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Erkunden Sie Deutschlands schönsten Berg mit unserem Buchtipp Berchtesgaden
Header-Foto: © Klaus Fengler Photographie
Und ewig lockt und ruft der Watzmann. Deutschlands wohl schönster und schicksalsträchtigster Berg ist die Attraktion des Berchtesgadener Landes. Der Watzmann ist Wahrzeichen und Werbeträger; er wurde vielbesungen, vielbeschrieben und vielbestiegen.
Auch wenn (oder gerade weil) der schroffe Gebirgsstock es seinen Aspiranten nicht leicht macht, wird der Ruf des Watzmanns von unzähligen Menschen erhört. Das Watzmannhaus der Sektion München ist mit über 10.000 Übernachtungen pro Jahr eine der meistbesuchten Hütten des Deutschen Alpenvereins. Für viele Bergbegeisterte gehört der Watzmann zu den Gipfeln, auf denen man gestanden haben muss.
Doch Schönheit und Berühmtheit haben ihren Preis: Seit der Erstbesteigung der Mittelspitze durch den Slowenen Valentin Stanič im Jahr 1800 gab es mehr als 110 Todesfälle am Watzmann. Die Ernsthaftigkeit und Länge der beliebten Watzmann-Überschreitung und die Durchsteigung der 1.800 Meter hohen Ostwand werden häufig unterschätzt – selbst wenn der Mensch und seine Bauten in der gigantischen Felskulisse verschwindend klein wirken.
Felsgigant Watzmann: sagenhaft wild, beeindruckend schön
Je schöner der Berg, desto lauter sein Ruf. Der Watzmann wurde von Lesern der Zeitschrift Bergsteiger zum schönsten Berg weltweit gewählt, noch vor den ikonischen Drei Zinnen und der formvollendeten Pyramide der Ama Dablam.
Angesichts von so viel Naturschönheit kann man nur in stilles Staunen verfallen – zu Füßen der Ehrfurcht gebietenden Watzmann-Ostwand allemal. Sie ist die höchste Felswand der Ostalpen, ein unüberschaubares Gefüge aus Rampen und Rinnen, Absätzen und Bändern, Felsspornen und Schluchten, Schutt- und Schneefeldern.
Wegmarkierungen oder durchgehende Sicherungen gibt es nicht, hier sind Orientierungssinn und alpine Klettererfahrung gefragt.
Von seiner Nordseite zeigt sich das Bergmassiv besonders fotogen. Aus dieser Richtung lassen sich die besten „Familienfotos“ vom Watzmann, seiner Frau und ihren Kindern machen.
Laut Watzmann-Sage ist die markante Gipfelkette eine Königsfamilie, die zur Strafe für ihr grausames Herrschen versteinert wurde. Die beiden höchsten, einander zugeneigten Gipfel waren einst der wilde König Watze und seine Frau. Zwischen ihnen reihen sich fünf kleinere Nebengipfel aneinander: ihre zu Stein erstarrten Kinder.
Schon die Maler der Romantik entdeckten die einprägsame Silhouette der Watzmannfamilie als Bildmotiv. Ihr bekanntester deutscher Vertreter, Caspar David Friedrich, war jedoch nie selbst vor Ort. Er komponierte sein Watzmann-Gemälde nach einer Aquarellstudie seines Schülers Johann August Heinrich und eigenen Skizzen von Felsgebilden im Harz.
Der westliche Teil des Gebirgsstocks, der zu Stein gewordene König, wird Großer Watzmann genannt. Ein rund 4,5 Kilometer langer Grat verbindet seine drei Hauptgipfel: das Hocheck (2651 m), die Mittelspitze (2713 m) und die Südspitze (2712 m).
Er ist das Herzstück einer anspruchsvollen Rundtour: der 24,5 km langen Watzmann-Überschreitung, bei der rund 2.400 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und ungesicherte Kletterpassagen zu bewältigen sind. Der Tiefblick vom schmalen Felsgrat hinab zum Königssee oder ins westseitige Wimbachgries ist atemberaubend – und nur etwas für Schwindelfreie.
Abenteuer Watzmann: eine alpine Augenreise
Um in den Genuss dieser abenteuerlichen Perspektiven zu kommen, müssen Sie nicht auf Messers Schneide balancieren. 2021 erschien im Bruckmann Verlag eine opulent bebilderte Bergmonografie, die den Watzmann im Lesesessel erobern lässt.
Die Autorin Kathrin Thoma-Bregar und der renommierte Outdoor-Fotograf Klaus Fengler widmen sich dem Bergmassiv von allen Seiten, seinen rauen wie seinen sanften. Reisen Sie mit den Augen über schroffe Gipfel und Grate, blühende Almwiesen und spiegelglatte Seen!
Unser Buchtipp Berchtesgaden porträtiert nicht nur das steinerne Wahrzeichen dieser Region im hintersten Zipfel von Oberbayern, sondern auch die Landschaft und die Menschen in seinem Umfeld. „Abenteuer Watzmann“ ist eine Liebeserklärung an die Lebenskultur des Berchtesgadener Landes.
Vielleicht deshalb eine so leidenschaftliche, weil beide Herausgeber vom norddeutschen Tiefland dorthin gezogen sind. Das Leben inmitten der grandiosen Bergnatur ist für sie keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Herzenswunsch, den sie sich erfüllt haben.
Dass sich die Autorin mit ihrer Wahlheimat eng verbunden fühlt, liest man aus den Texten heraus, für die sie das Gespräch mit den Menschen am Berg gesucht hat. Ihre Porträts von Bergsteigern und Bergsteigerinnen, Sennerinnen, Nationalpark-Rangern und Landwirten lassen Nähe entstehen und geben persönliche Einblicke, die in keinem Reiseführer stehen.
Kathrin Thoma-Bregar spannt den erzählerischen Bogen von den Pionieren des Watzmanns bis zu ihren Urenkeln; zeigt auf, wie der Berg Menschen über Generationen hinweg verbindet und zu legendären Leistungen animiert.
Dem Ruf von König Watzmann kann sich niemand entziehen, der einmal in seinen Bann geraten ist. So wie der Berchtesgadener Bergführer Heinz Zembsch, der die Watzmann-Ostwand 411-mal „gegangen“ ist. Oder die Münchner Hebamme Julika Gervasoni, die jeden Sommer als Sennerin auf die Schapbachalm zurückkehrt.
Spätestens zu Weihnachten verspürt sie schon wieder Sehnsucht nach der Alm und träumt von ihrem Hüttenbankerl mit Watzmannblick.
Ein Berg, ein Buch, viele Facetten
Klaus Fenglers Fotografien erzeugen auch da Intensität, wo die Texte ein wenig distanzierter klingen, das persönliche Erleben vermissen lassen. Der erfahrene Expeditionsfotograf und Kletterer ist seit langem in der Vertikalen zuhause. Seit einiger Zeit auch in der Nähe des Watzmanns, was man seinen Bildern anmerkt.
Die Kletterfotos im Buch versetzen direkt ins Geschehen, sie bringen das Gefühl des Augenblicks zum Ausdruck. Ebenso anziehend wirken die Landschaftsaufnahmen und Portraitfotos, sodass der großformatige Bildband mit seinen meist seitenfüllenden Abbildungen die wiederholte Betrachtung lohnt.
Dank der thematischen Vielseitigkeit ist „Abenteuer Watzmann“ ein empfehlenswertes Buch für alle, die Berge lieben – nicht nur für diejenigen, die sie auch besteigen.
Hier gibt’s das Buch
Kathrin Thoma-Bregar, Klaus Fengler
Abenteuer Watzmann
Naturwunder, Mythos, Schicksalsberg
Erschienen im Bruckmann Verlag im Mai 2021
192 Seiten, ca. 190 Abbildungen
Format 26,8 x 28,9 cm
Hardcover
ISBN 978-3-7343-1917-4
Mareike Dietrich
Textgestalterin – Autorin
Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.
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2 Kommentare
Super schön gemacht. Danke! Herzliche Grüße Klaus
sehr gerne! Danke ebenso! Liebe Grüße, Anja Fischer