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Warum in die Ferne schweifen, liegt das Schöne doch so nah – unsere Erlebnistipps Sächsische Schweiz & Sachsen
Ich gebe zu, wir Münchner haben einen ausgeprägten Drang nach Süden, aber die Reise in die Sächsische Schweiz, mit ihren romantischen Städten entlang der Elbe, ist es absolut wert, entgegengesetzt zu fahren.
Sie werden begeistert sein von der malerischen Altstadt Pirnas, den zauberhaften Wanderwegen, den Schifffahrten auf der Elbe und nicht zuletzt von der Kunst- und Kulturstadt Dresden. Vergessen Sie auf keinen Fall Wanderschuhe einzupacken, es gibt unzählige, wunderschöne Wanderwege.
Heller Sandstein, grüne Hügel und mittendrin Pirna
Bei einem Bummel durch die heimeligen Gassen, gesäumt von Fachwerkhäusern, bemalten Häuserfronten, romantischen Arkadenhöfen, vielen Erkern und Giebeln und dem original erhaltenen Marktplatz versteht man, weshalb der venezianische Maler Bernardo Bellotto, besser bekannt als Canaletto (1722-1780), Pirna auf seinen Gemälden verewigt hat.
Als 25-jähriger Maler ließ sich der Künstler in Dresden nieder, malte 14 Bilder von der Stadt und schuf zwischen 1753 und 1756 einen Zyklus von elf Ansichten von Pirna; das wohl berühmteste Gemälde ist «Der Marktplatz zu Pirna». Viele Werke von Canaletto kann man in der Gemäldegalerie in Dresden bestaunen.
Im sogenannten Canaletto-Haus in der historischen Altstadt, das 1520 erbaut wurde, befindet sich heute die Touristeninformation. Am besten holen Sie sich dort einige Infos, zum Beispiel über die Schifffahrt auf der Elbe, Wandervorschläge durch die Sächsische Schweiz oder den aktuellen Veranstaltungskalender.
Nehmen Sie sich aber unbedingt Zeit für dieses bezaubernde Städtchen und achten Sie auf den Engelserker mit den bemalten Holzbalkendecken aus der Renaissance und auf die Volutengiebel mit der ebenfalls farbigen Balkendecke im Blechschmidthaus.
Beeindruckend ist auch das Rochowsche Haus mit der barocken Fassadenmalerei und die einzigartige gotische Bohlenstube im Tetzelhaus. Besonders reizvoll finde ich den historischen Innenhof des Dominikanerklosters, das um 1300 gegründet wurde.
Eindrucksvoll ist auch die spätgotische Hallenkirche St. Marien mit dem ausladenden Mittelschiff, geschmückt mit unzähligen Gewölbemalereien. Wenn Sie Glück haben, können Sie dem siebenstimmigen Glockengeläut lauschen, einem besonderem Ohrenschmaus.
Gönnen Sie sich zwischendurch unbedingt in einem der zahlreichen Cafés eine Eierschecke, ein typisch sächsischer Hefekuchen mit Quark-Apfel-Belag und Eier-Sahne-Guss (hier finden Sie unser Rezept für Eierschecke). So gestärkt steht einer Shoppingtour durch die hübschen Boutiquen nichts mehr im Wege.
Falls man nach dem üppigen Kuchen ein Verdauungsschnäpschen braucht, dann nichts wie hin zur Schau-Destillerie Pirna auf dem Brauhaus-Gelände. In der Manufaktur kann man den Brennern über die Schulter schauen und sich bei einem Tasting von den Qualitäten der edlen Obstbrände, Liköre oder dem Pirnaer Edelhopfen überzeugen.
Von vielen Ecken der Stadt aus hat man einen Ausblick auf die majestätische Festung Sonnenstein, die über der Stadt thront. Spazieren Sie hinauf und genießen Sie die grandiose Aussicht auf Pirna und die Elbe. In den Sommermonaten kann man dort die Ausstellung «Kunst trifft Geschichte» mit sehenswürdigen Exponaten bestaunen.
Ein genussvoller Ausklang des Sightseeing-Tages in Pirna ist ein Abendessen im Restaurant Felsenbirne in der Altstadt unweit der Elbe. In einem modernen Wohnzimmerambiente und im Sommer im gemütlichen Innenhof verwöhnt der gebürtige Dresdner Felix Mikulla seine Gäste mit schmackhaften Gerichten aus saisonalen und regionalen Produkten.
Schroffe Felsenmassive und wildromantische Schluchten
Der Kurort Rathen, lediglich 20 Kilometer von Pirna entfernt, liegt inmitten des Nationalparks Sächsische Schweiz. Sie erreichen das Wander- und Kletterparadies entweder mit dem Auto, dem Rad, mit der S-Bahn oder noch schöner mit dem Dampfschiff auf der Elbe.
Um diese eindrucksvolle Naturlandschaft richtig zu erleben, ist es ratsam, Wanderschuhe und eine Wanderkarte dabei zu haben. Hier finden Sie einige interessante Vorschläge für Wanderungen, mit Hinweisen auf den Schwierigkeitsgrad, die Länge der Tour und die Zeit, die man dafür einplanen muss.
Highlights dieser Erkundungstouren sind die Bastei, eine der bekanntesten Felsformationen der Region mit der 76 m langen, faszinierenden Basteibrücke und die sogenannten Schwedenlöcher, die einer mystischen Märchenwelt ähneln.
Die Felsenbühne Rathen zählt zu den schönsten Naturtheatern Europas, bei der die zerklüfteten Felswände über der Naturbühne eine schaurig-schöne Kulisse für die vielen Open-Air-Inszenierungen bilden.
Zum Repertoire des diesjährigen Theatersommers zählen unter anderem Klassiker wie der «Freischütz», «Peter Pan», «West Side Story» und «Jedermann». Den Festspielplan 2023 finden Sie hier.
Nicht nur für Kinder ist die größte Garten-Modelleisenbahn der Welt ein erlebnisreicher Ausflug. Auf einer 4740 m langen Gleisanlage fahren 41 Züge vorbei an schmucken Häusern, über Brücken und Landschaften. Modelleisenbahn Fans können dort auch defektes Equipment reparieren lassen, sich unterschiedliches Zubehör für ihre private Anlage erwerben und natürlich mit Gleichgesinnten fachsimpeln.
Kunst, Kultur und Lebenslust
Die Stadt Dresden ist eine überwältigende Symbiose aus lieblicher Landschaft und einem prachtvollen Ensemble aus barocker Baukunst. Hinzu kommt eine unerschöpfliche Fülle an Kunst und Kultur und auf den Plätzen und Straßen der Stadt spürt man die Lebensfreude der Dresdner und der Gäste aus aller Welt.
Es gibt so unendlich viel Schönes zu entdecken, nehmen Sie sich deshalb unbedingt genügend Zeit. Bei schönem Wetter ist eine Fahrt auf einem historischen Raddampfer auf der Elbe perfekt, um diese Stadt zu erobern.
Auf einer Länge von 23 Kilometer durchfließt die Elbe Dresden, vorbei an den Elbschlössern Albrechtsberg, Eckberg und Lingner mit ihren fantastischen Parkanlagen.
Zücken Sie rechtzeitig den Fotoapparat für das «Blaue Wunder», so wird die bekannteste Elbbrücke seit ihrer Eröffnung 1893 genannt. Die außergewöhnliche Stahlkonstruktion in blauer Farbe, mit einer Gesamtlänge von 280 m und einer Höhe von 24 m, wurde vom Bauingenieur Claus Köpcke geplant und ist bis heute eines der Wahrzeichen Dresdens.
Wenn man zum ersten Mal in Dresden ist, empfiehlt es sich eine Stadtführung zu buchen, denn dabei erfährt man viel über die spannende Geschichte der Stadt.
Ein echtes kulturelles Highlight ist die prachtvolle Frauenkirche, die nach ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg, von 1994 bis 2005, mit Hilfe von Spenden aus der ganzen Welt in mühevoller Arbeit wieder aufgebaut wurde. Die Frauenkirche ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, es ist auch eines der bedeutendsten protestantischen Gotteshäuser.
174 Stufen, gefolgt von einem Wendelgang und weiteren zwei Treppenläufen, einer davon eine steile Leitertreppe, dann erreicht man die auf 67 Meter Höhe gelegene Aussichtsplattform. Belohnt für die Anstrengung wird man mit einem sensationellen Ausblick.
Rund um die Frauenkirche schmiegen sich prächtige Herrschaftshäuser mit barocken Fassaden. Zahlreiche Restaurants, Bistros, Kneipen und Cafés laden in der Münzgasse zu einer Verschnaufpause ein.
Lieben Sie Musik und Theater? Dann sind Sie in Dresden genau richtig und das nicht nur wegen der großartigen Inszenierungen in der berühmten Semperoper. Über 30 Theater, Kleinkunstbühnen und Konzertsäle bieten ein wahres Füllhorn an Kultur.
Bestaunens- und erlebenswert ist das neue Kreativareal im Kraftwerk Mitte, einem Industriedenkmal aus dem 19. Jahrhundert und heute hipper Treffpunkt für Kunst- und Kulturinteressierte.
Wer Lust auf junges Leben, Kneipenkultur und alternative Szene hat, dem empfehle ich die Neustadt! Das Viertel hat einen ganz eigenständigen Charakter und die höchste Kneipendichte der Stadt.
Noch ein paar Tipps für Gourmets: Es gibt zwei 1-Sterne-Restaurants und weitere sehr gute Restaurants mit gehobener Küche. Sterneküche bieten das Atelier Sanssouci sowie das Elements Deli Dresden in der Königsbrücker Straße, wo man in lockerer Atmosphäre speist, erfreulicherweise bei durchgehend köstlicher, warmer Küche.
Eine gute Wahl ist auch das Restaurant Daniel des Westfalen Daniel Fischer, der in der Gluckstraße die Gäste mit Gerichten aus saisonalen, besten Zutaten verwöhnt.
Mediterranes Feeling im Weinland Sachsen
Das östlichste Weinanbaugebiet in Deutschland zählt mit 511 Hektar zu den kleinsten Weinregionen, lediglich 0,2 Prozent der deutschen Weine stammen aus Sachsen. Dennoch blickt die Mini-Weinregion stolz auf 850 Jahre Weinbautradition zurück und die Böden, das Klima und die Erfahrung aus Jahrhunderten sind bis heute Garant für finessenreiche Tröpfchen.
Die geschichtsträchtige, sächsische Weinstraße schlängelt sich durch eine liebliche Flusslandschaft, gesäumt von Weinbergen, prachtvollen Schlössern und romantischen Weindörfern. Links und rechts des Weges laden kleine Weingüter, Straußenwirtschaften und Weinstuben dazu ein, die regionalen Weine und typischen Schmankerl zu verkosten.
An den malerischen Weinhängen werden vorwiegend weiße Rebsorten kultiviert, allen voran Müller-Thurgau, Riesling, Grau- und Weißburgunder, Scheurebe sowie Traminer. Die Hauptrebsorte bei den Rotweinen ist der Spätburgunder, gefolgt vom Dornfelder.
Ich kann nicht sagen, welcher Abschnitt mir am besten gefällt, aber ganz besonders romantisch ist die Landschaft bei Radebeul, vor den Toren von Dresden, und zu Recht «Sächsisches Nizza» genannt.
Naturbelassene Flussauen, faszinierende Weinbergterrassen, gepflegte Weingüter, einladende Weinstuben und nicht zuletzt das milde Klima wecken mediterranes Lebensgefühl und verlocken dazu, ein bisschen länger zu verweilen.
Ich empfehle Ihnen sich beim Weinbauverband Sachsen die sehr ansprechende Broschüre mit den Adressen aller Winzer und Weinstuben, mit Informationen zur Weinregion und einer anschaulichen Karte der Sächsischen Weinstraße HIER herunterzuladen.
Weitere Ausflugstipps
Die Stadt Meißen mit ihrer entzückenden Altstadt, den schmalen Kopfsteinpflastergassen, dem spätgotischen Rathaus, den prachtvollen Renaissance-Bürgerhäusern, den romantischen Innenhöfen, dem mittelalterlichen Dom und der Albrechtsburg, das älteste Schloss Deutschlands, ist auf jeden Fall einen Tagesausflug wert.
Ein weiteres Highlight ist die staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen. In einer Schauwerkstatt, einem Showroom und im dazugehörenden Museum erhält man einen anschaulichen Einblick in diese kunsthandwerkliche Tradition.
Pflanzenliebhaber empfehle ich, das Palmenhaus des Schloss Pillnitz zu besuchen. Dabei sind es nicht nur die Pflanzen, auch die moderne Stahlguss-Konstruktion, die 1859 bis 1861 unter Johann von Sachsen errichtet wurde, ist faszinierend und zählt bis heute zu den ältesten erhaltenen Bauten dieser Art.
Auf 660 Quadratmetern sind in Warm- und Kaltbereichen Pflanzen aus Australien, Neuseeland und Südafrika beherbergt. Eine wahre botanische Oase!
Nur ein knappes Stündchen von Pirna entfernt liegt die Silberstadt Freiberg, seit 2019 ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die silbernen Zeiten der Stadt liegen zwar 850 Jahre zurück, aber bis heute sind um die 550 denkmalgeschützte Bauwerke, rund um den spätmittelalterlichen Stadtplatz, Zeugen dieses Reichtums.
Sehenswert ist zudem die Terra Mineralia, mit 3500 Mineralien, Edelsteinen und Meteoriten die größte Mineralienausstellung Deutschlands.
Monika Kellermann
Wein & Genuss – Autorin
Monika Kellermann schreibt nicht nur seit vielen Jahren in Artikeln und Büchern über Wein und Genuss. Die Autorin ist auch Expertin für italienischen Lebensstil und kennt die Region rund um den Gardasee besonders gut, da sie dort neben München ihre zweite Heimat gefunden hat.
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Ein Kommentar
Das ist eine wundervolle Zusammenfassung unserer schönen Gegend. Pirna und Umgebung sind auf jeden Fall eine Reise wert … 😉