Sardiniens Weinproduktion ist vielfältig. Neben kernig-kräftigen Rotweinen aus der Rebsorte Cannonau ist sicherlich der weiße Vermentino der bekannteste Inselwein. Cannonau ist die lokale Form der spanischen Garnacha (in Frankreich als Grenache bekannt) und Vermentino ist an der ligurischen Küste als Pigato, im Piemont als Favorita und in Südfrankreich als Rolle zu finden. Beide Rebsorten werden auf der Insel in diversen Stilen ausgebaut.
Das Angebot variiert nicht nur in punkto Qualität, sondern reicht stilistisch von trocken bis lieblich, von trinkanimierend bis eichenwürzig: Chamäleons der sardischen Weinwelt. Der Vermentino wird neuerdings sogar als Schaumwein vinifiziert. Ebenfalls beachtenswert ist der Vernaccia di Oristano. Ein oxidativ ausgebauter Weißwein mit mindestens 15 vol. %, der auch als sardischer Sherry bezeichnet wird.
Wesentlich bedeutender für den Export ist allerdings die Korkproduktion. In der Region Gallura, im Nordosten der Insel, befinden sich die Korkeichenwälder, aus deren Baumrinden mittlerweile 85% der italienischen Korkproduktion stammen. Ein florierender Wirtschaftszweig mit einem nachwachsenden Rohstoff, wenn auch 25 bis 30 Jahre ins Land streichen müssen, bis die Borke des Baums geschält werden kann.
Das Aufkommen alternativer Verschlusssysteme für Wein- und Sektflaschen, beispielsweise durch Glasstopfen, Drehverschlüsse oder Kronkorken, führte kurzfristig zu einem Rückgang der Nachfrage. Die in der Weinbranche so gefürchtete Gefahr eines „Korkschmeckers“, herbeigeführt durch verunreinigte Verschlüsse, tat ihr Übriges.
Als Verursacher des sogenannten Korkschmeckers hat man die Substanz Trichloranisol, kurz TCA genannt, identifiziert. Einen unangenehm riechenden Stoff, der in Rosinen ebenso zu finden ist, wie in Trink- und Mineralwasserflaschen oder sogar in Bier. Trichloranisol ist schon in geringster Konzentration zu riechen und zu schmecken. Der Einsatz von chlorphenolhaltigen Fungiziden in Korkeichenwäldern, Mitverursacher der Misere, wurde mittlerweile von Seiten der EU verboten. Die Kork-Industrie hat ihre Produktionsprozesse grundlegend überarbeitet. Innovative Behandlungs- und Analysemethoden zur Ausmerzung des zerstörerischen Phänomens wurden optimiert und der Einsatz von Chlorphenolen aus den Arbeitsabläufen gestrichen.
Die deutliche Qualitätssteigerung der sardischen Produkte, aber auch die Ausweitung der Verwendungsmöglichkeiten von Naturkork machten die rückläufigen Zahlen zwischenzeitlich wieder wett. Neben dem Einsatz für Flaschenverschlüsse werden die schall- und wärmedämmenden Eigenschaften des Naturprodukts zur Herstellung von Bodenbelägen, für technische Verbundstoffe aber auch beispielsweise für Schuhsohlen verwendet.
Wer sich vertiefend mit der sardischen Korkproduktion auseinandersetzen will: In Calangianus gibt es das Museo del Sughero welches keine Frage diesbezüglich offen lässt.
Florian Fischer
Weinschreiberling & Inhaber des Weinfachhandels Weinhalt
Florian ist unser Weinexperte. Der Sommelier & Weinakademiker weiß worauf es bei einer guten Traube ankommt und hat zu jeder Region einen besonderen Weintipp, den er Ihnen hier empfiehlt.
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