Okzitanien – Eine Reise in die Vergangenheit & wieder zurück

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Weitere InformationenOkzitanien klingt ein wenig nach dem Planeten eines Galaxien-Epos. Jedoch ist die so bezeichnete Region sehr irdisch, ja gar nicht mal weit entfernt von Deutschland.
Zwischen den Pyrenäen, die die Grenze zu Spanien markieren, und der Côte d’Azur am Mittelmeer liegt Okzitanien. Oder L’Occitane, wie man auf Französisch sagt, was sich gleich mehr nach Südfrankreich anhört.
Okzitanien will und kann sich als Reiseziel allerdings gut von den touristisch ebenfalls hochfrequentierten Nachbarn abgrenzen. Das mag mit der Identität zu tun haben, die der Name hat, aber welchen die Verwaltungsregion erst seit 2016 offiziell trägt.
Historisch umfasste Okzitanien ein noch viel größeres Gebiet, ja es prägte eigentlich den gesamten Süden und reicht zurück in eine Zeit, lange vor dem heutigen Frankreich.
Überall in der Region trifft man auf historische oder antike Spuren. In mittelalterlichen Bergdörfern, an Mauern, verwittert und verlassen, auf Gipfeln thronend, in Sagen und Mythen, die jene Orte bewohnen, gemeinsam mit den Menschen Oktizaniens, welche all das bis heute pflegen.
Wer Okzitanien einmal besucht, dem scheint es weniger verwunderlich, dass man sich hier mehr mit dieser geschichtsträchtigen Ortsmarke verbunden fühlt, ja viele diese alte-neue Bezeichnung bevorzugen.
Auch der regionale Dialekt „Okzitanisch“, auch als Langue d’oc oder Provenzalisch bekannt, begegnet einem hier immer wieder – auf Straßenschildern, in Geschäften und den Geschichten der Menschen.
Viele erzählen von den Katharern, einer Strömung des mittelalterlichen Christentums, die vor allem für ihre asketische Lebensweise bekannt waren und sich von der römisch-katholischen Kirche lossagten. Die wiederum zögerte nicht die Katharer als Ketzer zu bezichtigen, was 1209 in einem eigens zur Verfolgung und Auslöschung der Glaubensgemeinschaft einberufenen Kreuzzug mündete.
Zwar gab es auch Katharer in Italien und Deutschland, hauptsächlich angesiedelt waren sie jedoch in Südfrankreich, wo der okzitanische Adel den Katharern in ihren Festungen und Burgen Schutz bot. Die katharische Kirche war ein fester Teil jener Gesellschaft, jedoch durften Mitglieder der Glaubensgemeinschaft selbst nicht zur Waffe greifen, weshalb die Okzitanier antraten, als der Kreuzzug in ihr Gebiet einfiel.
Auch um dem französischen Königshaus etwas entgegenzusetzen, das wiederum daran interessiert war, das bis dahin weitgehend unabhängige Okzitanien in sein Reich einzugliedern, auch wenn dieses selbst nicht unmittelbar an dem Kreuzzug beteiligt war. Jener Kreuzzug brachte zwanzig Jahre Schrecken und Gräueltaten über die Okzitanier.
Die Kurzfassung: Die Verteidigung fiel, die Katharer wurden vernichtet und Okzitanien schließlich in das Königreich Frankreich eingegliedert.
Besucht man heute die Katharerburgen erinnert erst einmal nichts an ihre düstere Geschichte. Still und friedlich wachsen sie aus dem Bergmassiv der Pyrenäen. Doch die Menschen von hier erinnern daran. Vielleicht auch, weil es einen Wendepunkt für ihre eigene okzitanische Identität markierte, die unweigerlich mit den Katharern verflochten scheint.
So erfährt man auch, dass die Katharer sich selbst eigentlich gar nicht so genannt haben, Vegetarier waren und es bis heute Menschen gibt, die in den Pyrenäen nach Templerschätzen oder sogar dem Heiligen Gral suchen.
Doch nicht nur auf den Spuren der Katharer lässt es sich in Okzitanien wortwörtlich gut wandern. Schon einige Jahrhunderte zuvor hatte das römische Reich hier gewirkt.
Im Untergrund des heutigen Narbonne finden Archäologen bis heute Überreste einer Stadt, die in der Antike eine der bedeutendsten nach Rom gewesen sein soll. Narbo Martius erhielt vor allem Zuwachs durch römische Legionäre und wurde durch seinen Hafen und seine Lage ein bedeutender Knotenpunkt des Handels jener Zeit.
Oberflächlich betrachtet ist davon nicht mehr viel zu entdecken. Auf dem Marktplatz in Narbonne wurde jedoch ein Stück der alten Handelsstraße freigelegt und ein Kellergewölbe, das wohl als Lagerraum für verderbliche Lebensmittel gedient haben muss, kann ebenfalls besichtigt werden.
Wer noch weiter in die Vergangenheit reisen möchte, kann sogar eine Tagestour in die Urzeit unternehmen. In der benachbarten Region Auvergne-Rhône-Alpes wurde eine der ältesten bisher bekannten Höhlenmalereien gefunden.
Aber keine Sorge, Okzitanien hat auch in der Gegenwart viel zu bieten. Im Rücken die Berge, vor der Nase das Meer – davon profitieren Reisende heute. Béziers, Albi, Pèzenas, Lagrasse – jede der alten Städte ist einen Ausflug wert, birgt ihre eigenen historischen Sehenswürdigkeiten und lädt zum Flanieren und Verweilen ein.
Genauso wie die Dörfer in den Ausläufern der Pyrenäen. Enge, gepflasterte Gassen führen auf gemütliche Marktplätze, wo regionale Anbieter Käse, von Farbe und Duft strotzendes Gemüse und Obst, sowie andere lokale Spezialitäten anbieten, die oft vom nahen Spanien geprägt sind.
Der Geruch von Süden hängt in der Luft. Es ist alles ein bisschen mehr rustique als drüben an der Côte d’Azur, aber deshalb nicht weniger charmant.
Beeindruckende Naturparks im Hinterland laden zum Erkunden ein und neben ein paar funktionalen Ferienanlagen an Stränden findet man auch echte Schätze am Rande alter Fischerhäfen wie Sète, an denen man bestens die Zehen in den Sand stecken und frische Austern schlürfen kann.
Geschichte, Genuss und gute Aussicht. Okzitanien hat viel zu bieten. Genug, dass sich mehr als ein Besuch der neuen-alten Region lohnt.
Aguilar, Peyrepertuse, Puilaurens, Quéribus und Termes – so heißen die fünf Katharerfestungen, die man auch heute noch auf über 100 Kilometern und über mehrere Tage erwandern kann.
Wer es gerne etwas kürzer hätte, dem ist der Rundwanderweg über die Burg Quéribus zu empfehlen, der nur etwas mehr als 8 Kilometer zählt. Eine schöne, nicht allzu anspruchsvolle Strecke im Parc naturel régional Corbières-Fenouillèdes, im Vorland der Pyrenäen, die man allerdings selten allein läuft.
Der Park hat jedoch auch weniger frequentierte Strecken zu bieten, zum Beispiel jene zur schönen Schlucht Gorges de Galamus.
Wer ein etwas belebteres mittelalterliches Zeitzeugnis besuchen möchte, sollte Carcassonne nicht verpassen. Auch hier haben sich die Katharer aufgehalten und vor ihren Verfolgern versteckt. Es gibt Führungen durch den mittelalterlichen Stadtkern und diverse Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.
Nicht so berühmt, aber dafür mit ordentlich Mittelalter-Flair erwartet das Städtchen Cordes-sur-Ciel. Mitte Juli findet hier außerdem ein alljährliches Fest statt, das einen in jene Zeit zurückversetzt – samt Umzügen, einem Bankett, Schaustellern und Markt.
Falls das Mittelalter zu düster wird, empfiehlt sich ein Ausflug nach Narbonne.
Wie gesagt: Viel von der einstigen romanischen Stadt ist nicht mehr zu entdecken, jedoch kann man im Narbo Via, dem ansässigen Museum viele Fundstücke bestaunen oder sogar die Keller unter den Straßen besichtigen.
Oder Sie unternehmen einen Abstecher nach Nîmes, dort steht ein Amphitheater und einer der am besten erhaltenen Tempel aus der Zeit des Römischen Reiches.
Danach lohnt ein Besuch in der Jugendstil Markthalle, in der Sie unbedingt die Galette Narbonnaise (Zitronenkuchen mit Schokolade und Nüssen) oder die Tielle Sétoise (Pasteten, gefüllt mit Meeresfrüchten und Tomatensoße) probieren müssen.
Zum weiteren Bummeln empfiehlt sich die Rue Droite. In den kleinen Läden und Restaurants kommen unterschiedlichste Geschmäcker und Interessen auf ihre Kosten.
Wein, Käse, Kaviar, aber auch tolle Whiskys, Kleidung oder Bücher werden feilgeboten. Falls Sie die Einkaufslust gepackt hat, liegen auch Montpellier und Toulouse nicht weit.
Unser Restauranttipp in Narbonne ist das Chez Séraphine. Ein kleines Restaurant mit französischer und regionaler Küche, die merklich liebevoll zubereitet und serviert wird. Hier fühlt es sich nicht nur echt an, sondern schmeckt auch so.
Was man in der Region gerne zubereitet (und isst), kann man außerdem im Kochbuch und kulinarischen Reiseführer Le Midi nachlesen und kochen.
Nicht nur zu Zeiten des römischen Reiches profitiert Narbonne von seiner Nähe zu Meer und Stränden. Übrigens: unser Charmingplace Domaine de Puychêne liegt ganz in der Nähe!
Die Region Okzitanien bietet entlang der französischen Mittelmeerküste sagenhafte 200 km Strand – lang und breit. In der spanischen Ecke dagegen kann man von Felsen und Klippen geschützte Buchten entdecken.
Bekannt sind außerdem kleine Orte wie Collioure, dessen Kulisse bereits von Künstlern wie Matisse verewigt wurde.
Ein Tipp von uns ist das Fischerdorf Gruissan, mit einer charmanten Altstadt, vielen Restaurants und einem weitläufigen, feinen Sandstrand. Gut verweilen lässt es sich hier in Paillotes (dt.: Strohhütten), wie die Strandbars hier genannt werden und in denen man mit kleinen Tapas und dem ein oder anderen Aperitif verpflegt wird.
Das Meer ist nicht das einzige bedeutende Gewässer Okzitaniens. Im 15. Jahrhundert wagte der Baron Pierre-Paul Riquet ein Unterfangen, über das man schon in der Antike nachdachte: Ein Kanal zwischen Mittelmeer und Atlantik.
Der eine Teil, der Canal du Midi, kann und wird von der Hafenstadt Sète bis etwa zur Mitte der Strecke befahren, wo er im Canal de Garonne mündet, der weiter bis zum Atlantik führt. Während der Fluss einst als wichtiger Transportweg gedacht war, ist er heute ein beliebtes Ziel vieler Reisender – manchmal sogar deren Weg, wenn sie mit einem Hausboot unterwegs sind.
Ein Ausflug lohnt sich aber auch auf dem Landweg, da den Canal du Midi lange Platanenwege, kleine Dörfer und Felder säumen. Abschnitte des Kanals lassen sich aber nicht nur auf dem Boot, sondern auch gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden.
Ein Ziel dabei könnte zum Beispiel Le Somail sein. Neben einem idyllischen Anleger birgt der Ort einen besonderen Rekord: Das (so sagt man) größte Antiquariat Europas „Le Trouve Tout du Livre“. Über 50.000 Bücher verschiedenster Gattung und Sprachen sind hier zu finden.
Auch im Umland der Städte Okzitaniens haben die alten Römer ihre Spuren hinterlassen.
Der Pont du Gard ist eines der besterhaltenen Brückenbauwerke aus der antiken römischen Zeit und in der Tat ein Besuch wert, da das Aquädukt in voller Größe noch einmal mehr beeindruckt und auch einen tollen Anblick bietet, wie es mit seinen Bögen aus den Bäumen über das Wasser wächst.
Eine ganz andere Sehenswürdigkeit der Baugeschichte ist La Grande-Motte, eine Gemeinde direkt am Mittelmeer, dessen Kulisse pyramidenförmige Hochhäuser des Architekten Jean Balladur schmücken.
Bis heute scheiden sich die Geister, was die Attraktivität des Ortes angeht. Was meinen Sie: Betonwüste oder architektonische Meisterleistung?
Okzitanien umfasst auch eines der größten Weinanbaugebiete weltweit – und damit auch ein sehr vielfältiges. Es lohnt also, auf eine Trink-Tour zu gehen.
Ein wenig Hintergrundwissen hilft bei der großen Auswahl. Roussillons Weinstilistik ist durch das angrenzende Katalonien geprägt und dank des französischen Qualitätsstufen-System können sich Weinkenner*innen im Languedoc zu besonders guten Weinen vor-trinken. Statt der Frucht können hier häufig Kräuter-Noten oder Gewürze im Vordergrund stehen.
Besonders ist auch, dass der älteste Schaumwein der Welt, der Blanquette de Limoux, aus dieser Gegend stammt. Fans sollten ihn also allein der Vollständigkeit halber probieren, da dieser ganz anders als seine Brüder aus der Champagne ins Glas kommen kann und dabei wunderbar ist.
Man kann natürlich auch einfach an einer geführten Tour teilnehmen, die das mit der Auswahl für einen erledigt.
Lea Biermann
Redaktion
Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen.
Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.
Neben römischen Monumenten, mittelalterlichen Burgen sowie prunkvollen Renaissance-Palais gibt es hier Kulturbauten der Gegenwart zu entdecken.
Cassoulet ist ein wunderbar deftiges Gericht der französischen Küche und traditionell eine regelrechte Schlachtplatte – hier die schnelle Version!
Wohnen in der alten Scheune mit einem Touch von Industrial-Chic.
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