Diesen Beitrag als Podcast hören
Inhaltsverzeichnis
Erleben Sie erhellende Momente beim alljährlichen Lichtkunst-Festival! Unser Kulturtipp Schweiz: Lilu Lichtfestival Luzern
Header-Foto: © Luzern Tourismus / Elmar Bossard
In dunkelsten Zeit des Jahres erstrahlt Luzern elf Tage lang in allen Farben des Regenbogens: Fantasievolle Lichtinstallationen erhellen die Gebäude der Stadt und die Gemüter der Menschen. Aus Licht, Architektur und Musik werden immersive Räume geschaffen – atmosphärische Inszenierungen, die das Publikum mit einbeziehen, zum Staunen bringen und hellauf begeistern.
Luzern bringt Licht ins Dunkel
Das Lichtfestival Luzern – kurz Lilu – ist eine Hommage an eine Kunstgattung, die in den 1930er-Jahren ihren Anfang nahm und in den 60ern den Kunstbegriff revolutionierte. Mit Hilfe von Leuchtstoffröhren entmaterialisierten amerikanische Künstler wie James Turell oder Dan Flavin das Kunstobjekt, indem sie dimensions- und grenzenlos wirkende Lichträume schufen. Ab den 80er Jahren wurde die Projektion zum bestimmenden Medium der Lichtkunst; in den 90ern erweiterten die LED-Technologie und Computeranimation das Gestaltungsspektrum der Lichtkunstschaffenden. Licht wurde zum Bedeutungsträger, Lichtkunst transportiert heutzutage Botschaften, die über einen rein ästhetischen Zweck hinausgehen.
Beim Lilu befinden sich die meisten Lichtkunstwerke an öffentlichen Orten und sind frei zugänglich. Sie können quasi im Vorbeigehen besichtigt werden: auf dem Weg zur Arbeit, zum Restaurant oder bei einem Einkaufsbummel. So wird Kunst für alle erlebbar und ganz selbstverständlich Teil des Stadtgesprächs. Der rund ums Luzerner Seebecken führende Ausstellungsparcours lädt ein, sich durch die winterlichen Gassen treiben zu lassen und – sei es als Bewohner oder wiederkehrender Gast – die malerische Altstadt Luzerns in ganz neuem Licht zu sehen. Zahlreiche Hotelbetriebe beteiligen sich an diesem Festival der Lichtkultur und heißen Besucher von nah und fern mit attraktiven Übernachtungsangeboten willkommen.
Seit 2019 findet das Lilu jeden Januar statt und hat längst überregionale Strahlkraft entwickelt. Die vom Verein Lichtfestival Luzern organisierte Veranstaltung bietet lokalen und internationalen Kunstschaffenden eine Bühne; auch Animations- und Musik-Studierende der Hochschule Luzern sind regelmäßig mit Beiträgen vertreten. Zunehmende Besucherzahlen ließen die Anzahl der Festival-Beiträge und Künstler*innen steigen. Zuletzt umfasste der Rundgang 24 Lichtinszenierungen im Umkreis der historischen Altstadt, an denen sich rund 140.000 Personen erfreuten. Thomas Fritschi und sein Team haben anfangs nicht gedacht, dass das Lilu so schnell so groß werden würde. „Wir sind sehr stolz darauf, dass es bei der Bevölkerung und den Gästen solchen Anklang findet“, sagt der Festivalleiter im Presseinterview.
Immaterielle Kirchenkunst
Besondere Anziehungskraft entwickelte in den letzten Jahren die aufwändig inszenierte Lichtshow in der Jesuitenkirche. Die bauhistorisch bedeutsame Barockkirche zählt zu den Top Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ihr reich ausgestalteter Innenraum ist beeindruckend – umso mehr, wenn die Wand- und Deckenflächen des Kirchenschiffs durch Videomapping zum Leben erweckt werden. Konzerte von Musiker*innen aus verschiedenen Genres komplettieren das überwältigende Seherlebnis mit Hörgenuss.
Auch die durch Pilaster und Gesimse gegliederte Kirchenfassade wird als Leinwand für Lichtkunst genutzt: Animierte Projektionen lassen den Sakralbau Jahr für Jahr in neuem Glanz erstrahlen und machen die Jesuitenkirche zu einem Highlight des Lichtfestivals.
2024 wurde in der Matthäuskirche eine weitere Lichtshow ins Programm genommen. Das Interieur des neugotischen Kirchengebäudes präsentiert sich normalerweise deutlich schlichter als das seines barocken Gegenübers am anderen Reuss-Ufer. Während des Lilu Festivals herrschte auch hier eine schier überwältigende Opulenz: Fließende Lichtornamente bedeckten das Innere der dreischiffigen Basilika und verwandelten den Kirchenraum in ein farbenprächtiges Kaleidoskop.
Von Anfang an war die Hofkirche mit ihren unverkennbaren Zwillingsnadeltürmen ein fester Schauplatz der Lichtkunst. Beim letzten Festival konnte das Publikum auf dem Kirchenvorplatz mit Gemälden alter Meister interagieren, die auf die Gebäudefassade projiziert wurden. Die Installationen des Lilu schlagen eine Brücke zwischen Historie und Moderne, zukunftsweisende Technologien machen (Kirchen-)Kunst mit allen Sinnen erfahrbar.
Sollten Sie also während des nächsten Lichtfestivals in Luzern sein (was wir Ihnen wärmstens ans Herz legen), dann besuchen Sie unbedingt eine der spektakulären Lichtshows mit Live-Konzert. Den Veranstaltern gelingt es immer wieder, renommierte Kunst- und Musikschaffende für die Bespielung der Kirchen zu gewinnen und diese zu einem Ort der kreativen Erleuchtung zu machen.
Foto rechts: Lichtkunst am Wasserturm beim Lilu Lichtfestival 2022: © Luzern Tourismus / Elmar Bossard
Lichtspiegelungen im Wasser
Natürlich darf bei einem Festival, das den Stadtraum zur Bühne macht, der Hauptakteur nicht fehlen. Der achteckige Wasserturm mitten im Fluss Reuss gilt als Wahrzeichen Luzerns. Vermutlich wurde das steinerne Monument im 13. Jahrhundert als Wehr- und Gefängnisturm errichtet. Etwa 100 Jahre später stellte man ihm die Kapellbrücke zur Seite, heute die älteste überdachte Holzbrücke Europas. Über Jahrhunderte hinweg erfüllte sie eine Doppelfunktion als seeseitiger Wehrgang und Fußgängerverbindung zwischen den Flussufern. Beim Lichtfestival Luzern bietet sie fantastische Ausblicke auf die Lichtinstallationen in ihrem Umkreis.
Zum fünfjährigen Jubiläum des Lilu 2024 wurde der Wasserturm zum wiederholten Male bespielt. Surrealistisch anmutende Bewegtbilder hüllten den Turm nahtlos ein und spiegelten sich im Wasser der Reuss. Hinter der schillernden Fassade steckt ausgeklügelte Technik: Damit die großformatigen Projektionen den Turm von allen Seiten passgenau überlagern, mussten einige Hochleistungsbeamer sogar in den Vierwaldstättersee gesetzt werden.
Beim ersten Lilu 2019 leistete HSLU-Dozent und Animationsexperte François Chalet Pionierarbeit am Wasserturm. Seine Installation „Oktagon“ setzte Maßstäbe für die folgenden Festivals, bei denen er und seine Studierenden abermals mit innovativen Arbeiten vertreten waren. Für Chalet ist das Spannende an Fassadenprojektionen der Dialog zwischen Animation und Projektionsfläche: „Die Form und das Baumaterial definieren Farbe, Beschaffenheit und Struktur der Leinwand – und dies wiederum beeinflusst den projizierten Inhalt.“
Foto rechts: Torbogen am Bahnhof beim Lilu Lichtfestival 2022: © Luzern Tourismus / Laila Bosco
Lichtkunst trifft auf Architektur
Neben den historischen Wahrzeichen der Stadt werden auch jene neueren Ursprungs beim Lilu in Szene gesetzt. Ein Besuch in Luzern bietet architekturaffinen Reisenden zeitgenössische Architektur vom Feinsten. Namhafte Architekturbüros wie Ateliers Jean Nouvel, Gigon + Guyer und Santiago Calatrava haben das Stadtbild mit ikonischen Gebäuden bereichert.
Nouvels Kultur- und Kongresszentrum wurde bereits mehrfach zum Schauplatz des Festival-Geschehens. Ein von ihm gestaltetes Designhotel befindet sich ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs, dessen gläserne Halle auf einen Entwurf Calatravas zurückgeht. Das historische Bahnhofsportal auf dem Vorplatz wird jedes Jahr mit Lichtkunst bespielt. Auch das moderne Verkehrshaus von Gigon + Guyer beherbergte bereits eine Lichtshow.
Verbinden Sie doch Licht- und Architekturgenuss bei Ihrem nächsten Besuch in Luzern!
Mareike Dietrich
Textgestalterin – Autorin
Als Innenarchitektin und Texterin gestaltet Mareike Ideen, Räume und Sprache. Für Glücksmomente Charmingplaces berichtet sie über alles, was ihr am Herzen liegt und sie selbst glücklich macht.
Mehr über Mareike erfahren