Baierisch, oder bayerisch ist für uns Nordlichter nicht immer einfach. Ich weiß noch, als ich in Bayern zum ersten Mal „Rohrnudeln“ auf einer Speisekarte las und schwer verwirrt war. Warum steht denn so ein Gericht im Dessertteil eines Menüs? Und warum gibt es dazu Vanillesoße?
Die urbayerische Kellnerin klärte mich unwissende Preußin auf: Rohrnudeln seien ein Hefegebäck, wie Buchteln. Nudeln wurde einst alles genannt, was aus Teigklößen gemacht wurde – und natürlich ist das Rohr das Ofenrohr.
Diese Information ließ nicht nur mein Wissen wachsen, sondern brachte mich zum sofortigen Bestellen der Speise. Während ich auf die Rohrnudeln wartete, erinnerte ich mich an eine Reise nach Oberbayern meiner Kindheit.
Meine Eltern hatten mich zum Brötchen holen geschickt – und ich scheiterte klaglos am Bäckertresen. Die Verkäuferin hatte sich aus Spaß stur gestellt und so getan, als könne sie mit meiner Bestellung von „10 Brötchen, bitte“ nichts anfangen.
So stand ich als 8-jährige vor ihr, kapierte den Witz nicht, und erklärte ihr also, was Brötchen sind. Nach einigen Sätzen erst half mir die ältere Kundin hinter mir aus der Patsche. „Nun sagen‘s ihr doch, dass des Semmeln sind!“
Wäre mir das heute passiert, hätte ich online im Bayerischen Wörterbuch nachgeschaut und gekontert. „Bläder wiar a Pfund Soiz!“ Das mache ich dann nächstes Mal. Aber nun erstmal ran an Rohr und Nudeln!
Rezept Bayrische Rohrnudeln
Für mindestens 4 Personen / einfach / Zubereitungszeit: ca 2 Stunden, inkl. Geh- und Backzeit
Zutaten für Rohrnudeln
500 g Mehl
4 Eier (2 für den Teig, 2 Eigelb für die Vanillesoße)
500 ml Sahne (250 ml Sahne für den Teig, 250 ml Sahne für die Soße)
80 g Zucker (Plus 4 EL Zucker für Rohrnudeln und Vanillesoße)
1 Würfel frische Hefe
Etwas Vanillepaste
1 Vanilleschote
2 EL Butter
1 Prise Salz
Puderzucker zum Bestäuben
Zubereitung der Rohrnudeln
Schritt 1: Die Sahne leicht erhitzen, nicht mehr als Körpertemperatur. Das Mehl in die Schüssel einer Küchenmaschine geben, mit einem Löffel darin eine Mulde formen. Die Hefe in die Mulde bröckeln, etwas von der Sahne dazugeben und verrühren. Zehn Minuten stehen lassen.
Schritt 2: In der Zwischenzeit in einem kleinen Topf die Butter schmelzen, zwei Esslöffel Zucker darin auf kleiner Flamme unter Rühren schmelzen lassen. Sobald die Masse hellbraun wird, vom Herd nehmen und in eine ofenfeste Auflaufform (etwa 24 cm mal 34 cm) oder Backform geben.
Schritt 3: Zwei ganze Eier, 80 g Zucker, eine Prise Salz und die restliche erhitzte Sahne der ersten 250 ml – Portion in die Schüssel mit Mehl und Hefe geben und in einer Küchenmaschine so lange kneten, bis der Teig geschmeidig ist und sich vom Rand löst. Das dauert gut zehn Minuten.
Schritt 4: Das Licht im Ofen anstellen (so erwärmt sich der Ofen auf etwa 30 Grad Celsius) und die Schüssel mit dem Teig abgedeckt dort 45 Minuten gehen lassen.
Schritt 5: In der Zwischenzeit die Vanillesoße herstellen, dazu die Vanilleschote längs aufschneiden, das Mark herauskratzen. Schote und Mark in einen Topf geben, zwei Esslöffel Zucker und 250 ml Sahne dazugeben und erhitzen, dann vom Herd nehmen und 15 Minuten ziehen lassen. Anschließend die Vanilleschote entfernen, die Eigelbe unterrühren und die Soße zum weiteren Abkühlen und Andicken in den Kühlschrank stellen.
Schritt 6: Den gegangenen Teig aus dem Ofen nehmen, in 12 gleich große Stücke teilen, diese zu Kugeln formen und locker in die vorbereitete Form setzen. Mit einem frischen Küchenhandtuch abdecken und weitere 30 Minuten gehen lassen, gern erneut an einem warmen Ort.
Schritt 7: Den Backofen auf 175 Grad vorheizen. Die fertig gegangenen Rohrnudeln darin etwa 25 Minuten backen, bis sie goldgelb sind. Dann abkühlen lassen.
Schritt 8: Die Rohrnudeln mit etwas Puderzucker bestäuben und mit der Vanillesoße servieren.
Angelika Schwaff
Food Kolumnistin & Reisebloggerin – Autorin
Angelika hat ihre Berufung gefunden und nimmt ihre Leser mit auf kulinarische Reisen. Unter anderem auch die Leser von ZEIT ONLINE. Sie hat Journalistik studiert, als Dokumentarfilmerin gearbeitet und war bis 2012 Pressesprecherin von Germanwings. Noch immer nimmt sie für gutes Essen jeden Weg in Kauf.
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