Zwar bin ich wirklich furchtlos, was das Kochen angeht, vor dieser Zubereitung habe ich jedoch etwas Respekt. Nicht zuletzt weil jede*r, der *die von meinem Vorhaben erfährt, mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht. Aber wer nicht wagt, bekommt schließlich auch keine guten Dinge auf den Teller und so ziehe ich mit meinem zwei Kilo schweren, achtarmigen Freund nach Hause.
Dort freue ich mich erst mal an der Farbenvielfalt der Zutaten. Ein Großteil verschwindet davon in einem großen Topf, in den für eine Stunde auch der Pulpo (ich habe ihn bereits ausgenommen gekauft) einziehen darf. Als ich ihn probeweise anpiekse, durchdringe ich mühelos das Gewebe. Ein gutes Zeichen. Nach dem Kochen geht der Oktopus für 24 Stunden in den Kühlschrank. Genug Zeit für Kapernpulver, Basilikumöl und die Vorbereitung der Paprika.
Nach der Ruhezeit trenne ich die Tentakel vom Pulpo ab und scheide auch den Kopf um den Schnabel weg. Bis auf diesen kleinen Teil, um den sich härteres Gewebe befindet, lässt sich alles verwenden. Der Kopf wandert zerkleinert in einen Salat, während die Tentakel kurz in der Pfanne gebraten für dieses Rezept auf die Teller kommen.
Das Anrichten der einzelnen Bestandteile ist schon ein Erfolgserlebnis und für den anschließenden Genuss klopfe ich Gian Luca und ein wenig auch mir auf die Schulter.
Gian Luca ist in unserem Charmingplace Locanda al Colle der Küchenchef. Ein Herzblut-Koch, der weder Aufwand noch Zeit scheut, um in dem kleinen Hotel an der Versiliaküste etwas Besonderes für die Gäste zu zaubern. Ganz wie beim Hotel legt Gian Luca großen Wert auf Qualität und das besondere Extra. Dieses Rezept ist ein Paradebeispiel.
Die Zubereitung ist eigentlich gar nicht so aufwändig (oder kompliziert), will jedoch gut geplant sein, da die Zeit im Kochtopf, Ofen oder Kühlschrank viele Stunden einnimmt. Dafür lässt sich das Gericht gut vorbereiten und ist final schnell angerichtet.
Eine tolle Sommervorspeise mit einem Glas Weißwein oder auch als frischer Hauptgang mit etwas Baguette.
Für 4 Portionen als Hauptgang (8 als Vorspeise)
Zutaten
1 Oktopus (ca 2 Kilo)
1 Tomate
1 Staudensellerie
1 Zwiebel
1 Möhre
1 Zitrone
2 rote Paprikaschoten
2 gelbe Paprikaschoten
1 Knoblauchzehe
Marinierte Kapern
Ein paar Pfefferkörner
Ebenso Wacholderbeeren
Ebenso Gewürznelken
10 cl Weinessig
Lorbeerblatt
Basilikum
Olivenöl
Knoblauch
Salz
Zubereitung Pulpo
- Das Gemüse in Stücke schneiden und die Brühe mit Sellerie, Zwiebel, Pfefferkörnern, Lorbeerblatt, Karotte, Tomate, Wacholderbeeren, Nelken und Essig in reichlich Wasser zubereiten.
- Wenn es kocht, den Tintenfisch hineingeben und eine Stunde lang köcheln lassen.
- Am Ende des Kochvorgangs Salz hinzufügen und im Wasser abkühlen lassen.
- Nach dem Abkühlen abtropfen lassen und 24 Stunden lang im Kühlschrank aufbewahren.
- Die eingelegten Kapern abtropfen lassen und 4 Stunden lang bei 120° mit Umluft in den Ofen geben.
- Anschließend abkühlen lassen und zu einem Pulver verarbeiten.
- Bereiten Sie das Basilikumöl zu, indem Sie reichlich Basilikum mit Eis und Olivenöl mixen und anschließend durch ein Sieb streichen.
- Die Paprikaschoten bei 200° im Ofen garen, bis die Haut dunkel ist, dann in eine mit Folie abgedeckte Schüssel geben und abkühlen lassen, damit sich die Haut beim Abkühlen besser ablösen lässt.
- Haut und Kerne entfernen und in Streifen schneiden, mit Salz, Basilikum, Kapern, Zitronenschale und -saft und zerdrücktem Knoblauch würzen.
Anrichten
- Den Oktopus in 8 Tentakel teilen und diese in einer heißen Pfanne mit etwas Öl von beiden Seiten anbraten.
- Jede Tentakel auf die Paprikaschoten legen, mit Kapernpulver bestreuen und etwas Öl darüber und drumherum gießen.
Lea Biermann
Redaktion
Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen.
Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.
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