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Folgen Sie den Spuren berühmter Maler der Romantik – mit unserem Kulturtipp Sächsische Schweiz
Header-Bild: © Tourismusverband Sächsische Schweiz, Philipp Zieger
Wildromantische Schluchten und spektakuläre Felsformationen. Tafelberge, die sich aus weitläufigen Wäldern erheben und atemberaubende Panoramablicke auf das Elbtal eröffnen.
Imposante Felsentore und Höhlen, abenteuerliche Stiegen und Steige – all das erwartet Sie auf dem 116 Kilometer langen Malerweg im Elbsandstein, der in fünf bis acht Tagesetappen von Liebethal nach Pirna führt.
Wandern auf den Lieblingspfaden der Romantiker
Die Geschichte des Malerwegs begann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der Gründung der Kunsthochschule Dresden. Bald wurde die pittoreske Landschaft vor den Toren der Stadt zum beliebten Studienobjekt.
Zwei an die Akademie berufene Schweizer Künstler gaben dem deutschen Teil des Elbsandsteingebirges seinen heutigen Namen. Sie durchwanderten die „Sächsische Schweiz“ und hielten zahlreiche Motive in Gemälden und Kupferstichen fest.
Mit der Wende zum 19. Jahrhundert setzte sich eine neue Ästhetik durch, für die dieser urwüchsige Landstrich wie geschaffen schien. Die Künstler der Romantik suchten das Geheimnisvolle, Emotionale und Transzendente in der Natur.
Ihr wohl bedeutendster deutscher Vertreter, Caspar David Friedrich, fand auf seinen Exkursionen in die Sächsisch-Böhmische Schweiz Anregungen für seine symbolträchtigen Landschaftsdarstellungen. Für ihn bot das Elbsandsteingebirge Zuflucht vor den an seinem Wohnort Dresden ausgetragenen Kämpfen gegen die Besatzung Napoleons.
Den Malerweg empfand Friedrich, der gern wochenlang durch die Natur zog und zeichnete, zugleich als Erkenntnisweg. „Ich muss allein bleiben und wissen, dass ich allein bin, um die Natur vollständig zu schauen und zu fühlen. Ich muss mich dem hingeben, was mich umgibt, mich vereinigen mit meinen Wolken und Felsen, um das zu sein, was ich bin“, schrieb er.
Sehnsuchtsort Sächsische Schweiz
Die Sächsische Schweiz ist nach wie vor ein Sehnsuchtsort für Naturverbundene, insbesondere für diejenigen, die gerne wandern und klettern.
Wie gut, dass der Tourismusverband Sächsische Schweiz den historischen Malerweg wiederbelebt hat. Seit 2006 ist die um einen linkselbischen Teil erweiterte Strecke durchgängig mit einem M-Symbol markiert. Die Malerweg-Website bietet ausführliche Informationen zur Tourenplanung, Unterkunftsbuchung und den Anforderungen der einzelnen Etappen.
Eine gut gestaltete Wanderbroschüre kann kostenlos als Druckversion bestellt oder digital abgespeichert werden. Im Bergverlag Rother ist zudem kürzlich ein Wanderführer zum Malerweg erschienen.
Das Schöne am Malerweg sind die vielfältigen Möglichkeiten, die er für Wandernde aller Art bereithält. Acht Tagesetappen lautet die offizielle Empfehlung für die Einteilung des Malerweges. Dann sind die einzelnen Teilstücke etwa 11 bis 18 Kilometer lang, mit einer maximalen Höhendifferenz von rund 640 Metern im Aufstieg.
Für sportlich Ambitionierte gibt es Etappenempfehlungen von bis zu fünf Tagen. Jedoch empfiehlt es sich, Zeit für die lohnenden Abstecher entlang des Weges einzuplanen – und vor allem ausreichend Zeit zum Innehalten und Staunen.
Anspruchsvollere, klettersteigähnliche Streckenabschnitte – im Elbsandstein „Stiegen“ genannt“ – können umgangen werden. Das ist auch für Hundebesitzer ideal, die sich über die entsprechenden Hinweise für vierbeinige Wanderer freuen dürften. Für abenteuerlustige Zweibeiner sind diese steilen Wegpassagen, die über Treppen, Leitern oder Eisenklammern führen, der reinste Genuss.
Aber Achtung! Ein durchgehendes Stahlseil zur Selbstsicherung, wie man es von Klettersteigen kennt, ist nicht vorhanden. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind hier Voraussetzung fürs ungetrübte Wanderglück.
Romantische Tage und Nächte
Auch hinsichtlich der Nächtigung ist für jeden Gusto etwas dabei. Die Wanderbroschüre listet zu jeder Etappe ausgewählte Unterkünfte aus, deren Spektrum vom Campingplatz bis zum Vier-Sterne-Hotel reicht.
Besonders komfortabel ist die Buchung eines Pauschalangebots mit Gepäcktransport. So kommen Sie leichten Fußes voran und vor allem überall durch, denn in den engen Felsspalten ist ein großer Rucksack hinderlich. Ganz ohne sollten Sie jedoch nicht unterwegs sein. Es gibt kaum Trinkwasserquellen und in den kühlen Schluchten benötigen Sie etwas zum Überziehen.
Alternativ können Sie sich eine zentrale Unterkunft suchen und die Etappen einzeln abwandern. Das gut ausgebaute ÖPNV-Netz in der Region ermöglicht es, alle Tagesstrecken von einem Ausgangspunkt in Angriff zu nehmen.
Eine besonders romantische Art, die Nacht unterwegs zu verbringen, ist das „Boofen“. Im Nationalpark Sächsische Schweiz gibt es rund 60 ausgewiesene Freiübernachtungsstellen unter Felsüberhängen, die traditionell von Kletterern genutzt werden.
Leider nutzten diese Möglichkeit in den letzten Jahren nicht nur Naturliebhaber, sodass es zunehmend zu Ruhestörungen und Umweltverschmutzung kam. Ein temporäres Übernachtungsverbot von Mitte Mai bis Mitte Juni soll nun eine störungsarme Aufzucht des Wildtier-Nachwuchses gewährleisten.
Selbst wenn Sie ein weiches Hotelbett dem harten Waldboden vorziehen – vor Ihrer Wanderung durch das Nationalparkgebiet sollten Sie sich in jedem Fall über die Verhaltensregeln innerhalb dieser sensiblen Naturschutzzone informieren.
Kunst-Highlights auf dem Malerweg
Da der Wegverlauf der Streckenabschnitte bestens beschrieben ist, möchte ich Ihnen stattdessen pro Etappe einen Ort vorstellen, an denen Sie in bekannte Kunstwerke der Romantik eintauchen können. Folgen Sie mir in die wilde Welt der Felsenwälder zu faszinierenden Gemälden aus einer längst vergangenen Epoche!
Auf dem Malerweg werden Sie immer wieder auf Infotafeln stoßen, die Ihnen die dort entstandenen Werke der Maler nahebringen.
Highlight Etappe 1: Uttewalder Grund
Mit „Grund“ werden in der Sächsischen Schweiz tief eingeschnittene Schluchten bezeichnet. Im Uttewalder Grund gibt es ein beeindruckendes Felsentor, das durch herabgestürzte und zwischen den engen Schluchtwänden steckengebliebene Felsblöcke gebildet wird.
An der Wende zum 19. Jahrhundert änderte sich die Betrachtungsweise der Natur: Entsetzen über ihre Urgewalt und Bedrohlichkeit wandelte sich in Entzücken über die Romantik des Werdens und Vergehens.
Caspar David Friedrich suchte hier mehrere Tage lang die Einsamkeit und skizzierte die Landschaft. Auch seinen Schüler Johann August Heinrich faszinierte die Atmosphäre in der schattigen Schlucht.
Highlight Etappe 2: Bastei
Die spektakuläre Felsformation der Bastei zog ebenfalls zahlreiche Künstler an. Caspar David Friedrich ließ sich hier in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts für sein Gemälde „Felsenpartie im Elbsandsteingebirge“ inspirieren.
Die Basteibrücke zum Neurathener Felsentor gab es damals noch nicht. Heute besuchen jährlich mehr als eine Million Touristen die Bastei, Anfang 2023 wurde eine neue Aussichtsplattform eröffnet. Wenn Sie die romantische Einsamkeit aus Friedrichs Gemälde suchen, sollten Sie früh Ihre Wanderschuhe schnüren.
Highlight Etappe 3: Burg Hohnstein
Die Burg Hohnstein wurde vermutlich im 12. Jahrhundert als böhmische Grenzfeste zur Markgrafschaft Meißen errichtet. Sie ist die einzige erhaltene der einst zahlreichen rechtselbischen Burgen. Die auf einem Sandsteinfelsen 140 Meter über dem Polenztal thronende Felsenburg ist das Wahrzeichen der gleichnamigen Kleinstadt.
Der Dresdner Maler Ernst Ferdinand Oehme schuf 1827 ein romantisches Ölgemälde der Burg. Gemeinsam mit Caspar Davids Friedrichs Schüler Johann August Heinrich widmete sich Oehme regelmäßig dem Naturstudium rund um Dresden, insbesondere in der Sächsischen Schweiz.
Highlight Etappe 4: Felsentor Kuhstall
In der Schichtfugenhöhle am Neuen Wildenstein fanden die Maler der Romantik ein Naturphänomen von größter emotionaler Wirkung. Das zweitgrößte Felsentor des Elbsandsteingebirges ist beeindruckende 11 Meter hoch und 17 Meter breit.
Noch heute ist die felsumrahmte Aussicht über die Hintere Sächsische Schweiz ein beliebtes Motiv, wenn auch meist für Fotografen. Über eine schmale Stiege, die „Himmelsleiter“, gelangt man durch einen schmalen Felsspalt zu einem weiteren Aussichtspunkt.
Johann Carl August Richter verewigte die im Volksmund „Kuhstall“ genannte Höhle um 1830 in einer kolorierten Radierung. Richter war als Landschafts- und Architekturzeichner in Dresden tätig und Schüler von Adrian Zingg, welcher der Sächsischen Schweiz ihren Namen gab.
Highlight Etappe 5: Kleinsteinhöhle
Nur geringfügig kleiner als der Kuhstall ist das Felsentor an der Südseite des Kleinsteins.
Die Kleinsteinhöhle wurde von Adrian Ludwig Richter zwischen 1816 und 1818 bei seiner Reise durch die Sächsische Schweiz gezeichnet und später als Kupferstich veröffentlicht. Richter, der zunächst an der Kunstakademie in Dresden studierte und später dort lehrte, gilt als bedeutender Maler und Zeichner der Spätromantik.
Der kurze Abstecher vom Malerweg zur Höhle lohnt sich nicht nur, um sich in Richters Gemälde hineinzuversetzen. Bestimmt treffen Sie an der Kleinsteinwand auf Kletterer, deren Künste Sie ebenso in Staunen versetzen werden.
Highlight Etappe 6: Kaiserkrone
Für Fans von Caspar David Friedrich ist der Tafelberg Kaiserkrone ebenfalls einen Abstecher wert. Liegt an seinem Fuß doch der große Felsblock, auf dem der berühmte „Wanderer über dem Nebelmeer“ steht.
Friedrich komponierte seine Motive im Atelier aus Versatzstücken, die er an verschiedenen Orten in der Natur vorfand und in Skizzen festhielt. So animieren seine Werke zu einer spannenden Spurensuche in der Sächsischen Schweiz.
Ganze Arbeit hat jedenfalls ein Fotograf und Blogger geleistet, um alle Elemente aus diesem Gemälde wiederzufinden. Wenn Ihnen die Zeit zum Detektivspielen fehlt, schauen Sie doch auf seinem Blog Fototour Deutschland vorbei.
Highlight Etappe 7: Königsstein und Lilienstein
Der Malerweg verlief ursprünglich nur auf der rechten Seite der Elbe. Das Prebischtor in der Böhmischen Schweiz markierte seinen spektakulären Endpunkt. Von dort aus fuhren die Künstler mit dem Boot elbabwärts zurück, um nochmals am Lilienstein bzw. der Bergfestung Königstein Halt zu machen.
Schon vor Beginn der Romantik war die Festung auf dem gleichnamigen Tafelberg ein geläufiges Bildmotiv. Die sächsischen Kurfürsten sorgten selbst dafür, dass ihr bauliches Meisterwerk in Bildern verewigt wurde – unter anderem von Canaletto und Adrian Zingg.
Ihr Zeitgenosse Johann Alexander Thiele schuf als kursächsischer Hofmaler vorwiegend Landschaftsansichten des Elbtals, darunter ein Gemälde der Festung Königstein. Vom Aussichtspunkt Thiele-Blick können Sie gut erkennen, wie stark der Künstler die Landschaftselemente überhöht hat, um eine dramatische Wirkung zu erzielen.
Highlight Etappe 8: Marktplatz Pirna
Zum Abschluss unserer Kunstwanderung wartet eine besondere Attraktion auf Sie – vorausgesetzt, Sie reisen im April an. Jedes Jahr um diese Zeit inszeniert die Stadt Pirna Das lebendige Canalettobild auf dem Marktplatz.
„Der Marktplatz zu Pirna“ – eine der elf Veduten, die der königlich-sächsische Hofmaler Bernardo Bellotto (genannt Canaletto) von Pirna fertigte – wird mit Darstellern in historischen Kostümen, Hunden und Pferden originalgetreu nachgestellt.
Für einige Zeit verharren die Akteure in dem auf die Leinwand gebannten Arrangement. Danach können die Zuschauer selbst Teil des Bildes werden und durch die Marktszene aus dem Jahr 1750 schlendern. Den genauen Termin finden Sie im Veranstaltungskalender der Stadt.
Unser Unterkunfts-Tipp: Der Laurichhof
Als Start- und Endpunkt Ihrer Mehrtagestour oder als Basislager für Tageswanderungen auf dem Malerweg möchte ich Ihnen den Laurichhof, unseren Charmingplace in Pirna, ans Herz legen. Ein echter Geheimtipp, den Sie in keinem Wanderführer finden.
Erlebnistipps für die Sächsische Schweiz, Pirna und Dresden finden Sie HIER. Viel Freude beim Entdecken, Erleben und Genießen!
Mareike Dietrich
Textgestalterin – Autorin
Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.
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