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Eine kleine Einführung in die daoistische Harmonielehre aus China – unser Kulturtipp Lungau
Sicherlich kennen Sie das: Sie betreten einen Raum und fühlen sich auf Anhieb wohl. Vielleicht erging es Ihnen an bestimmten Orten, in der Stadt oder der Natur ebenso. Sie haben eine starke Verbundenheit gespürt – so als gehörten Sie dorthin.
Diese Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt wurde bereits vor Jahrtausenden in der östlichen Philosophie beschrieben. Vorläufer des chinesischen Feng-Shui ist vermutlich die indische Architekturlehre Vastu-Shastra aus der Zeit der Veden. Beide Lehren verbindet die durch Naturbeobachtung gewonnene Erkenntnis, dass alles aus Energie besteht oder von ihr durchdrungen ist und sich gegenseitig beeinflusst.
Wenn die Lebensenergie frei in uns und unserer Umgebung fließen kann, kommt es zu Harmonie, Gesundheit und Wohlbefinden. In Indien wird die universelle Lebenskraft Prana genannt, in China Qi. Die Eigenschaften des Qi gaben der chinesischen Harmonielehre ihren heute gebräuchlichen Namen. „Qi wird vom Wind zerstreut und stoppt an der Grenze des Wassers“, heißt es im Li Gi, dem konfuzianischen Buch der Riten. Feng-Shui bedeutet wörtlich übersetzt also „Wind und Wasser“.
Die Kunst des Feng-Shui besteht darin, die subtilen Energieströmungen wahrzunehmen, Blockaden oder Störungen im natürlichen Qi-Fluss zu erkennen und positiv darauf einzuwirken. Mit Feng-Shui eingerichtete Räume strahlen eine angenehme, freundliche Atmosphäre aus und geben ihren Bewohnern ein Gefühl von Schutz, Geborgenheit und Stärke. Die verschiedenen Wohnbereiche werden so gestaltet, dass sie die Bewohner in ihrem natürlichen Charakter und ihrer aktuellen Lebenssituation bestmöglich unterstützen.
Yin und Yang im Einklang
Um Feng-Shui als Europäer richtig zu verstehen, sollte man sich zunächst etwas mit der daoistischen Denkweise beschäftigen. Dao bezeichnet in der chinesischen Philosophie ein ewiges Wirk- oder Schöpfungsprinzip, das für den Ursprung der Einheit und Dualität verantwortlich ist – und damit für die Entstehung der Welt. Aus Dao entstehen die Polaritäten Yin und Yang; aus deren Zusammenspiel ergeben sich Wandel, Bewegung und gegenseitige Durchdringung.
Yin und Yang bedingen sich gegenseitig und bilden zusammen ein harmonisches Ganzes. So gibt es ohne Tag keine Nacht, keine Kälte ohne Wärme, keine Männlichkeit ohne Weiblichkeit. Da in Yin ein Teil von Yang enthalten ist und umgekehrt, stellt der östliche Einheitsgedanke die im Westen verbreitete Trennung von Subjekt und Objekt grundsätzlich infrage. Die westliche Philosophie betrachtet das Individuum als getrennt von allem anderen; sie sucht die Abgrenzung anstatt der Verbindung.
Die Kunst des Feng-Shui offenbart sich nur dann vollkommen, wenn man sich selbst als Teil des großen Ganzen begreift. Wenn man neben der Logik auch inneres Erleben als Beurteilungskriterium zulässt. Die chinesische Harmonielehre ist ein komplexe Erfahrungswissenschaft, die im Westen leider häufig auf Lifestyle- und Deko-Tipps reduziert wird. Dabei kann Feng-Shui zu tiefgreifendem persönlichen Wandel verhelfen – wenn wir das, womit wir uns umgeben, als Spiegelbild unseres Selbst auffassen.
Die Grundprinzipien des Feng Shui
Die Lehre des Qi bildet die Grundlage des Feng-Shui. Die Lehre von Ying Yang sucht das Gleichgewicht zwischen den beiden gegensätzlichen Energieformen herzustellen. Yin wird als ruhige, eher passive Energie verstanden, Yang steht für Aktivität. Dieses Prinzip lässt sich zum Beispiel anwenden, wenn es um die richtige Verteilung oder Nutzung von Räumen geht. Das Schlafzimmer gehört in den Ying-Bereich (Norden), ein Arbeitszimmer in den Yang-Bereich (Süden). Die Erscheinungen des Qi lassen sich aber nicht nur den beiden Gegenpolen zuordnen, sondern auch fünf verschiedenen Wandlungsphasen.
Die daoistische Lehre der fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) beschreibt Gesetzmäßigkeiten, nach denen zyklische Wandlungsprozesse im Bereich des Lebendigen ablaufen. Jedes Element verkörpert bestimmte Eigenschaften oder Zustände, in denen sich der Mensch und die Natur befinden. Die fünf Elemente unterliegen der ständigen Umwandlung und stehen in einer zeugenden und zehrenden Beziehung zueinander. Mithilfe dieser zyklischen Reihenfolge lässt sich beispielsweise feststellen, ob bestimmte Farben oder Formen miteinander harmonieren oder ob ein bestimmtes Element in ausreichender Menge in unserer Umgebung vorhanden ist.
Eine weitere Verfeinerung des Feng-Shui-Systems stellen die acht Trigramme (chin. Ba Gua) dar. Indem dreien der fünf Elemente jeweils eine Yin- und eine Yang-Ausprägung zugewiesen werden, ergeben sich sechs verschiedene Liniensymbole. Hinzu kommen Feuer und Wasser. Sie lassen sich nach chinesischem Verständnis nicht weiter unterteilen, da sie reine Formen von Energie sind. Die acht Trigramme, die meist kreisförmig um das Yin-Yang-Zeichen angeordnet werden, repräsentieren die archetypischen Erscheinungsformen des Qi und dienen als Ordnungssystem für sämtliche Phänomene unserer Welt.
Bei der Gestaltung unseres Lebens nach Feng-Shui entsprechen die acht Trigramme den wesentlichen Lebensbereichen: Lebensweg/Karriere, Partnerschaft, Familie, Reichtum, Freunde/Mentoren, Kinder/Kreativität, Wissen und Ruhm. Das zentrale Taiji steht für Gesundheit. Wenn in bestimmten Lebensbereichen ein Mangel herrscht, kann dies durch die Gestaltung des entsprechenden Wohnbereichs günstig beeinflusst werden.
Die vereinfachte Darstellung in Form eines neungeteilten Quadrates, das sogenannte 3-Türen-Bagua, wird in vielen Feng-Shui-Ratgebern zur Selbstanwendung empfohlen. Genauer ist jedoch das traditionelle Luo-Pan-Bagua, eine Art Kompass, der die Himmelsrichtungen mit einbezieht und mit 45-Grad-Segmenten arbeitet.
Wenn Sie eine tiefgehende Analyse und Neugestaltung Ihrer Wohn- und Lebenssituation wünschen, empfiehlt es sich, eine Feng-Shui-Beratung in Anspruch zu nehmen. Aber auch eigenständig lässt sich viel bewirken. Je bewusster Sie Ihre Umgebung und den Energiefluss in ihr wahrnehmen, desto leichter werden Sie Störfaktoren erkennen.
Das Zuhause als Spiegel der Seele
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie Sie das unsichtbare Strömen der Energie wahrnehmen sollen? Achten Sie darauf, worauf Ihr Blick als erstes fällt, wenn Sie ein Zimmer betreten. Gibt es einen dominierenden Blickfang oder schweift Ihr Blick ruhig durch den Raum? „Energy flows where attention goes“, reimt es sich einprägsam im Englischen. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Es ist nicht förderlich, wenn die Aufmerksamkeit zu stark von einem einzelnen Gegenstand angezogen wird. Denn dieses Verhalten kann sich unbewusst auf andere Bereiche ausweiten. Möglicherweise neigen Sie dann dazu, sich an einem Thema festzubeißen und das große Ganze aus dem Auge zu verlieren.
Neben der intuitiven Betrachtung kann Ihnen das Gefühl weitere Hinweise auf den Qi-Fluss geben. In welchen Bereichen Ihrer Wohnung halten Sie sich gerne auf, welche meiden Sie? Möglicherweise ist in letzteren der Energiefluss durch Hindernisse blockiert, sodass sich das Qi staut und sich die Stagnation am Ende auch anderweitig bemerkbar macht. Oder die Energie geht zu schnell verloren, sodass Sie sich ungeschützt und unruhig fühlen.
Wenn das Wohnen unbewusster Ausdruck der Persönlichkeit ist, kann die Persönlichkeit auch durch die bewusste Gestaltung des Wohnumfeldes beeinflusst werden. Lassen Sie die Lebensenergie gleichmäßig fließen, wie ein mäandrierender Fluss oder ein sanfter Wind. Oft reichen kleine Veränderungen wie Ordnung zu schaffen, eine andere Wandfarbe oder die Umgruppierung des Mobiliars, um Großes zu bewirken. Talente können sich zeigen, die Gesundheit kann stabiler werden, Entspannung und Lebensfreude zunehmen.
Harmonie im Urlaub
Hat Sie der Ausflug in die Welt des Feng-Shui neugierig gemacht? Dann legen wir Ihnen einen Aufenthalt in unserem Charmingplace im österreichischen Lungau im Salzburger Land ans Herz. Das Mountain Wellness Hotel Almgut wurde mit viel Liebe und Naturverbundenheit nach Feng-Shui-Prinzipien erweitert und eingerichtet. Auch bei der Gartengestaltung fand die chinesische Harmonielehre Anwendung. Lassen Sie sich inspirieren und schöpfen Sie neue Energie!
Mareike Dietrich
Textgestalterin – Autorin
Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.
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