Fado in Lissabon

Fotos: Mercedes Corvinus
Abseits der Hauptstraßen von Lissabons Altstadt ist es selbst an lauen Sommerabenden noch ruhig. Vereinzelt biegen Passanten aus den schmalen Gassen, verschwinden in die nächste. Schnell verklingen die Schritte auf dem Pflaster. Straßenkunst ziert hier die Hauswände, vereinzelt auch die so bekannten gemusterten Fliesen. Azulejos werden sie in Portugal genannt.
Manche erstrecken sich zu unendlich verzweigten, sich immer wiederholenden Mustern über die Wände. Andere zeigen ein Bild, dass sich aus den Kacheln zusammensetzt. In Lissabon bemühen sich Restaurateure um den Erhalt der farbenfrohen Hauswände. Doch dem Land fehlt oft das Geld und so bröckeln die Fassaden auf romantische, aber unaufhaltsame Weise.
Neben den Hauptstraßen tauchen die touristischen Lokale nur noch vereinzelt auf. Portugiesisch beschriftete Tafeln laden in Gaststätten zum Speisen ein. Hier stehen meist die Empfehlungen des sugestão do chefe (Küchenchef) und das prato do dia (Tagesgericht).
Da die Stadt an der Flussmündung des Tejo liegt, der hier im Atlantik mündet, ist die klassische Küche Lissabons von Fisch geprägt, der auf vielseitige Weise zubereitet wird. Nicht selten streckt ein Kellner hier und da den Kopf aus der Tür, da es in Portugal höflich ist, wenn dieser den Gästen ihren Platz zuweist.
Zur späteren Stunde beleben sich die Gassen an manchen Ecken wieder. Aus zwei offenstehenden Fenstern schallt Musik und eine Ansammlung von Lissabonern und Gästen aus aller Welt stehen mit einem cerveja (Bier) oder einer Sangria an die Hauswände gelehnt oder haben sich in Hauseingänge gesetzt. Die portugisiche Sangria ist im Gegensatz zu ihrer spanischen Verwandten nicht dunkel. Anstatt Rotwein verwendet man hierzulande einen weißen oder roséfarbenen Vinho Espumante, also Schaumwein.
Wer nicht vor dem Haus steht oder sitzt ist drinnen und tanzt dicht an dicht, immer mit einem Partner. Diejenigen, die eine Pause machen wollen, werden ausgewechselt und scheinbar mühelos setzen die Tänzer ihre Schritte zur Musik ein, die von zwei Gitarristen auf einer Bühne am hinteren Ende des Raumes erklingt. Begleitet werden sie von einer Sängerin, deren schwerer Gesang mit einer Leichtigkeit Besitz von der Atmosphäre ergreift, die widersprüchlich scheint. Fado.
Die genaue Entstehungsgeschichte des Fado ist unbekannt. Geprägt von brasilianischen Einflüssen, soll er seinen Weg über Lissabon nach Europa gefunden haben. Die Portugiesen haben ihrem Fado ein Wort gewidmet: Saudade.
Saudade bezeichnet ein Gefühl der Melancholie, aber auch der Sehnsucht. Ein Äquivalent gibt es sonst nirgends.
Obwohl der Fado allein von seiner Art ihn zu singen sehr melancholisch klingt, wird er nicht selten von einer fröhlich anmutenden Melodie begleitet. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass einer der beiden Gitarrenspieler auf keinem normalen Instrument spielt. Es ist eine zwölfsaitige guitarra portugesa, die es ihrem Spieler möglich macht das ganze Spektrum der mal wehmütigen, mal frohen Fado-Klänge zu spielen. Der andere Gitarrist gibt mit seinem Instrument den Takt vor, zu dem sich die Tänzer durch den Raum bewegen.
In Lissabon gibt es viele kleine Fado-Lokale. In den meisten sitzen die Gäste an Tischen und lauschen der schwermütigen Musik. Manche Fados sind so bekannt, dass das Publikum spontan mitsingt. Bei Themen wie Liebe, Glück oder Unglück und die unergründliche Saudade, die portugiesische Sehnsucht, kann sich jeder wiederfinden.
Die Texte entstanden ursprünglich in den ärmeren Vierteln der Stadt und handeln so von Alltäglichem. Im späten 20. Jahrhundert wurden die Texte lyrischer. Mittlerweile ist der portugiesische Fado auf der ganzen Welt bekannt. Dafür hat auch Amália Rodrigues gesorgt.
Sie gilt als die erste große Fadista, als erste große Fado-Sängerin. 1939 begann Amália Rodrigues in Lissabon ihre Karriere und wurde als Galionsfigur der portugiesischen Nationalmusik 1999 mit einem Staatsbegräbnis geehrt. Bis heute werden ihre Lieder gesungen, da ihre Texte das Nationalgefühl der Portugiesen stärken. Auch an diesem Abend setzt die Sängerin zu einem der bekanntesten Lieder von Amália Rodrigues an: Uma Casa Portuguesa.
„Vier weiß getünchte Wände,
es duftet nach Rosmarin,
ein Korb voll glänzender Trauben,
und Rosen draußen im Garten.
Ein Heiliger Josef auf den Wandfliesen
und dazu die Frühlingssonne.
Ein Versprechen von Küssen
Zwei Arme, die auf mich warten.
Das ist ein portugiesisches Haus, das ist sicher!
Das ist sicherlich ein portugiesisches Haus!“
Lea Biermann
Redaktion
Seit vielen Jahren schreibt Lea für Redaktionen & Unternehmen.
Bei Glücksmomente Charmingplaces erzählt Lea am liebsten über Menschen und ihre Leidenschaft, sowie Bücher oder Filme, die direkt ins Herz gehen.
Wir müssen nicht verreisen, um das Lebensgefühl eines Ortes zu spüren. Holen Sie sich den Urlaub nach Hause. Für die Vorfreude, Erinnerung oder einfach so.
So mancher Lissabon-Besucher hat sich an der Backkunst versucht – so wie wir. Das Rezept kommt dem Original verdächtig nahe.
In Lissabon sind Schwermut und Leichtigkeit nicht immer Gegensätze. Unsere Tipps erzählen von schweren Geschichten und leichten Genüssen.
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