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Eine Kunstwanderung durch die Kulturstadt Salzburg

Kulturtipps Salzburg

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Header-Bild unserer Kulturtipps Salzburg: © Photo by Aki on Unsplash

Auch wenn der 508 Meter hohe Mönchsberg für Alpinisten keine große Herausforderung darstellen mag, ist er ein durchaus lohnendes Ziel für wanderfreudige Kunstpilger.

Das am Gipfel gelegene Museum der Moderne kann zwar bequem mit dem Mönchsbergaufzug erreicht werden, ich empfehle aber einen Besuch „by fair means“ – sprich: per pedes. Denn die an sich schon reizvolle Besteigung des Salzburger Hausbergs lässt sich nur zu gut mit einem Stadtspaziergang der besonderen Art verbinden: dem „Walk of Modern Art“.

Kunstprojekt Salzburg – Walk of Modern Art

Als gäbe es in der malerischen Altstadt nicht genug zu entdecken, mischen sich 13 moderne Skulpturen in das barocke Stadtbild Salzburgs. Zusammen ergeben sie einen in Europa einzigartigen Rundgang zeitgenössischer Kunst, den „Walk of Modern Art“.

Zehn Jahre lang hat die private Initiative „Salzburg Foundation“ internationale Vertreter der Gegenwartskunst eingeladen, die UNESCO-Weltkulturerbestadt zu besuchen, sich mit ihr zu beschäftigen und ein Kunstwerk im öffentlichen Raum zu realisieren.

Den Auftakt des Projekts bildete 2002 Anselm Kiefers begehbares Kunst-Haus „A.E.I.O.U.“ im Furtwänglerpark. Mit drei Werken der österreichischen Künstler:innen Brigitte Kowanz, Manfred Wakolbinger und Erwin Wurm wurde der „Walk of Modern Art“ im Oktober 2011 vollendet.

Alle Kunstobjekte sind frei zugänglich, manche begehbar oder – wie Marina Abramovićs Stühle an der Staatsbrücke – sogar besetzbar. Ausnahmslos wurden die Skulpturen eigens für die von den Künstler:innen selbst gewählten Standorte entwickelt. Sie nehmen auf ihre Umgebung sowohl inhaltlich als auch formal Bezug.

Eine Aufforderung also, die Sehenswürdigkeiten Salzburgs mit anderen Augen zu sehen als mit denen des touristisch Reisenden. Eine Einladung, hinter die fotogenen Fassaden zu schauen und das Erkannte zu reflektieren.

Die Standorte des „Walk of Modern Art“ finden Sie unter anderem auf der Website von Würth Österreich, oder in der digitalen Informationsbroschüre der Salzburg Foundation.

Seit 2013 gehören die 13 Installationen des Kunstprojektes zur Sammlung Würth in Österreich und stehen der Stadt Salzburg als Dauerleihgabe zur Verfügung. In diesem Zusammenhang sei auch der Würth Skulpturen Garten in der Parkanlage bei Schloss Arenberg erwähnt – ein weiteres lohnendes Ziel unserer Stadtwanderung im Zeichen der Kreativität.

Creative Walk Salzburg: Best of Architektur, Kunst und Kulinarik

Eine sehr empfehlenswerte Route, welche die Altstadt, den Mönchsberg und Würth Skulpturen Garten mit einbezieht, kann als „DigiWalk“ auf der Website von Creative Austria abgerufen werden. Lädt man die kostenlose App, ist es ein Leichtes, dem Track zu folgen und sich anhand der Erklärtexte über die 24 Stationen des Kulturwanderwegs zu informieren.

Alternativ stellt die App „Würth Collection“ den „Walk of Modern Art“ sowie den Würth Skulpturen Garten mittels Audiotracks und reichhaltigem Bildmaterial vor. Die deutsche Fassung wurde vom österreichischen Schauspieler und Jedermann-Darsteller Cornelius Obonya eingesprochen und ist sehr angenehm zu hören.

Aber auch auf der Touristik-Website der Stadt Salzburg finden sich genügend Informationen, mit deren Hilfe Sie ohne App ans Ziel kommen.

Ausgangspunkt der sechs Kilometer langen Wanderung, für die Sie etwa 2,5 Stunden einplanen sollten, ist der Hauptbahnhof – ein gelungenes Zusammenspiel von denkmalgeschützter und zeitgenössischer Architektur.

Rund um den Mirabellgarten gibt es neben der einflussreichen Galerie Thaddaeus Ropac in der Villa Kast bereits zwei Kunstwerke des „Walk of Modern Art“ zu entdecken: den geometrischen „berliner block“ von Gerhard Trieb und die organisch geformte Bronzeskulptur „Caldera“ von Tony Cragg.

An der Staatsbrücke, die Sie über die Salzach in die Altstadt führt, folgen zwei weitere: Neben Maria Abramovićs Stuhl-Installation „Spirit of Mozart“ fasziniert die Lichtinstallation „Beyond Recall“ von Brigitte Kowanz mit ihren spiegelkabinett-artigen Glaskuben.

Am anderen Flussufer angekommen, gilt es zu entscheiden, ob Sie den Mönchsberg lieber zu Fuß erklimmen oder mit dem Aufzug fahren möchten.

Nehmen Sie es sportlich, führt der Weg weiter geradeaus in Richtung Festspielbezirk und Rupertinum. Im frühbarocken Internatsgebäude sind das Generali Foundation Studienzentrum und das Archiv des Museum der Moderne untergebracht.

Im unmittelbaren Umfeld warten drei weitere Kunstwerke auf Sie: jenes bereits erwähnte Kunst-Haus von Anselm Kiefer; der monumentale, fünf Meter hohe Marmorkopf „Awilda“ von Jaume Plensa und die „Gurken“ von Erwin Wurm.

Letztere befremden und belustigen zugleich – stehen sie doch menschengroß in Reih und Glied vor der Universitätsaula, ebenso aufrecht und grün wie die patinierte Bronzestatue von Schiller ein paar Meter hinter ihnen.

Mindestens ebenso spektakulär und kontrovers präsentiert sich Stephan Balkenhols Ensemble „Sphaera“ und „Frau im Fels“, das auf dem Kapitelplatz und im Toscaninihof zu finden ist.

Eine überdimensionierte männliche Figur steht prominent auf einer großen Goldkugel, während sich eine unterlebensgroße Frau in einer Wandnische verbirgt. Ein vielschichtig interpretierbares Werk, für dessen Deutung die folgende, rund ein Kilometer lange Wegstrecke bis zum Museum der Moderne gerade recht kommt.

Ich empfehle Ihnen wärmstens, unterwegs einen Abstecher zum Berggasthaus Stadtalm zu machen. Seit 1950 ist das Naturfreundehaus auf dem Mönchsberg ein bei Prominenz und Fußvolk gleichermaßen beliebtes Ausflugslokal. Besonders gemütlich ist das kleine Salettl, von dem aus sich ein schöner Blick auf die Altstadt eröffnet.

Gehobene statt gutbürgerliche Küche erwartet Sie hingegen im Museumsrestaurant M32. Es wurde vom italienischen Architekten und Designer Matteo Thun eingerichtet und verspricht Genuss mit allen Sinnen.

Bevor Sie dem Museum der Moderne Ihren Besuch abstatten, werfen Sie zunächst einen Blick in den Himmel. „Skyspace“ heißt der begehbare Kunst-Raum von James Turrell, in dem der Lichtkünstler den durch ein Oberlicht sichtbaren Himmelsausschnitt poetisch inszeniert.

Direkt daneben befindet sich das „Schlafende Haus“, geschaffen vom Schweizer Künstler Not Vital. Der zehn Meter hohe Stahlkegel steht morgens auf und legt sich abends zur Ruhe. Auch dieses Kunstwerk kann betreten werden – zumindest während seiner „Wachphasen“, die sich nach den Museumsöffnungszeiten richten.

Kulturtipps Salzburg: Klangarchitektur fürs Auge

Der 2004 eröffnete Museumsneubau widmete den prominenten Standort um, der zuvor lange gastronomisch und zuletzt vom Casino Salzburg geprägt war. Sechzig Meter über der Altstadt erhebt sich heute ein monolithischer, cremeweißer Kubus mit großzügiger Fensterfront zum Stadtpanorama.

Seine mit Untersberger Marmor verkleidete Fassade ist durch rhythmisch gesetzte Fugen vertikal gegliedert. Die Lüftungsschlitze sind weit mehr als ein funktionales Detail. Sie stellen einen subtilen Bezug zur Mozartstadt her, indem sie den Notenwerten einzelner Arien aus Don Giovanni folgen.

Mit dem Werk von Mozart setzt sich auch das 25 Meter lange Wandrelief „Inside of & outside of itself“ auf der Gebäudefront auseinander. Der amerikanische Konzeptkünstler Lawrence Weiner ordnete Buchstaben, Symbole und grafische Elemente auf Notenlinien an und verbindet so Musik, Architektur und Sprache.

Noch mehr Kunst finden Sie im Inneren des Museums. Auf einer Fläche von 2.300 Quadratmetern, verteilt auf vier Ebenen, werden bedeutende Exponate aus dem 20. und 21. Jahrhundert gezeigt. Anschließend sollten Sie den Aufzug zurück in die Stadt nehmen, damit Ihnen noch genug Zeit für die weitere Tour entlang der Salzach bis zum Würth Skulpturen Garten bleibt.

Den „Elektrischen Aufzug“ auf den Mönchsberg gibt es bereits seit 1890. Eine geschichtsträchtige Fahrt, die sie in 30 Sekunden zurück zur Talsohle bringt. Schneller sind sie sicherlich noch von keinem Berggipfel abgestiegen.

Wenn Sie Markus Lüpertz umstrittene Hommage an Mozart nicht verpassen möchten, machen Sie noch einen Schlenker über den Ursulinenplatz.

Dort finden Sie einen nackten weiblichen Torso, dem der Künstler eine Büste des Komponisten mit der charakteristischen Zopfperücke aufgesetzt hat. Gemäß der überlieferten Zerrissenheit Mozarts belässt Lüpertz seine Figur in der Ambiguität zwischen männlich und weiblich, Vollendung und Fragment.

Eine abstraktere Ausdrucksform hat Manfred Wakolbinger für sein Werk „Connection“ gefunden, um die Beziehung zwischen Innen und Außen darzustellen. Die elf Meter lange Skulptur aus Edelstahl endet in zwei gefäßartigen Öffnungen, deren Inneres spiegelnd poliert ist.

Erst in der Betrachtung vollendet sich das Werk: „Durch die hermetische Oberfläche außen und durch die Spiegelung im Inneren“, so Wakolbinger, „entsteht ein Gegensatz, der sich auflöst, wenn der Betrachter durch sein Spiegelbild im Inneren zu einem Teil Skulptur wird.“

Das letzte Kunstwerk des „Walk of Modern Art“ auf unserer Strecke lädt eine Selbstreflektion, es verwandelt den verkehrsreichen „Unort“ am Rudolfskai in einen Ort der inneren Einkehr.

Vielleicht möchten Sie Ihre erlebnisreiche Kunstwanderung an dieser Stelle beenden und eine Einkehr kulinarischer Art ins Auge fassen? Es wäre ein guter Zeitpunkt. Dennoch: Bevor ich meinen ganz ausgefuchsten Tipp für ein Altstadtlokal preisgebe, will ich Ihnen noch den restlichen Wegabschnitt schmackhaft machen.

Laufen Sie weiter flussaufwärts an der Salzach entlang, dort liegt kurz hinter der Nonntaler Brücke das Künstlerhaus des Salzburger Kunstvereins. Der leuchtend rote Gründerzeitbau ist eine der besten Adressen der Stadt für international ausgerichtete Kunstausstellungen mit dem Schwerpunkt neue Medien, Film- und Video-Installationen, Konzeptkunst und Fotografie.

Über 20 weitere Kunstwerke erwarten Sie letztlich im Würth Skulpturen Garten, darunter zwei Marmorplastiken des Wiener Künstlers Markus Redl. Sie haben mich als Texterin und Gestalterin besonders angesprochen, denn Redls bildhauerische Praxis ist wesentlich von Literatur beeinflusst – und seine Werke sind zutiefst philosophisch.

Nachdem nun Intellekt und Seele aufs Beste genährt sind, wenden wir uns den lukullischen Genüssen zu. Entlang des diesseitigen Flussufers führt der Weg zurück zur Staatsbrücke und dann rechterhand in die Linzer Gasse.

Der „Alte Fuchs“ ist ein uriges Salzburger Wirtshaus mit schönem Gastgarten im schattigen Innenhof. Gekocht wird in österreichischer Tradition – einfallsreich verfeinert mit neuen, schlauen Ideen. Definitiv ein Salzburger Highlight!

Für alle, die noch ein wenig mehr erleben wollen als die Wanderfreuden des Kunstpilgerns habe ich einen Extratipp in petto: die Klettersteige am Kapuzinerberg.

Der Einstieg liegt direkt am Ende der Linzer Gasse. Klettern am Naturfels inmitten in der Stadt ist ein einzigartiges Erlebnis, das mir nur aus Salzburg bekannt ist. Vier Routen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden erfreuen Rookies wie Profis. Erobern Sie den zweiten der Salzburger Stadtberge!


Mareike Dietrich

Textgestalterin – Autorin

Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.

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