Beim Spaziergang durch die Altstadt von Sarnthein bleibt unser Blick an einem Schaufenster hängen. Direkt hinter dem Glas sitzt ein Mann und bestickt ein Stück Leder. Selbst von außen können wir erkennen, in welch feinen Stichen sich die floralen Ornamente über das Material schlängeln. Neugierig betreten wir das Ladengeschäft und grüßen den Mann, der diesem fremdartigen Handwerk nachgeht. Freundlich erwidert er im Sarner Dialekt, ohne den Blick von seiner Arbeit zu heben. „Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen zu Ihrem Handwerk stellen”, wollen wir wissen und jetzt schaut der Mann von seiner Arbeit auf und beginnt zu erzählen.
Er ist Federkielsticker, erfahren wir. Ein traditionelles Handwerk zum Besticken von Herren-Tracht, das im 18. Jahrhundert entstand. Vor allem reiche Sarner trugen schon damals die verzierte Lederware, Gürtel, Bauchschürzen, Geldtaschen, Hosenträger und sogar bestickte Schuhe. Noch heute zeigen die Einheimischen an Sonn- und Feiertagen mit Stolz ihre Trachten, die – so sagt man – zu den Schönsten im deutschsprachigen Raum zählen.
Die imposanten Einzelteile werden oft über Generationen vererbt. Was uns nicht wundert, als wir erfahren, dass oft mehrere hundert bis tausend Arbeitsstunden in einer Bauchschürze oder einem Gürtel stecken können. Auf dem Boden der Werkstatt liegen mehrere Bündel dünner weißer Streifen. Es sind die gespaltenen Kiele der Oberschwanzfedern eines Pfaus, erklärt uns Raimund, der Federkielsticker. Wenn der Pfau einmal im Jahr nach der Balzzeit fiedert, werden die Federn eingesammelt, der Kiel vom Auge und Flaum befreit und mit viel Geschick und Geduld in gleichmäßige feine Streifen gespalten. Diese Streifen sind das Stickgarn und verleihen dem Handwerk seinen Namen.
Heute beherrschen nur noch wenige Handwerker diese Fertigkeiten. Sie seien jedoch gefragte Spezialisten, erklärt uns Raimund. Mit seinen Freunden Fred und Siegfried betreibt er das Geschäft – aus Neugier am Handwerk. Ihre Abnehmer*innen haben die Federkielsticker vielerorts. Auch in Deutschland seien Trachten im Trend, jedoch werden dort häufiger maschinell mit Nylon bestickte Imitate getragen, meint Raimund. Auf die Ferne könne man den Unterschied oft nicht erkennen, aber ein echter Sarntaler trägt nur echte Federkielstickerei.
Beauftragt man die Handwerker, darf das Motiv frei gewählt werden. Von geschwungenen Initialen über Blumenformen, biz zu Symbolen und Ornamenten – alles ist möglich. Raimund klappt einen Ordner auf mit Fotos aller Werke, die er und seine Kollegen schon gefertigt haben. Darunter auch viele Fotos von historischen Trachten, die von den Dreien liebevoll restauriert wurden.
Wir sind hingerissen von dem Federkielsticker-Handwerk und legen Ihnen die wunderschöne Handarbeit ans Herz, wenn Sie auf der Suche nach einem besonderen Geschenk sind, das zu einem persönlichen Lieblingsstück mit großem ideellen Wert werden kann.
Federkielsticker Handarbeiten kaufen
Die drei Freunde erhalten inzwischen Anfragen von weit her und besticken Fotoalben, Geldbörsen, Schlüsselanhänger, Gürtel und viele andere Schmuckstücke, die aus hochwertigem Leder hergestellt werden können. Schauen Sie auf die Website oder schreiben Sie eine Mail mit Ihren individuellen Wünschen um entsprechende fachmännische Beratung der Federkielsticker zu erhalten.
Kontaktdaten Federkielstickerei
Raimy, Fred & Siegi
Europastraße 77
39058 Sarnthein
info@federkielstickerei.eu
Tel: +39 0471 622 363
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Anja Fischer
Gründerin und CEO von Glücksmomente Charmingplaces
Anja entdeckte als Reiseveranstalterin über 20 Jahre schöne Orte. Heute teilt sie nicht nur „Charmingplaces“ mit Ihnen sondern auch Insider Adressen, Geheimtipps für spannende Erlebnisse, sie kocht für Sie und erzählt Ihnen von besonderen Begegnungen und Momenten.
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