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Buchtipp: „Kykladen – Inselparadies im Griechischen Meer“

Buchtipp Griechenland - Rudi Sebastian Kykladen

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Rudi Sebastian hat das Lebensgefühl auf den Ägäischen Inseln eingefangen – unser Buchtipp Griechenland

Header-Foto: Die weiße Chora von Folegandros, © Rudi Sebastian

Rund vierzig größere und unzählige kleine Eilande bilden die Kykladen – eine Inselgruppe im Ägäischen Meer, die zu Griechenland gehört. Ein Paradies voller Kontraste: Im Sommer sind die bekannten Touristenziele wie Santorin, Mykonos oder Paros völlig überfüllt. Im Winter sind die Traumstrände und idyllischen Dörfer fast menschenleer. Selbst die bunte Blütenpracht des Frühjahrs bekommt kaum ein Tourist zu sehen, obwohl es dann auf den Kykladen eigentlich am schönsten ist.

Doch auch im Sommer finden sich noch genügend ruhige Plätze, um die spektakuläre vulkanische Landschaft und das kristallklare Meer zu genießen. Viele der bewohnten Inseln haben sich ihre Ursprünglichkeit bewahrt, andere sind gänzlich unbewohnt. Auf manchen finden sich Spuren antiker Siedlungen und vergangener Kulturen.

Den deutschen Fotografen Rudi Sebastian zieht es immer wieder auf die Griechischen Inseln – unter anderem, weil er leidenschaftlich gerne Wasser fotografiert. Die unvergleichlich klaren, in allen erdenklichen Blau- und Grüntönen schillernden Meeresbuchten der Kykladen, gepaart mit malerischer Architektur und dramatischen Landschaftsformationen waren für ihn mehr als Grund genug, diesem wunderschönen Fleckchen Erde einen ganzen Bildband zu widmen.

Ein Buch zum Blättern und Träumen

Der bekennende Griechenland-Fan stellt 27 der unzähligen Inseln im Ägäischen Meer vor, teils in künstlerisch-konzeptionellen, teils in dokumentarischen Fotografien. In neun Kapiteln nähert er sich den Kykladen aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit aufmerksamem Auge findet er das Ästhetische auch im Alltäglichen, fernab der bekannten Instagram-Hotspots. In lockerem Tonfall erzählen Rudi Sebastians Begleittexte vom Leben auf den Inseln; porträtieren Landschaften, Orte und Menschen.

Auch der kritische Blick auf die vermeintlich heile Urlaubswelt fehlt nicht: Im Vorwort werden die Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus und Klimawandels beschrieben, die sich in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher auf den Inseln abzeichnen. Es bleibt zu hoffen, dass Rudi Sebastians Fotos und Texte das Bewusstsein für achtsamen Tourismus schärfen und den Wunsch wecken, dieses einzigartige Zusammenspiel von Natur und Kultur zu erhalten.

Ebenso abwechslungsreich wie sein Inhalt ist die grafische Gestaltung des Buches. Vollformatige Bilder wechseln sich ab mit Collagen, Farbfotografien mit Schwarzweißaufnahmen. Dazwischen eingestreut die Reiseanekdoten des Fotografen, vermischt mit wissenswerten Fakten. Der Bildband hat mit 288 Seiten und 23,5 x 30 cm ein ideales Coffee-Table-Format, passt aber durchaus auch in den Reisekoffer.

Eintauchen ins Inselmeer

Gleich zu Beginn des Lesevergnügens wird man zur besseren Orientierung in das etwas unübersichtliche Archipel eingeführt. Der erste Blick auf die Karte lässt nicht wirklich erkennen, wie die Inselgruppe zu ihrem Namen kam. In der Antike wurden die Inseln als geschlossener Kreis um das heilige Eiland Delos betrachtet, sodass man sie „Kykladen“ (Ringinseln) taufte. Die restlichen Inseln im Ägäischen Meer wurden Sporaden (zerstreute Inseln) genannt.

Auf mich wirkt die Anordnung der Kykladen genauso sporadisch. Ein wenig wie das Lego auf dem Kinderzimmerboden: große und kleine Teile, wild durcheinandergeworfen. Wie viele Inseln genau zu den Kykladen zählen, ist bis heute nicht eindeutig definiert. Auch der Versuch, sie in Untergruppen einzuteilen, mündete in Widersprüchlichkeiten.

Gut, dass der Autor den Überblick behält und für uns vorselektiert hat. Jede der von ihm besuchten 27 Inseln wird in zwei bis fünf knappen Sätzen charakterisiert. Ein Textbüffet voller Appetizer: Inseln häppchenweise, Auswahl nach Gusto.

Göttliches Spiel der Elemente

Als fotografisches Hauptgericht möchte ich Ihnen vor allem das letzte Kapitel empfehlen, dessen lokale Zutaten ganz nach meinem Geschmack sind. Unter dem Titel „Von Steinen und Wasser“ sind die beeindruckendsten Landschaftsaufnahmen des Bildbands zusammengefasst. Man merkt, dass der auf Wasser spezialisierte Fotograf hier voll in seinem Element ist.

Rudi Sebastian schafft es, die paradiesischen Buchten und Strände ohne Anflug von Postkartenkitsch abzubilden. Auch der Kapitelaufbau ist gelungen, die Bildfolge kontrast- und abwechslungsreich gewählt. Fotos von rauer, blaugrauer See wechseln sich mit spiegelglattem, türkisfarbenen Wasser ab. Weitwinkelaufnahmen eröffnen Bildräume, die den Betrachter förmlich hineinziehen, während Nahaufnahmen Fels- und Wasserstrukturen zeigen, die wie abstrakte Kunst anmuten.

Das Lieblingsbild des Autors findet sich ebenfalls in diesem Kapitel. Im Interview erzählt er die Geschichte, wie er auf diesen unglaublich schönen Ort aufmerksam wurde:

„Das Bild der aus dem Wasser ragenden Felsen der sogenannten Mönchsgruppe vor Polyaigos ist aus mehreren Gründen mein Lieblingsbild. Ein zufällig entdecktes Instagram-Foto hat meine Neugier geweckt und auch nach intensiver Internetrecherche habe ich kein weiteres Foto davon finden können. Also musste ich zuerst herausfinden, wo diese Felsen überhaupt sind. Ein Freund hat mich mit einem gemieteten Boot zu den – nur vom Wasser aus zu erreichenden – Felsen gebracht. Mit der Kamera in einem wasserdichten Beutel bin ich ans Ufer aus großen, extrem glatten Marmorsteinen geschwommen, um von dort aus zu fotografieren. Nur von dort aus hat man diese runden Steine als Vordergrund. Jederzeit hätte ein weiterer Felsbrocken von oben dazukommen können. Eine Mischung aus Angst erschlagen zu werden und großem Glück, das erleben zu können, stellte sich ein.

Heutzutage kommt es nicht mehr allzu oft vor, dass man als Fotograf das Gefühl hat, etwas ganz Besonderes entdeckt zu haben. Noch dazu in einem Gebiet, wo man davon ausgehen kann, dass jeder Stein schon vielmals umgedreht wurde.“

Angesichts von so viel Schönheit verwundert es nicht, dass die Kykladen der Spielplatz griechischer Götter gewesen sein sollen. Man sagt, Apollon und Artemis wurden auf Delos geboren, Zeus wuchs auf Naxos auf. Der Weinanbau auf den Inseln wird auf Dionysos zurückgeführt. Die archäologische Ausgrabungsstätte auf Delos mit den Überresten von vier antiken Göttertempeln ist UNESCO- Weltkulturerbe und definitiv einen Besuch wert.

Schon allein, damit sich das sporadische Inselchaos doch noch in einen kýklos, also in einen wohlgeformten Kreis, auflöst. Wenn Sie den Berg Kynthos besteigen, werden Sie feststellen, dass Delos auf drei Seiten von anderen Inseln umgeben ist. Syros, Tinos und Mykonos schirmen die Insel der Götter nach außen ab. Und wenn man noch Naxos und Paros hinzunimmt, schließt sich sogar der Kreis.

Unser Buchtipp Griechenland

Rudi Sebastian: Kykladen – Inselparadies im Griechischen Meer

Hier gibt’s das Buch

Rudi Sebastian
Kykladen – Inselparadies im Griechischen Meer


Erschienen im teNeues Verlag am 15.1.2023
288 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-96171-452-0


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Mareike Dietrich

Textgestalterin – Autorin

Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.

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