Hommage an Sardinien

Isola Sarda Kochbuch Tipp Sardinien Rezept

Neulich besuchten Freunde mich zum Essen. Das freute mich aus drei Gründen. Erster ist die willkommene Abwechslung vom ereignislosen Corona Alltag. Zweiter ist die Gelegenheit, für andere zu kochen (was ich viel lieber mache, als für mich selbst). Und dritter ist der Neuzugang in meine Kochbuch-Sammlung: Isola Sarda von Letitia Clark.

Es gibt Menschen, die muss man gar nicht persönlich kennen, um große Sympathie für sie zu empfinden. Letitia ist für mich eine dieser Menschen. Ihr erstes Kochbuch Isola Sarda: Rezepte und Geschichten aus Sardinien erschien letztes Jahr und ist eine Hommage an die Insel, ihre neue Heimat. Wegen dem Brexit verließ die Britin mit ihrem sardischen Freund Luca England und lebt, kocht und malt jetzt auf Sardinien. Eine Liebesgeschichte in vielerlei Hinsicht. Denn in dem Buch erfährt man auch, dass Letitia auf Sardinien ihre Küche fand.

„Ich wollte eine Küche finden, die in sich selbst verwurzelt war, deren Fundament nicht durch irgendeine Mode oder Laune ins Wanken gebracht oder deren Einfachheit unterwandert wurde. Ich wollte Wahrhaftigkeit, ich wollte Käse, ich wollte Wein – »im Haus gemacht« wie Luca zu sagen pflegte –, serviert aus Plastikkanistern und Olivenöl in alten Colaflaschen, das grün schimmerte und reichlich floss. Ich wollte Gemüse, das auch danach schmeckte und nicht in Würfel, Streifen oder andere Formen geschnitten werden musste. Ich suchte die raue Seele des Kochens. Ich wollte Nonna in Hausschuhen, die mich anschrie, ich solle gefälligst meine eigenen Semmelbrösel reiben (ich kaufe sie, wenn sie es nicht sieht).“

Bodenständig, mit einer großen Wertschätzung für gute Zutaten und das gemeinsame Speisen. So lässt sich vielleicht zusammenfassen, was Letitia als sardisches Kochen und Essen beschreibt. Das tut die britische Köchin mit viel Witz, Warmherzigkeit und spannenden Einblicken in ihren Alltag auf Sardinien, Geschichten zu der Insel und den Menschen, die sie dort kennenlernte.

„Die Sarden machen Dinge auf ihre Art. Inselzeit, so heißt es manchmal. Es kann einen rasend machen. Es gibt kaum ein Gespür für jedwede Dringlichkeit. Sarden haben immer Zeit zum Essen, Trinken und Reden. Routinemäßige Besorgungen dauern oft den ganzen Tag, weil man unterwegs Freunde trifft und schließlich mit einem aperitivo in der Nachmittagssonne sitzen bleibt.“

Ein Lebensgefühl, das nicht nur die Texte des Buches vermittelt. Die ganze Aufmachung entführt einen sofort in die mediterrane Kulturlandschaft. Mit stimmungsvollen Fotos, warmen Farben, gekonntem Layout und hübschen Illustrationen. Und natürlich dem Herzstück eines Kochbuchs: den Rezepten.

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Dieser Text kritisiert Isola Sarda dafür, dass die vorgestellten Rezepte nur bedingt sardisch seien. Für mich ein Missverständnis, was vielleicht bei der Übersetzung des englischen Originaltitels anfängt. Bitter Honey: Recipes and Stories from the Island of Sardinia ist aus der Perspektive einer Britin geschrieben, die jetzt Teil einer sardischen Familie ist und selbst sagt, dass die Rezepte inspiriert von der sardischen Küche sind. Wann immer Letitia Rezepte abwandelt, ist das meines Empfindens nach transparent geschildert und es bereichert das Kochbuch, dass die Autorin ihre Persönlichkeit in die Küche einfließen lässt. Das tut Letitia stets mit viel Respekt und ausführlichen  Beschreibungen zu typisch sardischen Zutaten, wie zum Beispiel Olivenöl oder Artischocken.

„Ich bin keine Sardin. Dieses Buch möchte auch kein umfassendes Kompendium zur echten sardischen Küche sein. Authentizität ist ein schwieriges Terrain, wie jeder weiß, der über Essen (vor allem über das italienische) schreibt. Jeder Koch auf Sardinien kocht auf seine Weise und glaubt, dass diese die einzig Richtige sei. Der Stolz der Sarden (und Italiener) auf ihre regionale Küche macht sie erst attraktiv, doch das Streben nach »Authentizität« beim Schreiben von Rezepten ist oft ein aussichtsloses Unterfangen. Rezepte, genau wie jede Geschichte und jede Erinnerung, sind ein Potpourri von Einflüssen, Folgen, Notwendigkeiten und Innovationen. Daran musste ich kürzlich denken, als Franca – Lucas Mutter – ein Rezept für »eine traditionelle sardische Suppe« beschrieb, die tatsächlich, ohne jeden Zweifel, eine französische Zwiebelsuppe war.“

Für meine Freunde kochte ich gebackenes Hähnchen mit Zitrusfrüchten, Fenchel und Weißwein. Ein großartiges Rezept, was meine Begeisterung für das Kochbuch einmal mehr bestätigte. Ich mag einfaches Kochen mit einem raffinierten Ergebnis. Das Rezept bereitet sich beinahe von selbst zu, hebt die einzelnen Komponenten hervor und lässt sie zugleich verschmelzen. Fruchtig frisch und würzig. Voll und leicht.

Ich habe in der selben Woche noch einmal zu dem Kochbuch gegriffen. Ein Hinweis darauf, dass ich es noch öfter tun werde und dass Isola Sarda nicht nur etwas für den Coffee Table ist. Das Buch ist eine Bereicherung für jede Alltagsküche, eben jene, die Letitia auf Sardinien fand.

Das Kochbuch Isola Sarda hier bestellen

Oder beim Buchhandel Ihres Vertrauens

Mehr über Letitia Clark erfahren Sie ebenfalls auf Ihrem Blog. Außerdem können Sie da die schönen Illustrationen der Britin erwerben.

Zubereitungszeit ca. 20 Minuten | Marinierzeit ca. 6 – 12 Stunden | Für 4 bis 6 Personen

Zutaten

1 Zitrone (bio)
1 Orange
3 El Dijon-Senf
4 El Olivenöl
2 Tl Meersalz
2 Tl Fenchelsamen
650 ml Weißwein
2 Fenchelknollen
8 Hähnchenschenkel
Eine Hand voll grüne Oliven

Rezept

  1. Für die Marinade die Schale der Zitrone abreiben. Den Abrieb mit dem Saft der Zitrone und dem der Orange in eine Schüssel geben. Senf, Olivenöl, Salz, Fenchelsamen und Weißwein dazugeben und verrühren.
  2. Die Fenchelknollen vierteln. Das Grün zum garnieren beiseite stellen.
  3. Hähnchen und Fenchelknollen in eine ofenfeste Form geben und mit Marinade übergießen. Bedeckt einige Stunden kühl stellen.
  4. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen.
  5. Auf dem marinierten Hähnchen und Fenchel die Oliven verteilen und zusätzlich etwas Olivenöl auf die Hähnchen träufeln.
  6. Bis das Hähnchen braun und der Fenchel weich ist, für ungefähr eine Stunde im Backofen garen lassen.
  7. Die Sauce in einen Topf gießen und für ein paar Minuten aufkochen, bis sie etwas reduziert.
  8. Hähnchen, Fenchel mit Sauce und Fenchelgrün anrichten.
Lea Biermann

Lea Biermann

Redaktion

Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen.
Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.

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